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258 Gberlausttzer Heimatzeltung Ne. 16 rvehrmusik noch zu den wohlgeübten Künsten gehören. Be sonders hübsch war es, daß in dem Festzug auch Angehö rige der früheren und der jetzigen Herrschaftsfamilien „mitmachten". Zuerst kam alles, was zu dem erwähnten großen Bilde gehörte. Herolde, Landsknechte, herrschaftlicher Wagen, ein „Haushofmeister zu Roß", das Gefolge derer von Ponickau, Bürgermeister, Stadtväter und Bürgerschaft — alles, wie überhaupt im ganzen Zuge von vorbildlicher historischer Treue, Sauberkeit und Nettigkeit. Es folgte alles, was in Kriegsläuften einmal an Sol dateska übers Städtchen gegangen war. Geharnischte und Fußvolk aus dem Dreißigjährigen Kriege, alte sächsische Husaren, Lützower und anderes mehr. Das Verkehrswesen versinnbildlichten alte und neue Radfahrer; aber auch Botenmann und Botenfrau und der landesübliche Leinöl mann fehlten nicht. Bunt und lustig kamen die Elstraer Landsmannschaften aus anderen Städten, darunter die Dresdner, hübsche Jnnungswagen, eine naturgetreue Wendenhochzeit in rich tigen Landkutschen, Vertreter heimischer Gewerbe, auch ein bißchen Reklame, aber nett und schlicht-lustig gemacht. Und den Schluß bildete die Elstraer priv. Schützengilde mit malerischen Dreimastern. Und — viel und gute Musik gabs in dem Zuge. Festball unter der Marktlinde und fröhliches Kneipen hielten Einheimische und Gäste bis zur erneuten Illumina tion zusammen — und wohl dann auch noch ein Weilchen. Der Montag war den Kindern gewidmet, die nach be rühmtem Lausitzer Vorbild in festlichem Auszug zum Schützenhaus marschierten und dort spielten, bis sie am Abend mit Lampions wieder zum Marktplatz zogen. Auch sie werden das Fest nicht vergessen und einmal später im Leben wissen: Heimat, ein köstlich Wort!" In blühender Heide In blühender Heids, im Sonnenlicht, Da spielte das Glück Verstecken: „Sucht mich, jucht mich, ihr findet mich nicht!" So wollt' es die Menschen necken; Doch brannte jo hs'ch der Sonnenschein, Da jchlies es in blühender Heids sin. Mer Kommt und wird es erwecken? In blühender Heids, beim Hünengrab, Da jprudslt ein Brünnlein jo Helle. Ein jchwarzbraunss Mägdlein, sin jungsrijcher Knab' Stehn Hand in Hand an der Stelle. „Und wenn nun das Heimlichs "Plätzchen hier Sonst keinem gehörte, wie dir und mir. Mein Liebchen, mutzt schnell dich besinnen, Mas sollten wir damit beginnen?" Dis schwarzbrauns Maid, sie jubelt und lacht: „Das könnt für ein Hüttlsin uns taugen!" — — In blühender Heids, da ist erwacht Das Glück — und reibt sich die Augen l LIscl Mcqbrun», Konstanz. DieGoÜkvonEt.Prter Schauspiel in 5 Akten von N udolf Gürtner, das überall eine ungewöhnlich gute Aufnahme gefunden hat, ist für NM. 1.— zu beziehen durch die „Sberlausitzer Kimm öettrms", Reichenau Ga.). Lausitzer Künstlertagung Am Freitag, dem 12. Juli, 16 Uhr fand im Stadt- verordneten-Sitzungssaale des althtstorischen Bautzener Gewandhauses eine Tagung der Oberlausitzer bildenden Künstler statt — und zwar gemeinsam mit Vertretern staatlicher und städtischer Behörden, sowie sonstiger am Oberlausitzer Kunstleben interessierter öffentlichen Körper schaften. Die Einladung dazu war von der Kreishaupt mannschaft Bautzen durch Herrn Oberregierungsrat Dr. Kästner ergangen. Herr Staatsminister Richter, dem die hier berührten Angelegenheiten schon als Kreishauptmann sehr am Herzen gelegen hatten, nahm für eine Stunde an der Sitzung teil, die von organisierten und Nichtorgani sierten Künstlern aus allen Teilen der Lausitz gut besucht war. Zur Beratung standen in erster Linie geeignete Maß nahmen, um der offensichtlichen Not unserer heimischen Künstlerschaft nach Möglichkeit abzuhelfen. In eingehen den sachlichen Auseinandersetzungen, bei denen echter Idea lismus und warme Hingabe an eine große Aufgabe vor waltete, wurden folgende 4 Hauptpunkte herausgestellt: 1. Es ist anzustreben, daß von Behörden und öffentlichen Körperschaften nach Möglichkeit alljährlich gewisse, nicht zu kleine Beträge ausgeworfen werden, damit genügend Ankäufe von Kunstwerken für öffentliche Gebäude ge tätigt, — sowie Aufträge und Preise an bildende Künst ler vergeben werden können. Insbesondere ist erwünscht, daß bei öffentlichen Bauten von vornherein auf eine gewisse künstlerische Ausschmückung und Durchbildung Bedacht genommen wird. 2. Durch enges Zusammenarbeiten zwischen Presse und Künstlerschaft muß erreicht werden, daß immer von neuem durch sachverständige Federn die Not der Künst lerschaft in der Öffentlichkeit betont und auf die Ver pflichtung hingewiesen wird, die gefährdete bildende Kunst unserer Heimat in eine bessere Zukunft Hinüber- zuretten. Die Kunsterziehung des Publikums ist so weit zu fördern, daß es schließlich jedermann für seine Pflicht hält, alljährlich durch einen — wenn auch noch so gering fügigen — Ankauf ein Scherflein auf dem Altar der Kunst zu opfern. 3. Unentbehrlich sind würdige, ausreichend große, gut be lichtete und leicht zugängliche Kunstausstellungsräume. Im besonderen wurde hervorgehoben, daß sich glück licherweise durch den im Gang befindlichen Erweite rungsbau des Bautzener Museums Gelegenheit bietet, Ausstellungsräume zu schaffen, die nach Zweckmäßigkeit der Anordnung und Lage als Vorbild für die gesamte Oberlausitz gelten können. 4. Unabweisbar ist eine Vereinheitlichung und Rationali sierung des Oberlausitzer Aüsstellungswesens. Zu diesem Zwecke wurde die Gründung einer allgemeinen Arbeitsgemeinschaft Lausitzer bildender K ü n st l e r beschlossen, in deren Vorstand jede der bereits bestehen den Künstlerorganisationen und -gruppen (wie Lausitzer Künstlerbund, Bautzener Künstlervereinigung und Freie Lausitzer Künstler) drei Vertreter entsenden wird. Auch den Nichtorganisierten Künstlern wurde entsprechende Vertretung zugebilligt, und zwar in der Weise, daß für je fünf Unterschriften ein Vertreter in Betracht kommt (im Ganzen nicht mehr als drei). Dieselben Rechte wur den dem Kreisverband Bantzen des Bundes deutscher Architekten eingeräumt. Weiterhin sollen dem Vorstand Vertreter der Oberlausitzer Kunstvereiue (Bautzen, Gör litz, Zittau) angehören. Als Vorsitzender der neuen Ar beitsgemeinschaft wurde einstimmig Dr. Kästner ge wählt, der sich zur Annahme der Wahl erfreulicherweise bereit erklärte.