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Unruhe erhob sich. Grundmann aber sprach weiter: „Denkt auch an eure Kinder! Das Beste, was ihr ihnen einmal vererben wolltet, worauf sie stolz sein sollten, war eure Scholle. Es ist Bauernblut in ihnen und vielleicht eine starke Liebe zu dieser Erde. Wißt ihr, ob sie sich nicht draußen stets als Elende fühlen werden?" Aber sie wollten.ihn nicht hören. So laut und ein dringlich er redete, er konnte die Unruhe nicht dämpfen. Zum Schluß bat er, den Verkauf, den einige morgen abschließen wollten, noch aufzuschieben, vielleicht würde sich in der Frist noch eine bessere Einsicht einstellen. Und dann forderte er zur Aussprache auf. Aber weder ein Pließ- dorfer, noch einer von den „Herren von der Gesellschaft" hielt es für nötig, ihm entgegenzutreten. Da sah Doktor Grundmann, daß er tauben Ohren ge predigt hatte. Er schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war wie voll zahlreicher Verwundungen, zergraben, düster, sein Blick voll tiefen Schmerzes, als er vom Podium herabstieg. Sein Vater und Karl fanden sich zu ihm. Sie gingen durch die laute Menge und verließen das Haus. Kein Wort redeten sie auf dem Wege. Mutter Grundmann war aufgeblieben. Als sie in die Gesichter der Eintretenden sah, wußte sie alles. Und sie fragte nicht. Paul aber sagte traurig: „Wir kennen uns nicht mehr!" Am anderen Morgen begleitete der alte Grundmann Paul zur Station. Nicht die Straße, sondern einen Pfad zwischen Feldern und Wiesen gingen sie. Sie wollten nie mandem begegnen. Ihr Schritt war langsam und schwer, ihr Kopf geneigt, und die herben und müden Züge ihres Gesichts erzählten, daß sie beide unter dem Erlebnis des letzten Abends unsäglich litten. Ja, das Auge des Alten war naß. Sie redeten nur wenige Worte. „Was du da gesagt hast, mein lieber Paul, war alles richtig. Aber du siehst: hier gibt es kein Einhalten mehr. Wenn einer gleich wollte. Zuletzt ist man auf einer kleinen Ansxil " „Ihr könnt nicht anders. Und ich auch nicht." Diese Worte begleitete der Doktor mit einem traurigen Kopf nicken. Der Vater sah ihn an, er verstand den letzten Satz nicht. Da gab ihm der Sohn Aufschluß. „Gestern abend schwur ich, es zu wagen. Allen zum Trotz!" „Du? Du hättest —" „Ich wollte dich bitten, daß du mir das Vorrecht vor Fremden gibst. Du hättest mit Mutter bei mir bleiben müssen. Dann hätten wir die Scholle halten wollen wie eine Festung, so viel Spitzhacken und Maschinen auch gegen uns angingen!" Der Alte war stehen geblieben. Warm und dankbar blickten seine Augen den Sohn an, und seine Lippen be wegten sich, sie wollten wohl ein herzliches Wort sprechen. Aber dann senkte er den Kopf nieder und schwieg. Der Doktor aber fuhr fort: „Der Gedanke machte mich heiß. Eine große Freude kam in mich. Doch wie ich mir's ausmalte, da sah ich: es geht nicht. Es würde ein Kampf sein auch gegen die Menschen, die mir bis jetzt so nahe gestanden haben. Und wohl kein schöner Kampf: denn sie sind — ganz anders als bisher. Es ist hier alles verloren. Als wäre das schöne Stück Erde von einer Sturmflut ver nichtet worden. Hinter mir — ein Nichts!" Wie ein verhaltener Wehschrei klang es dem Alten, es schnitt ihm tief ins Herz. Stumm schritt er neben dem Sohne hin, der seiner Heimat ein Fremdling wurde. Glasveranda mit Aussicht. Fremdenzimmer u. Jugendherberge. Speisen sehr preiswert zu jeder Tageszeit. Kühlanlage. Streng reelle Bedienung. Fernjpr. Grosspostwitz 24S. Paul Hantujch. Absndfrieden ' Im Westen sinkt die Sonne nieder. ' Im letzten Leuchten strahlt der Wald. . Verstummet sind der Vöglein Lieder, Der Lärm des Tages ist verhallt. — . Da geht ein Aaunen in den Bäumen, ' Ein Flüstern durch dis stille Welt. < Der muntre Dach fängt an zu träumen — Die Dämm'rung ihren Einzug hält. . Dis rosa Wölkchen leis verblassen... ' Lin dunkler Schleier deckt sie zu. < Der Mond zieht silbern seins Stressen — Ls Kommt dis Nacht mit ihrer Auh. / Du liebe Nacht, auch mich nimm wieder ' Ins Traumland des Vergessens auf < Und schliesse meiner Augen Lider, Da ich so müd' vom Tagsslausl < Heinz Audeich-Löbau. * Aberlausitzer Brief Mei lieber Korle! De Striche sen ne is Thema, die senn ock de Eistim mung, weil'ch groade uf a Lied aus bie. De Teene koannst dir falber suchn: denn du bist mustkoalscher oals ich. Is Lied heeßt: „Das ist der Tag des Herrn". Oalsu itz giht's lus: a — fis — geeh — Das „Das Auto tut wohl auch das Rennen mitmachen?" Su frojt mei Majdl, woas uff'm Fansterbratl sitzt und 'n Sunntg frieh zen Fünfter raüsguckt und a bissl gescheuter rädn tutt oals ich. Na, und ich wullte groade oafangn ze singn. Nee, meente ich, doas fährt ock zuguckn. „Audo — Audoo — Audooo!" Su bläkt nu dr kleene Junge, dar uff'm Tiesch gekroabblt kimmt und o rausguckn will, weil glei a ganzes Reigl Mutorrader uff dr Stroaße runtr- ploatzn tun. Dar hätte ieberhaupt no geschloofm, wenn die Ludr Mutorrader ne schun seit frieh im fimfe durch's Durf gedunnert wärn. „Audo — Audoo — Audoohoouichch!" Mit dann Murgngebate hoat ar seine Mutter gewackt. „Audo" is heutzetage ieberhaupt is dritte Wurt, woas de klen'n Kinder rädn larn: Mama — Papa — Audo —. De Ver- kehrschurdnung mechte eegntlich glei uf jede Windl gedruckt sen. 's is ock dumm, doaß de Kinder su späte lasn larn tun. Das ist „Das ist aber heute ein Betrieb auf der Straße." Su staunt meine Froe, und ich muß 'r drklärn, doaß dr Zit tauer Verkehrschverein a Zittau 'n Verkehr und 's Ge schäfte steigern will. Und do hoann se staatliche Genehmi gung, doaß se destrwaign de ganze Lausitz aus'n Schloafe dunnern kinn. Aber, 's is o wuhr, a su an schin Sunntge brauchn o de Leute ne su lange ze schloofm. Und de Kin der? Wenn die ne su lange Schloof hoann, schoad's o ne vill. Die kriegn do de ganze Wuchche a dr Schule Milch- friehsticke, do tutt sich doas wieder ausgleichn. Aber trutz- dem tu ich dann Mutorroaöfoahrern mit soamt'gn Kloam- meroaffen no a paar mool mieher Geljd winschn, doaß se sich kinn a gescheutes Audo keefm, woas ne su a unver schämtes Gedeese machn tutt. Ich bie goar ne gegn dan Mutorbetrieb uf dr Stroaße,- denn is wär ju oalwern, wenn ees a die sich furtentwicklnde Verkehrschmoaschinerte reigreifm wellte. Aber en Tag, dar Ruhetag sen will und sen soll, dann lnßt amool 'n Fußgängern uf dr Strooße und dann Lenin, die a dr Strooße woh'n misfn — und wenn ihr a dan Tage groade fahrn mißt, do foahrt oa- ständg und ne su verrtckt und rtcksichtslus.