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schwere Überschwemmung in dem an der Spree gelegenen Stadtteile angebracht worden, so z. B. an der Garten mauer vor der Heiligengeistbrücke über der Gedenktafel von 1582, ferner an der Scheune zwischen den „Drei Lin den" und der Franksteinschen Mühle, am vormaligen Heiligengeisthospitale, an der Franksteinschen Mühle, an der früher Zimmermannschen Bleiche hinter der Schneide mühle und hinter dem zur Großen Mühle gehörigen Wohngebäude. Von weiteren am Spreeufer und in den Seitentälern gelegenen Ortschaften haben wir noch nachstehende Berichte vorgefunden. So schreibt ein Zeitgenosse, der Häusler und Weber Karl Gottfried Wehster in Oberfriedersdorf bei Neusalza-Spremberg: „1804, den 14. Juni, wurde ein großes Wasser: früh um 4 Uhr kam es in die Stube, daß wir mußten ausziehen,' es war in der Stube 1 Elle weniger ein halb viertel." Und von dem benachbarten Oppacher Tale, welches seine Abflüsse gleichfalls der Spree zu sendet, meldet die dortige Chronik: „Am 14. Juni 1804 war eine große Überschwemmung. Vier Wochen hatte es geregnet, also daß das Wasser aus allen Hügeln und Löchern quoll. Vom Pfarrberg bis zum Kretscham, von hier bis nach Taubenheim war eine Wasserfläche." Aus den Spreedörfern Kaupa, Kltx, Leichnam (jetzt Spree wiese), Salga, Uhyst, Merzdorf liegt folgender Be richt vor: „Die Dörfer haben teils durch Überschwemmun gen, teils durch das Zerreißen der anschwellenden Teich dämme beträchtlichen Schaden erlitten. Felder und Wiesen wurden versandet, Brücken und Steige weggerissen." Schließlich noch eine Schilderung der Wassersnot in dem die Eingangspforte zur Niederlausitz markierenden gewerbefleißigen Städtchen Spremberg: „Die Be wohner der Häuser an der Spree außerhalb der Stadt waren am 15. Juni früh um 8 Uhr nicht mehr imstande, zu entfliehen und befanden sich in der Lage, daß man über haupt an ihrer Rettung verzweifeln mußte. Mit der äußersten und augenscheinlichsten Lebensgefahr wagten es der Leutnant von Kracht, beim Reg. Sänger Inf. Gren., auf einem nach seinem Vorschläge und Angaben zusam mengeschlagenen Floße, mit dem Bürger Pollink den Un glücklichen, die man allgemein verloren gab und zu retten zu furchtsam war, durch die tobenden Wellen über die Spree zu Hilfe zu eilen. Sie wagten das Leben und hatten dafür die Freude, 19 Menschen das Leben zu retten, die wenigstens größtenteils gewiß zugrunde gegangen wären, da die meisten von diesen Häusern einstürzten. Die Scharf- richterci mit allen Nebengebäuden wurde weggerissen, die große Mühle mit allen Nebenwerken ruiniert, alle tiefen Saaten und Wiesen sind hier und im Spreewalde ver dorben." Erst der 30. Juli 1897 hat den Spreeanwohnern wieder ein fast so umfangreiches und schadenbringendes Hoch wasser gebracht, das in Bautzen bis auf 60 Zentimeter an das von 1804 heranreichte. O. Sch. Schlußtag der tzeimatspiele in Priebus (Oberlausiß) Der 14. Juli, der Schlußtag der Heimatspiele, brachte schon in den Morgenstunden neue Gäste in das schöne Städtchen. Im Saale der „Stadt Berlin" wurde pünktlich um 9 Uhr von Herrn Felix Renker als Vorsitzenden die Verbandstagung der „Bolksspielkunst" eröffnet, wobei der Verstorbenen der letzten Zeit gedacht wurde. Es sind dies Heimatdichter Friedrich-Reichenau, Hendel-Mylau, Kraft- Schönau. Schriftsteller Felix Renker wurde wieder zum Verbandsvorsitzenden gewählt. Der nächste Verbandstag wurde zu 1932 nach Chemnitz festgesetzt, womit das Fest des 50 jährigen Bestehens verbunden wird. Am Nachmittag trat sodann auf dem Schillerplatze der historische Festzug an. Auf dem Marktplatze hielt Bürgermeister Klenke eine kurze Begrüßungsansprache und legte in beredten Worten ein Treuegelöbnis zur Heimat ab. Er schloß mit einem Hoch auf das deutsche Volk und Vaterland, worauf die dritte Strophe des Deutschlandliedes angestimmt wurde. Der Festzug löste sich dann auf und von 3 Uhr ab spielte die Ktthnsche Kapelle im Parke, während sich der Zu- schauerranm zur letzten Aufführung allmählich wieder mit 5000 Gästen füllte. Dann setzte das Spiel ein. Nach dem 2. Akte ehrte Bürgermeister Klenke im Namen des Ver kehrsvereins Herrn Renker und den Spielleiter Herrn Sasse mit seinen getreuen Spielern durch Blumen und Kranzspenden. Gleichzeitig wurde Bürgermeister Klenke durch einen großen Kranz geehrt. Nach Schluß dieser letz ten Aufführung setzte stürmischer Beifall ein, dann ent wickelte sich im Parke wie in der Stadt wiederum ein buntes Leben. W—l. „Über allen Gipfeln ist Ruh" Bon Irmentraut Leu polt Alle Menschen lieben die Ruhe, die Ruhe des Abends, die Ruhe nach getaner Arbeit. Sie ist aber nur dann eine Wohltat, wenn sie der Lohn für angestrengte Tagesarbeit ist. Das Sprichwort hat also recht, wenn es sagt: „Nach getaner Arbeit ist gut ruhen". Ruhe gibt dem ermüdeten Körper das Gefühl der wiederkehrenden Kraft, dem ermüdeten Geist die Beruhigung der Nerven. Man findet sie nicht nur im Schlaf, sondern auch im Aufsuchen der stillen Natur zur Abendzeit, des rauschenden Waldes, eines stillen Weihers, des majestätischen Meeres, auf Bergeshöh' oder im malerischen Tal. Ruhe findet man auch in stillen Mußestunden, bei einem guten Buch, beim versonnenen Spiel eines Instruments. Deshalb haben auch zahlreiche Dichter in ihren Mußestunden die Ruhe besungen, ja gerade in ihren Ruhestunden fanden sie die besten Worte, die Ruhe zu besingen. Die Ruhe des Abends konnte kaum beseligender ausge drückt werden, als es Hoffmann von Fallersleben in „Abend wird es wieder", Matthias Claudius in „Der Mond ist auf gegangen", Paul Gerhardt in „Nun ruhen alle Wälder", Rückert in „Du bist die Ruh, der Friede mild" in Tönen Franz Schubert getan haben. Das sind Ruhelieder des gereiften Mannes. Wie anmutig sind aber auch jene Lieder, mit denen eine Mutter ihr Kindlein zur Ruhe singt: z. B. von Wilh. Taubert „Schlaf in guter Ruh", Franz Schubert „Schlafe, schlafe, holder, süßer Knabe", Mozart „Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein"; dazu die vielen Christwiegenliedlein aus der schönen Weihnachtszeit: „Schlaf wohl, du Himmelsknabe du", besonders aber „Stille Nacht, chlaf in himmlischer Ruh'". Weit gewaltiger aber erklingt das Hohelied von der Ruhe, wenn es gilt, die Ruhe des Todes, die Ruhe nach vollbrachtem Leben und Lebenswerk zu besingen. Wenn Brahms' Deutsches Requiem gewaltig durch den Kirchenraum braust, Mozarts Requiem und die vielen anderen bittend, klagend und auch wieder frohlockend und triumphierend an die Herzen andächtiger Zuhörer rühren, so ists, als würde man selbst mit emporgehoben auf Flügeln des Gesanges in eine andere, neue Welt, da kein Leid mehr ist. Unter den vielen Dichtern, die uns die Ruhe besungen haben, befindet sich auch unser größter Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Auch er wanderte, wenn er sein reiches Tagewerk vollbracht hatte, hinaus ins schöne Thüringerland, in die Wälder um Weimar, auf die Höhen des Thüringer Waldes. Hier war es auch, wo er am Abend des 7. September 1780, also kurz nach seinem 31. Geburtstag, uns jenes kurze, aber innige Nachtlied schenkte: „Uber allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch. Die Vöglein schweigen im Walde. Warte nur, balde ruhest du auch!"