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Gberlaufltzsr Hsimai^eLSung 14 Nr. 1 „Ehr rädt wie errsch verrstieht," sagte Oberlin und mit dem Wohlgefallen über das Lob mischte sich bei dem Scharf denkenden sichtlicher Unmut: „'s ös abn nö oalls bsoamm. Derr Gruße Hott ann ganz verflixtn Dickkop, Le derr Grußn kenntch kee Mensch ne aus, su wing rädt se, d' Kleen gibbt off nischt nö Obacht ond verschmäht d' Schürz vonn Bauch, ond derr Kleen — wenn a schonnt oastellch ond nö verdross» ös — macht oalls liederlich ond hoalb!" „Doas wörd mit jedn Tag besser," tröstete Bär, „vo Kin- nern koannst keen Muster ne verlangn. Ond groad denn Klenn ös a jeds gutt, doas koannst oack gleebn! Derr reiche Schenkwört drubn heeßtn nö annersch oas: mei Schwieger- suhn!" „Na, doas wörd wu no a Lössl zeitch sein," schmunzelte der glückliche Vater, „öffn letztn März wörd a zahne!" „A will abn offs gwüße giehn," lachte der Kürschner, „wenn üche a Majdl hätt, tätch müch o dröm kümmern. Vo dar Sort gibbts nö völl. Aber nu soi merr doa ammo, Koarl, wie ü' mitt derr neuen Pudlmötz gestern benn oakomm Löst." „Nu hörschte! Ann Hopser macht a bis bahl ad Deck nuff! A hätt se am liebstn 'n ganz» Obd a derr Stub off- bhaln, aber doas konntchn doa nö leidn, ees weeß doa o, woasch ghörrt! Do hott a se abn ömmer ann Hänn bhaln ond vo vorn ond hing» studiert." „A wörd merr doa nö ad Quar komm wolln," lachte der Kürschner. „Na, sö wördn schonnt gfoalln hoann. 'ch hoatt merr orndtlch extrich Müh gähn — denkst, üch zieh a jed a sitt seidn Futter nei?" „Su, su, ann sött vürnahm Pudlmötz host denn Jongn kauft?" Bär nahm sich dabei eine kräftige Prise aus seiner neusilbernen Dose. „Die tätch merr o garn amo oasahn. Mei Grußer macht schon» lang kenn Stoat mie mit senner." „Do koan Rot warn." Bereitwillig stand der Wirt auf und öffnete die Tür zu der kleinen Nebenstube, in der sich Frau und Kinder meistens aufhielten. „Reinhard, komm amo rüber ond zeig 'n Herrn Zömmermeefter dein neu Mötz!" Ein winziges Ollämpchen brannte in dem kleinen Ge mach, und man konnte die kleine Selma kaum erkennen, die sich beim Ruf des Wirtes schlaftrunken von dem alten Kanapee aufrichtete, auf dem sie ein Nachmittagsschläfchen gemacht hatte. „Derr Reinhard ös örömm be derr Gruß- motter — aber wu ös denn ü' Motter?" Weinerlich verzog die hübsche Sechsjährige den Mund, denn sie war mit Grauen inne geworden, daß sie sich ganz allein im Stübchen befand. „Die ös no Törch zo derr Annrus gangn," neckte der Vater, aber Selma kam gar nicht dazu, die schon gezoge nen Schleusen zu öffnen, denn im gleichen Augenblick trat die Mutter durch die vom Flur hereinführende Tür. „Be derr Oberlingrußmotter ös a," antwortete sie auf die noch mals wiederholte Frage des Mannes. „A wörd wu bahl heemkomm." „Doas willchn o grotn hoann, 's ös keen Oart förr a Kind, süch e derr Dunklet draußn römzotreibn." Er begab sich zu seinen Gästen zurück. „Ja, Juljus, do koanch derr su hortch ne halfn. A führt se spoaziern!" „Nu, oach Jedl ne, doas hott doa Zeit. Os hinnt ne, wörds a annermo. Aber hörschte, üch hoa düch schonn vo vorn ond hinn btracht — machst denn goar a a neu'n Strumpjack Stoat?" „'s Chröskinnl vo derr Jul. A schien ond dankboar Stück, doas se do vonn Kiengshainer Strumpwörker der- hannelt Hot!" „Woas Hots denn do be derr Jul gsoatzt?" „Gruße Gschichtn könn mär nö machn, doas poaßtch nö förr gwöhnlche Leut. Die hott abn mit dann wölln Kleed, woas se schonn su lang braucht, zofriedn sein müssn." „Ja, benn Weibern, die'ch ömm oalls mit kümmern müssn ond wösin, wie sanerch a Pfenng verdient, do gieht doas. Aber die Majdl vo heul sein a goar hofitrtch Bolk. Do kömmt der Magister mitn prädchn nö dorch, vill winger onserees. D' Ernstin goab keen Ruh, 'ch hoa err ann sölbern Eisteckkoamm keefn müssn!" „Host ja oack die zwee Kinner — do wörds wu ern giehn. 'ch hoa menner Frau Liebstn ja o doas grüße weiße Omhängtuch keefn müssn, su lang hott se vo dar grün'n Kant ond dann lang Franzn öroa gspecktakelt. Ond do der- mitt woarsch o no nö gnung, a neuer Woattrok mußt o no sein!" ,,D' Kürschnerei brengts schonn. Ommer ee klee Fleckl as anner —" ,,'ch war derr glei halfn! Wenn ees do Lischt be Euch Bauleutn 's Maul ufreißn wellt —. Aber 's fällt merr goar nö ei, ond wenn d' zwee sitt fürnahme seidne Westen oas Bscherch römzeign tatst, wie heut —" „Otz woarscht aber foalsch gfoahrn," lachte Bär. „Die West hoach schonnt seit Michael- derr Krausbauer vrocht sö merr zonn Hebn!" „Reinhard?" ries der Wirt. Aber es hatte ihn wohl nur getäuscht. Dafür schlürfte es gewaltig und jetzt zog es hörbar vor der Tür Pantoffeln aus. Eine ältere starke Frau mit roten Wangen und blanken Braunaugen trat eins Unverkennbare Ähnlichkeit hatte sie mit dem Wirt. „Gun Obd minnanner!" „Schinn Dank! Setztch oack nieder, Motter. Zweemo zwee poar Stonn!" „Nee, do wörd nischt draus warn- 'ch hoa goar nö lang Zeit. D' Hausfrau wollt hinnt wu hie zonn Roackn giehn, doa solltch err benn Klenn bleibn. 'ch wollt oack 'n Rein hard ammo woas froin. Ös a nö do?" „Do schloi abersch Water nei! Üch denk, a ös be Euch?" „Vurtn! 'n ganzn Nomötz hott a e derr Hell gsassn ond a woasn römgbastlt. Wies die ahln Saujongn abn su machn. Aber 'n Zwörn hott a mär verschmössn, 'n schwoarzn ond 'n weißn. Kee Fadl findch mie ann Kastl, 'ch koan merr nö Lischt d' Schürz flickn, mit darch vurtn a derr Türklink hängnblieb!" „Jul, ös derr Reinhard do?" „Dar ös schonnt schloaffn gang." „Hörscht, Frau, doas gieht nö mit raichtn Dingn zu. Do dröm hott as doa sonst nö su ängstlch. Glei ziehst nuff ond hulstn ronner!" „E, loassn oack liegn. Onserenner Hot su wie su örscht amo Ruh, wenn d' Kinner schlofn —" ,,'ch koan ja falber giehn." „Nee, loass oack, 'ch huln ötze!" Das Feinglieörige, Blonde, Rosaweiße, was bald dar auf die zierliche Wirtin über die Türschwelle schob, war in der Summe wirklich allerliebst. Nur die schönen dunkel blauen Augen blickten nicht so frisch und froh wie sonst, sondern schauten den gestrengen Herrn Familienvorstand recht unsicher an. „Nu soi märrsch amo Jonger, woas doas heeßn soall! Wörd doas ötz su be ons eigführt, doaß zo derr Obdmost oack kömmt war wöll? Gieht a mär nischt, där nischt schloss« ond hott settn Möttch kenn Bössn ann Leib." „O ju. 'ch hoa be derr Grußmotter mit Koaffee gtrunkn!" „Klenner, vo dann Fiedl Chröstbrut be mär Löst nö soat gwurn!" „Ehr sedd o do, Grußmotter?" „Freich, du Saujong, ond oack waign där. Wu höstn wenn Zwörn hiegton? 'ch muß merr woas flickn, aber 'ch koan merr ja nö örscht neu'n keefn, d' Feiertag Hot doa Dahnlröchtr zu." „Do könnt err ja hingn nei giehn!" fuhr es dem jungen Mann heraus. „Otz warch derr aber glei halfn — ein paar recht kräf tige Kopfnüsse waren das Mittel —, „glei soists derr Grutz- motter, woas d' mitt ährn Zwörn gmacht host." „Dann hoach verflicht!" „Verflicht?" Sehr erstaunt war der Vater. „'n ganz» Zwörn?" frug noch erstaunter die Großmutter.