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von des Kaisers Geheiße swegenj, und Mühe und Arbeit hatte diese Stadt, aus und ein zu reiten, und ward geplagt jdiej Stadt und das ganze Land mit Fuhren und mit Ar beit unzählich, das die Stadt und das Land manches Jahr nie verwandt. Also sind die Mönche Coelestini kommen in das Land." Der Orden der Cölestiner, ein Zweig der Benedik tiner, wurde 1264 von Peter von Murrhone, der 1294 als Cölestin V. eine kurze Zeit Papst war, gegründet. Heute haben sie nur noch wenige Klöster. Ihre Ordenstracht war weiß mit schwarzer Kapuze und schwarzem Skapulier jSchulterbehang). 2) Karl IV. 1346 bis 1878. °) Das ist Avignon in Frankreich. Z Urban V. 1362 bis 1370. °) Das ist unmöglich,- hier liegt ein Versehen des Jo hannes von Guben vor,- denn in den Jahren 1366 bis 1369 hatte Avignon noch kein Cölestinerkloster. Die ersten Oybi ner Cölestiner haben wohl dem Kaiser auf seiner Rückkehr aus Avignon irgendwo in Frankreich sich angeschlossen, aber sie selbst kamen nicht aus Avignon. N. L. M. 1912. 88. Bd. I. 264. Hundertjähriges Jubiläum der „Klosterschenke" zu St. Marienthal. Am Montag, 16. Juli, beging die weitbekannte und allgemein beliebte Klösterschenke zu St. Marienthal ein Hundertjahr-Jubiläum. Manchem, der die Verhältnisse kennt, wird es befremdlich erscheinen, daß das behäbige Gasthaus nicht älter sein sollte. Damit hat er recht, aber es handelt sich hier nicht um das Gesamtalter, sondern um die letzten hundert Jahre, seitdem es aus dem Besitze der Klosterherrschaft in Privathanö überging. Vordem hat die „Schenke", wie das Gasthaus allgemein genannt wird, sicher schon weitere Jahrhunderte bestanden, wenn darüber auch wenig bekannt ist. Nur zweimal wird sie in der Ge schichte des Klosters erwähnt. Am 15. Juli 1829 sollte die „Schenke" versteigert werden. Die Vorbereitungen hierzu erfolgten in verschiedenen auswärtigen Blättern, so in Zit tauer, Vudissiner, Löbauer und Görlitzer Zeitungen. Die damalige Ausschreibung lautete folgendermaßen: „Nach erlangter Allerhöchster Genehmigung ist von einem Hochw. Kloster-Stift allhier zu St. Marienthal der meistbietenden Verkauf des ohnweit der Klostergebäude gelegenen hie sigen Gerichts-Kretschams, die Klosterschenke genannt, auf welcher die Gerechtigkeit des Gastierens, Schlachtens, Branntweinbrennens, Bier- und Branntweinschanks und des Handels mit Brot und Semmeln haftet, beschlossen, jedoch unter den Licitanten sich die Auswahl und daß man an das höchste Gebot nicht gebunden sei, ausdrücklich Vor behalten, auch die Entrichtung eines jährlichen Kanons von dreißig Reichsthalern zur Bedingung des Verkaufs ge macht und als Vietungs- und nach Befund Zuschlagster min der 15. Juli 1829 anberaumt worden. Kloster St. Marienthal, 23. Juni 1829. Stifts-Justiz-Canzley daselbst." An dem anberaumten Tage fanden sich die kauflustigen Männer ein, im Ganzen zwölf, darunter fünf Fleischer, drei Gastwirte, zwei Hausbesitzer und ein Gärtner. Die selben waren aus Ostritz, Seitendorf, Oberseifersöorf, Hol tendorf bei Görlitz, Neukallenberg bet Schirgiswalde, Tet- schen, Zittau, Königshain, Reibersdorf und Löbau. Den Zuschlag erhielt Meister Tobias Bergmann aus Ostritz. Das Grundstück wnröe ihm mit allen Gerechtigkeiten und darauf ruhenden Lasten und Abgaben, insbesondere mit der Verbindlichkeit, einen jährlichen Erbzins von 30 Ta lern in Convent-Münze, jedoch nicht unter Doppelgroschen, am Termin Johannis pränummerando an die gnädige Herrschaft abzuführen. Damit war die gesamte Verkaufs handlung, die dem Kloster einen Aufwand von 27 Talern 22 Groschen und 3 Pfg. verursacht hatte, abgeschlossen. Es wurde dann ein Kaufvertrag geschlossen, der 19 Punkte aufwies. Durch den Kauf ging nun die Schenke an Flei schermeister Tobias Bergmann in Ostritz über. Die Schenke ist nun während der ganzen Zeit gewissermaßen in der gleichen Familie geblieben, und zwar verhält sich das folgendermaßen: Tobias Bergmann und seine Ehe frau geb. Friedrich waren kinderlos und hatten eine Nichte der letzteren, Therese geb. Friedrich aus Ostritz, als Pflege tochter bei sich. Diese verheiratete sich im Jahre 1841 mit Josef Berger, der in der Fleischerei Bergmanns als Ge hilfe tätig war und auch fortan in dieser Stellung verblieb. Jedenfalls hat er schon damals die Wirtschaft geführt, be sonders aber, als nach dem Tode Bergmanns 1851 die Schenke testamentarisch an seine Witwe überging. Nach ihrem im Jahre 1854 erfolgten Tode erwarb Berger sie um den Preis von 1000 Talern. Von diesem kaufte sie am 11. Januar 1892 sein Sohn Paul Peter für 10 000 M., ge storben im Jahre 1923. Im Jahre 1918 ging sie an seinen Schwiegersohn Ernst Max Hiltscher über. Seit dessen Tode 1927 befindet sich die Schenke im Erbe und wird von seiner Witwe Martha geb. Berger bewirtschaftet. Da auch der letzte Pächter der Klosterschenke, wie oben dargelegt, ein Berger war und der gleichen Familie angehörte, so ist die selbe über ein Jahrhundert lang mit dem Gasthaus in Verbindung gewesen. So hat die Klosterschenke zwar in einem neuzeitlichen Kleide ihr Jubiläum begehen können, aber der alte Geist der Einfachheit und Biederkeit wird auch wohl weiter in ihr walten. Möge es ihr gelingen, zu den alten Freunden recht viele neue zu gewinnen und möge die uralte Wanduhr, die nach einem 30 jährigen Schlafe auf dem Dachboden gefunden wurde, ihre Tätig keit in der Gaststube wieder aufnehmen und den Gästen nur glückliche Stunden anschlagen. W—l. * Marienthal. Das war eine würdige Feier. Das alte Schenkgebäude hatte sich aber auch in ein stattliches Fest gewand geworfen. Ehrenpforte, Birken, Fichtenkränze und Girlanden — alles erweckte Festtagsstimmung. Eine groß zügig angelegte elektrische Lichtanlage war für den Fest tag geschaffen worden. Alles war in bester Bereitschaft, und es fragte sich nur, wie wird sich die Öffentlichkeit stellen? Und siehe da, sie versagte nicht. Schon vor den Tagen der eigentlichen Feier hatte die Presse der Bedeutung des Tages gedacht. Von vielen Seiten waren Festgrüße er gangen, darunter als besonderes Zeichen der freundlichen Beziehungen zwischen Kloster und Schenke ein künstlerisch ausgeführter Glückwunsch der hochwürdigen Frau Abtis sin Roberta nebst herrlicher Blumenspende. Auch die Ge werbekammer Zittau hatte, bedauernd, an persönlicher Vertretung verhindert zu sein, schriftlichen Gruß gesandt, verbunden mit dem Wunsche, daß Familie Berger sich noch lange des Besitzes der Schenke erfreuen möge. Der Sonn tag, der dem eigentlichen Festtag j15. Juli) voranging, lei tete die Hauptfeier ein. Mit einem Sängergruß eröffnete der Gesangverein Neißtal die Zahl der festlichen Veranstal tungen. Der Nachmittag brachte einen wahren Massen ansturm von Gästen. Bon 6 Uhr ab konzertierte die Ostritzer Ebert-Kapelle in gewohnter Güte. Mit Einbruch der Dunkelheit flammte die wunderbare Festbeleuchtung auf, Haus und Garten in einer Fülle von Licht verklä rend. Der eigentliche Festtag brachte, obwohl ein Werk tag, noch gewaltigeren Besuch. Wieder Konzert und Fest beleuchtung. Die Stimmung festlich gehoben. Ihr gab Herr Dr. Taute in kurzer Rede Ausdruck, die in einem Hoch auf Haus, Wirt und Gäste endete und begeisterten Beifall fand. Ein gemeinsames Lied, ein Jubiläumsgruß an die Klosterschenke, von einem fernen Freunde gestiftet und