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Schlägt sie mit der Kelle tot, hat sie was zum Abendbrot. I, a, u, du hast 'ne Laus, Habe gesehu und du kannst gehn. Und dieser: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13. Ans der Straße steht ein Pfund Weizen. Weizen ich dem Müller gab, Müller mir a Brutl gab. Mutter mir a Schnitte! gab. Schnitte! ich 'n Hiehnc! gab. Hiehne! mir a Gacke! gab. Gacke! ich 'n Lehrer gab. Lehrer mir a Biche! gab. Bichel ich 'n Vater gab. Vater mir an Orschklatsch gab. Pan Vielrick, der wilde )äger*) Von Martin Weiss Nun, Nauer, schiebe die Läden zu Und verriegle des iZoies Hör Vie Nbsndglocke rief alle zur Uuk, Schon gurgeln dis Lröscks im Lkor. Vie vlüdniks**) warten an des Leides Nain, Vie Lull ist dick und schwer; Hinter jagenden Wolken ein flüchtiger Schein — vann siebt man den Mond nicht mekr. in den Linden werden geschickten wach, Vie die Nlten erzäklten am lag. Vie Wetterkakne knarrt auf dem Vach, Cs knistert und knackt in dem braunen Verschlag, ver den Siebe! des Sauses ziert. Cin Käuzchen wimmert im dunklen Sag. Lius dem Dusche das Srauen stiert. va korck was jagt durch dis Nackt sinker? Vas Land wird Kell und wird weit. Vas wogt keran wie ein brandendes Meer, Vas beult und poltert und schreit. Sunde.kläffen und Wagen rasaun Über Acker und kolprigen Weg; vis Pferds okne Zügel und Zaun Oonnern über Drücke und Steg. Cin feuriger Heiter obns kopk Stürmt durch dis Nackt mit (Zsbraus. Vie Lükts donnern Sei — i — ko, bei - i — ko!! In seinen Lesten bebt das Saus. Pan Dietrick jagt mit seinem Hroh Durch dis Nacht so blutig rot — — Nuk einer Cule nackt und bloß Sitzt bleick der grimme Lod. Und links und reckts ein wildes Seer: Sunds, Nasse, Deller! Sie Koben keine köpfe mekr, Sie stürmen lustig weiter! „Sei i-ko, bei—i- ko und kussassa!! Wir zertrampeln dem Sauer Lis Saat! Wir künden Krieg, Mitzwacks und Pest! Wir jagen krük und spat!!" Nun, Sauer, kalte Len Ntem an, Sonst ist es um dick geschekn. Vu erlöst nickt Pan Dietrich aus Lickt und Sann, Latz ikn vorüberziskn! *) Vorstsksndes gedickt ist in dem kür 192Y erschienenen Kalender „Vie Oberlausitzer Seimat" - kerausgsgeben von Serrn Professor vr. Müller — veröffentlicht. *') Cins Lirt sog. Irrlichter, welche am Wegs auk Menschen warten, sie in dis Irre kükren, oder auch gegen eins lZeloknung nach Sause bringen. Werbt für die Gberlaufitzer Heimatzeitung l Die neue Pudelmütze Eine wahre Weihnachtsgeschichte aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Nacherzählt von Susanne Ehrentraut. Es mar noch still in der großen Wirtsstube. Der Gast wirt und Fleischer Karl Oberlin hatte soeben die Öllampe angezündet und hantierte in ihrem Scheine am Büfett. Ordentlich, mit der Schmalseite an der Wand, standen die rotgestrichenen Tische in Reih und Glied. Dazwischen gleich, farbige breite Bänke, die ihre Lehne in öer Mitte hatten, sodaß eine sechs Leuten, je dreien an dem, je dreien am nächsten Tische, Platz zum Sitzen bot. In der hintersten Ecke, über dem Familientisch, drehte sich, wohl durch die Bewegungen des geschäftigen Wirtes, welche die Luft un ruhig machten, ganz leise, aber fortwährend der Christleuch ter. Auf den breiten Reifen, die ihn, nach oben immer klei ner werdend, pyramidenförmig bildeten, leuchtete und glitzerte es. Einmal zeigten sich weiße Schäflein und knieende Hirten, dann die Könige aus dem Morgenland, ganze Herden wilder Tiere, Wagen, Pferde, Holzfäller, kleine Häuschen, singende Engel und als Krone gar das Christkindlein in der Krippe mit seinen Eltern. Zierlich geschlungene Ketten aus buntem Papier umzogen ihn, außerdem schmückten ihn ebenfalls handgeflochtene Sterne aus gleichem Stoff. Lustig winkten rotbackige Apfel, ver goldete Nüsse und brauner Pfefferkuchen. Von den Reißen griffen die Lichthalter nach außen und hielten stolz die von dem Fleischer selbst gegossenen Talglichter empor. Sie waren fast bis zur Hälfte herabgebrannt. Aber sie sehnten sich heute, am ersten Feiertage, umsonst nach der goldenen Flamme. Erst zu Neujahr und zum Dreikönigstag kamen sie noch einmal dran, sonst wäre es zu teuer geworden. Der Gastwirt war fertig und setzte sich an den Tisch, über dem der Leuchter hing. Ein prüfender Blick ging aus seinen tiefliegenden dunklen Augen über den sauberen Raum und ließ einen zufriedenen Ausdruck in dem ver sonnenen Gesicht erwachen. Alles war, wie es sich gehörte: Die Gäste konnten kommen. Und schon hörte man von draußen ein Geräusch am Fuß„abkratzer", Schritte klangen im Flur und herein trat der Ztmmermcister Bär. „Ann schinn gun Obd rei" sagte er und fast gleichgültig sprach öer Wirt sein: „Raicht schien Willkomm o!" Der Gast hatte aber seinen ausgezogenen Pelz noch nicht aufgehangen, als schon wieder Tritte ver nehmbar wurden und der Kürschnermeister Sonne ins Zimmer trat. „Ann gun Obd minanner. 's ös schinner hinn wie haußn, Koarl, doas koannst merr gleebn!" „Nu, doäs koan merr ja oack Rajcht sein," versetzte der Wirt, „ann Winter sitt enner d' Sonn zweemo garn a derr Stub. Soalch derr örscht enn zonn Wärm brengn oder glet ann Stang Bier?" „Breng merr oack ann gut»; weßt, 'ch war mich mit do ahinger machn. Ehr hoat su ann schinn Leuchter fürgschirrt, doaßchn ees garn a brinkl länger oasitt!" ,,'ch dank derr försch Kompliment," lachte Oberlin, sich wieder mitsetzend, „aber 's kömmt ann Foalschn. 's sein oack d' Kinner, die su a Wasn dermitt hoattn. D' Jongn hoann bahl 'n hoalbn Busch mit retgschloappt ond d' Jul brocht 's Maul verr lauter Praigln goar nö mie zu, su vill Schweinerei machtn se, o mit ehrer Schnitzelei ond Schnipserei ad Stub. Nu frähtch enner freich o drüber!" Wohlgefällig glitten seine Augen über die gerühmte Pracht. „Doas koannst o," ließ sich der Kürschnermeister ver nehmen, „ond no mieher über dein oästellchn Kinner, dte's zo Waige brochtn. 's ös ömmer ees gscheuter ond schinner oas wies anner. Wennch ees denn Klenn oack oasitt, lacht eens Harz ann Leib. Schinner ond frenndlcher koan kee Majdl o nö setn!"