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Nus den Heimatvereinen keimattrunSUche Aanäerung ins Neirrrtal S«rg bodnau uns wsrter MaUentftal Eine heimatkundliche Wanderung unternahm am Sonnrag, dem 14. Juli, die Vereinigung für Heimatkunde Reichenbach OL. nud Umgebung in das idyllisch gelegene Neißetal. Die Teilnehmer benützten hierzu den Mittags zug ab Reichenbach OL. 11,43 Uhr, über Görlitz bis Roh nau, wo man dortselbst um 12,57 Uhr den Zug verließ. Bon hier aus begann die Wanderung auf schattigen Wald wegen nach der Burg Rohnau. Nachdem im „Forsthaus" daselbst der Kaffee eingenommen war, wurde unter sach kundiger Führung des. Vorsitzenden der Vereinigung, Herrn Oberlehrer Schöne-Löbau, die Burgruine besichtigt. Die Überreste dieser einst so stolzen Burg des 13. Jahr hunderts bestehen heutigen Tages nur noch aus einem 1794 aufgegebenen Keller, in welchem man Wasser fand und der fürs Burgverließ gehalten wird, ferner aus einem 75 Ellen tiefen, in einem Felsen gehauenen Brunnen von zirka 30 Ellen Wasserstand, der die Burg hinreichend mit Wasser versorgte und aus einem zum Teil verschütteten Wallgraben mit Mauern von 1j^ Ellen Stärke. Der Name dieser mittelalterlichen Burg wird 1262 zuerst erwähnt, sie selbst gehörte damals dem Herrn von Leippa. Die Besitzer wechselten aber sehr bald. Im Jahre 1399 konnten die Sechsstädte mit der Belagerung beginnen. Die Erstürmung der Burg war aber keine leichte. König Wenzel hatte sich mit seinem Vetter Jobst ausgesöhnt und entschädigte die sen durch Zahlung von 8000 Schock Groschen für sein zer störtes Schloß. Dies war im Jahre 1401. Wenn nun aus den geschichtlichen Ermittelungen mit Sicherheit hervor geht, daß Rohnau eine Zeitlang eine Raubburg gewesen ist, so trifft dies für die Zeit von 1396—1398 unzweifelhaft zu, indem während jener Zeit von der niederlausitzer Be satzung der Burg Straßenräubereien gegen Oberlausitzer Kaufleute usw. tatsächlich verübt worden sind. Bestimmte und sichere Nachricht über Rohnau gibt es aus dem 15. Jahrhundert nur eine und dies ist die, daß im Jahre 1494 der Rat zu Zittau einen Anteil an Hirschfelde „nebst dem Dorfe Rohnau, soweit dieses bereits entstanden war, von Christov von Romberg auf Blankenstein ankaufte, für den Preis von 2100 Schock Groschen". Seitdem gehört Rohnau als stadtmitleidendes Dorf der Stadt Zittau. Im Laufe der Zeit ist dieser einst so ausgedehnt gewesene Besitz mehr und mehr zerstückelt worden. Und was wir heutigen Tages von der alten Burg noch sehen, ist auch nur ein spärlicher Ruinenrest, aber cs ist immerhin doch ein stilles Denkmal ans einer weit zurückliegenden, aus einer längst vergangenen Zeit. Nach all dem Gehörten, welches Herr Oberlehrer Schöne den Teilnehmern an Ort und Stelle unterbreitete, verabschiedeten sich die Teilnehmer von den Resten der ehe maligen „Raubritterbnrg" und wanderten auf schattigen Waldwegen der Neiße entlang nach Kloster Marienthal. Zunächst wurde in der Klosterschenke Rast gemacht, die am Tage darauf ihr 100 jähriges Jubiläum feierte. Am 15. Juli 1829 ist die Klostcrschcnke in Privatbesitz übergegangen und ist während dieser Zeit gewissermaßen in der Familie des Fleischermeisters Tobias Bergmann geblieben. Anläßlich des Jubiläums hatten die rührigen Wirtsleute alles auf geboten, um den Gästen den Aufenthalt bei guter Speise und Trank im Garten wie im Lokal so angenehm wie mög lich zu machen. Abends war feenhafte Beleuchtung des Gartens, Konzert und Tanz. Nach einer kleinen Stärkung daselbst wurden die An lagen des Klosters besichtigt und der Michaeliskapellc ein Besuch abgestattet, wo die Ruhestätte der berühmten Sänge rin Henriette Sontag ist. Am 17. Juni waren es genau 75 Jahre, wo die Sängerin ihre letzte Ruhestätte dort ge funden hat und man hat diesen Tag nicht ohne Gedenken an die berühmte Tote im Kloster Marienthal vorüber gehen lassen. Der Vorsitzende der Vereinigung gab in kur zen Zügen ein Lebensbild der berühmten Sängerin. Als die Gräfin Rossi, die frühere Henriette Sontag, zum letz tenmal in Marienthal weilte, hatte sie den Wunsch ge äußert, daß sie einstmals ihre letzte Ruhestätte in der Klostergruft Marienthals finden dürfe. In Mexiko erlag sie im Alter von 48 Jahren einer tückischen Krankheit. Ihre sterblichen Überreste wurden, ihrem Verlangen entspre chend, nach der deutschen Heimat überführt, und nun be findet sich ihr Sarkophag in der Gruft der Michaelis kapelle. Eine enge Treppe führt in das Gewölbe hinab. Zwei Särge stehen nebeneinander, der eine schwer, schön gearbeitet, aus Metall, der andere einfacher, schmuckloser. In dem Metallsarge ruht Henriette Sontag, in dem ande ren ihr Gemahl, Graf Rossi. Auf dem Deckel des einen Sarges liest man die Worte: Hier ruht in Gott Henriette Sontag, vermählte Gräfin Rossi, geboren in Coblenz den dritten Januar 1806, gestorben in Mexiko den siebzehnten Juni 1854. Eine zweite Inschrift feiert die Künstlerin: Dir war das reinste Erdenglück beschteden, Kunst, Anmut, Liebe wanden Dir den Kranz. Nun ruhest Du in Gottes Frieden, Umstrahlet von des Paradieses Glanz. Für Deine Lieben hast Du Dich dem Tod geweiht. Des Lebens Kron ist Dein, Dein ew'ge Seligkeit. Die vordere Stirnseite des Sarges iveist den Text des Spruches aus: „Wenn ich mit Menschen und mit Engel zungen redete". Links vom Sarge der Henriette Sontag lehnt die Ge denktafel der Schwester Julianna. Jungfrau Julianna Sontag war Klosterfrau in Marienthal gewesen. Auch sie, die „Nachtigall von Marienthal" genannt, verfügte über eine überaus liebliche Stimme und feierte vor ihrem Ein tritt ins Kloster die herrlichsten Triumphe. Am 4. Mai 1846 wurde sie eingekleidet und feierte am 5. September 1847 ihre heilige Professur. Sie starb am 22. September 1879. Die Inschrift des Grabsteines lautet: Uie c>büt äie 22. 8sx>tsinbris 1879 U. V. ckulisns Anns Sontsg setstis 69 profsss. ZZ. snno U. i. p. Wenn man aus dem kühlen Gewölbe die Treppe her aufsteigt, erblickt man über Kopfhöhe an der Wand den Wasserhöhenstrich von 1897. Damals stand die Flut in der Michaeliskapellc über 2 Meter hoch. In der Gruft wurden die Särge ausgehoben. Der goldene Lorbeerkranz, der auf dem Sarkophag gelegen hatte, versank in tiefstem Schlamm. Dieser goldene Lorbeerkranz, dessen Blätter man alle wie der fand, wurde nicht mehr auf den Sarg der Künstlerin gelegt, sondern die jetzige Abtissin hat ihn in Verwahrung genommen. Der kostbare Kranz, den der Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz am 17. Juni 1856 am Sarge der Sängerin niederlegen ließ, trägt die Widmung: Der besten Gattin und Mutter, Der treuesten Freundin, Der schönsten und liebenswürdigsten Frau, Der größten Sängerin. Zu den besonderen Kostbarkeiten der Kirche gehören die echten, aus karrarischem Marmor bestehenden Kata- kombenschlutzsteine, von denen je einer in die rechts und links stehenden Altäre eingebaut ist. Erwähnenswert ist noch das hohe Kruzifixusgemälde. Es gehört seiner Ent- stehungszett nach in die jansenistische Zeit. Das künstlerisch unbedingt hochwertige Werk ist von ausgezeichneter Wir-