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Männer der Heimat II. Karl Benjamin Mai Neulich fand ich an einem an der Kirchstraße in Groß schönau gelegenen Hause eine „Wasserhöhe" von 1887 er neuert vor, auf dem alten Kirchhofe war der hier älteste zerbrochen gewesene Grabstein wieder ganz, und ich wun derte mich ob solcher Pietät. Doch begegnete mir bald Herr Benjamin Mai, und: wieder einmal hatte dieser Stille, Be scheidene Heimatdienste verrichtet. Wie manches Charakteristikum ist so durch ihn dem alten Weberdorfe, und ohne daß die Allgemeinheit erst groß davon hört, erhalten geblieben. Vor allem aber ist er Ortschronist, ja die „lebende Chronik" wird er gern gutmeinend bezeichnet, und in der Tat, wo ist ein Zweiundachtzigjühriger mit einem so aus gezeichneten „historischen" Gedächtnisse. Er lebt mit der Chronik, und bas ists, daß er immer und schnell die Leute zu berichten weiß. Gründlichkeit und Aufrichtigkeit sind sein Panier. Das wissen auch die, welche sich bei ihm Unter lage« für ihre mit ihren Namen dann großartig gezierten Arbeiten holten. Karl Benjamin Mai führt seit 1900, nachdem er schon seit den siebziger Jahren lose Notizen sammelte, die Orts chronik. „Tagesbegebenheiten zur Ortsgeschichte vom Jahre 1900 an, ausgezeichnet, welche in der Gemeinde Großschönau vorgekommen sind" betitelt sich das schon ganz hübsch hand lich gewordene Buch. Weiter hat er eine Statistik aller seit 1880 erbauten Häuser des Dorfes, eine solche aller seit 1890 alljährlich ein- und austretenden Schulkinder, ein seit 1876 geführtes ebenfalls summarisches standesamtliches Re gister, eine alljährliche Angabe der Abendmahlsgäste lseit 1700); vom Kriege her eine mit Geburts- und Todestag angaben versehene „Gefallenen-Liste", und weiter, nebst den laufenden Wetterberichten, ein Büchlein „Was von 1914—18 im Orte passiert ist". Neben vielen, seit Jahren in der „Oberlausitzer Presse" verstreut erschienenen geschichtlichen Notizen brachte er im Jahre 1905 anläßlich des 200 jährigen Jubiläums eine durch ihre Kürze und doch Vielseitigkeit sich auszeichnende „Ge schichte der Großschönauer Kirche" heraus. Diese wurde auch in 100 Exemplaren als Broschüre im Selbstverläge aufgelegt. Der Lebenslauf dieses fleißigen Mannes ist bald er zählt. Geboren wurde er in Großschönau, unterm Hutberge Nr. 616, am 24. November 1846 als viertes Kind unter neun Geschwistern einer hiesigen Damastweberfamilie. Die Kinderzeit war nicht glücklich, im vierten Jahre wurde ihm Leim Spiel der linke Gesichtsbackenknochen zersplittert und nach zehn Jahren erst heilte die Wunde zu. Nach der 1860 erfolgten Einsegnung trat er als letzter Lehrling in die 1861 aufgelöste hiesige Damastweberinnung ein; doch ge fiel ihm dieser Beruf nicht. Nach einem Jahre war er Hilfsarbeiter in der Tapeten-Fabrtk und lernte danach bei C. G. Häbler Maurer. 1869 ging er nach Dresden, zwei Jahre später zwei Jahre lang „auf die Walze", kam in Dresden durch Stahlsplitter ums rechte Auge und blieb von 1871 an immer in seinem Heimatdorfe. Von 1874—78 erstmalig verheiratet, hatte er in der jetzigen lseit 1881) Ehe mit Fr. Pauline Rößler von hier drei Töchter und einen, leider gefallenen Sohn. Im 65. Lebensjahre ging B. Mai in den „Ruhestand" und konnte sich nun um so eifriger seinen „historischen" Ar beiten widmen. Möchten dem noch immer Rüstigen wie seiner humorvollen Gattin noch einige ruhige Jahre be- schteden sein. Mättig. Das Burgmuseum in Kirschau Im Rathaus in Kirschau konnte am 22. Oktober 1927 das ^Burgmuseum eröffnet werden. Durch gütige Unterstützung Kirschauer Einwohner war es möglich, eine zweckentsprechende Ausstattung zu beschaffen. Die Ge meinde stellte in freundlichster Weise einen Raum im Rat haus zur Verfügung. Nun ist es jeden Sonntag von 15—17 Uhr geöffnet und doch finden nur wenige Leute den Weg ins Museum. Die folgenden Zeilen sollen einen Bericht über die ausgestellten Sachen geben. Vielleicht veranlassen sie Dich, lieber Leser, auch einmal das Museum zu besuchen. Im ersten Schaukasten findest Du die Waffen der Kriegsknechte. Von den Fernkampfwaffen siehst Du viele Bolzenspitzen. Zwei Hauptarten sind zu unterscheiden, die einen haben Düsen, die andere Gruppe Zapfen. Teile der Armbrust liegen auch aus, so die Eisenkrallen des Arm brustspanners. Zierlicher sind die Pfeilspitzen. Als Wurf geschosse verwandte man wohl auch jene runden Steine für die Handschleuder, von denen bei Hausl viele gesunden wurden. Kräftiger gebaut sind die Speerspitzen. Als Nah waffe trug der Knecht das Streitbeil. Jene Nägel ohne Kuppen werden zum Morgenstern gehört haben. Im zweiten Kasten liegen die Ausrüstungsstücke des Ritters. Neben dem Schwert (Leihgabe von Neukirch) liegt ein Teil eines Schwertes, das man, als es unbrauchbar geworden war, als Türbeschlag weiter benutzt hatte. Teile der Rüstung sind ausgestellt, darunter ein Armring. Aus 64 Kupferblättchen ist der Panzerhandschuh zusamengesetzt. Auch eine große Lanzenspitze ist uns erhalten geblieben. Im Nahkampf verwandte man die Kurzschwerter und die Streitmesser. An einem ist noch Horn vom Griff zu sehen. Im zweiten Kasten hat auch das Geld des Ritters seinen Platz gefunden. Ein Brandenburger Helmbrakteat und ein Präger Groschen wurden bisher geborgen. Eine vergrößerte Zeichnung des Brakteaten hängt an der Wand. Da kannst Du den Helm mit dem offenen Visier und den vier Adlerfedern besser erkennen, als auf dem silbernen Geldstück. Ein Wappenschilöchen ist noch ausgestellt. Es diente als Beschlag eines Gürtels oder des Schlosses. Die Ausrüstung des Pferdes liegt im dritten Kasten. Auffallend sind die kleinen Hufeisen. Sonst findest Du hier noch Steigbügel, Sporen, Trensen, Schnallen u. a. mehr. Im vierten Kasten haben die dicken wendischen Scherben Aufstellung gefunden. Drei kleinere Gefäße und zwei Trinkschalen stehen hier. Die Scherben sind meist reich verziert. Dünner sind die Scherben im fünften Kasten. Hier fallen Dir die Scherben mit dem bunten Rand auf. Einige Bodenstücke tragen besondere Zeichen. Verschiedene Formen zeigen die Deckelknöpfe. Ausgestellt sind noch Spinnwirtel, ein Würfel, ein Löffel aus Kupfer, eine heilige Katharina und ein Narrenkopf. Zahlreich sind die Knochen, die ge funden wurden. Dem Haus und seinen Geräten ist der sechste Kasten vorbehalten. Hier liegen Lehmstücke und verkohlte Balken teile, aus denen die Häuser erbaut waren. Nägel aller Art und Beschlagstücke, Türhaken und -Angeln siehst Du. Drei Schlüssel sind ausgestellt, weiter findest Du Teile von Sägen und Messern. Aus dem grünbemalten Ton war der Ofen hergestellt. Im Zimmer sind noch ausgestellt Steinkugeln, dar unter die einzige Sandsteinkugel, Mühlsteine aus Granit, ein großer Ziegel, das Modell einer Steinschleuder, zwei wiederzusammengesetzte Töpfe. Die Bilder sind meist Auf nahmen der Burg, zwei sollen die Erstürmung veranschau lichen, ein Bild zeigt die alte Holzbrücke über der Spree. Die kurzen Ausführungen zeigen Dir, daß sich ein Be such des. Museums lohnt. G. Steude- Kirschau.