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10, Der Gebirgsverein Cunewalder Tal hat durch den neuen Polenzweg, Wgz. gelber Strich, die Ver bindung von Halbau nach Czornebvh und Hochstein be reits geschaffen. Die Fortführung desselben nach dem Bieleboh soll noch in diesem Sommer öurchgeführt wer den. Vergl. den Bericht über denselben an andrer Stelle. Mit diesen Markierungen hat das Wegenetz der West lausitz große Bereicherung erfahren. Sie verdient es auch, daß sie mehr und mehr das Ziel unserer Wanöervereini- gungen werde, auch das der Jugendgruppen. Wenn ihre Berge sich auch nicht mit denen der Südlausitz messen kön nen, so besitzt sie doch ihre landschaftlichen Schönheiten und in volkskundlicher, geschichtlicher und kultureller Beziehung ihre besondere Eigenart. Und denken wir auch daran, daß hier die Wiege unserer Lausitzer großen Männer stand, eines Fichte, eines Lessing, eines Rietschel, eines Ziegen balg. Dem Bestreben, große Fernwege zu schaffen, ist Ge nüge geleistet, es muß aber auch Verbindungs- und Zu gangswege geben, die nicht ohne weiteres als Fernwege ausgebaut werden können. Möge das rechte Leben, das in unfern Gebirgsvereinen angehoben hat, ein dauerndes bleiben zum Wohl unsrer Lausitz. I. Frenzel, Bautzen. Die Bedeutung der tzeimatgeschichte Von Regierungsrat Bärwinkel Die Erfahrungen der großen weltgeschichtlichen Ereig nisse der letzten Jahrzehnte haben bei nicht wenigen der höher gebildeten Deutschen ein Streben nach universaler Erweiterung des historischen Blickes zur Folge gehabt: Be schäftigung mit der Geschichte fremder Völker, die vielen bisher allzu unbekannt geblieben war, geopolitisches Den ken, auch in historischer Hinsicht, ist zum Bedürfnis ge worden, sei es zur Förderung tieferen Verstehens der über Deutschland hereingebrochenen unerhörten Katastrophe, sei es bei dem großzügigen Entwerfen einer historisch fundier ten Weltanschauung. Alles dies fördert die Neigung zu universalhistorischcr Betrachtung des Weltgeschehens, zur Geschichtsphilosophie. Aber ebenso viele Umstände drängen auch zur Ver- seukung in die nationale Vergangenheit und zu vertieftem Erfassen der Geschichte des eigenen Volkes, dem wir uns durch ein ungeheueres geschichtliches Ereignis um so inniger verbunden fühlen. Gewiß hat sich schon seit Men schenaltern die wissenschaftliche Forschung eifrig um die deutsche Geschichte bemüht, eine Menge von Quellen wur den erschlossen und nicht wenige Darstellungen nicht nur rein wissenschaftlicher, sondern auch gemeinverständlicher Art sind ihr gewidmet worden. Aber trotzdem wird uns die unerschöpfliche Überlieferung noch viel Neues sagen können. Neue Gesichtspunkte führen zur Entdeckung neuer Wahrheiten, deutsches Laud und deutsches Volkstum müssen noch tiefer in ihrem Wesen geschichtlich verstanden werden und mit erneuter Kraft möchten wir uns in die großen Zeiten der Herrlichkeit wie in die Notzeiten der Geschichte des deutschen Volkes einleben, um hieraus unter dem Drucke dessen, was täglich auf uns einstürmt, bleibende seelische Werte zu gewinnen. So ist es erklärlich, Saß die landcsgeschichtliche For schung und die Landesgeschichtsschreibung fortschreiten. Aber sie tun dies nicht nur aus rein wissenschaftlicher Not wendigkeit,' auch neue tragende Gedanken haben sich ein gestellt. Es ist ein Merkmal einer neueren Richtung in der Staatswissenschaft, daß der geographische Faktor für den Staat weit mehr gewürdigt wird als früher. Und das Land ist nicht nur Staatsbodeu, es ist auch Kulturboden. Klingt doch in dem Worte Land auch für unser Sprachgefühl noch die uralte Vorstellung anbaufähigen Erdreiches nach. Die Eigenheit wirtschaftsgeographischer Einheiten, ihre gegen seitig sich bedingende Lebenswichtigkeit und ihre Ergän zung zu einer allgemeinen Harmonie ist uns deutlich ge worden. Der Begriff des Wirtschafts- und Kulturgebietes als eines natürlich und geschichtlich begründeten ist er kannt. Aus boöenbedingten Zuständen gehen auch Erschei nungen seelischer Art hervor: volkstümliche Denkart und Sitte, Kunstübung im bildnerischen Schmuck des wochen- unü sonntäglichen Lebens, in Sage und Dichtung. Auch im bewußt künstlerischen Wollen und Wirken kommt die landschaftliche Forschung zu ihrem Recht, namentlich bei der bodenständigsten Kunst der Bauwerke, die, mit dem Erdboden gleichsam verwachsen, als ehrwürdige Zeugen einer einstigen Kunstbetätigung noch heute uns grüßen. Bis in die freiesten Höhen geistigen Schaffens in Kunst und Wissenschaft wird man den Auswirkungen des Kultur bodens nachspüren können. Hieraus ergibt sich klar und unzweideutig die Bedeu tung der Heimatgeschichte. Unter den Schicksalsschlägen, die uns getroffen haben, hat sich unser Heimatgefühl stark er höht. Aber nicht nur auf Liebe zum heimatlichen Volks tum und zur heimatlichen Natur möchte es beruhen, son dern auch geschichtlich tiefer begründet werden. Die Hei mat ist uns ja nicht nur der Ort, an dem wir geboren sind oder an dem wir wohnen und unser Leben hinbringen; wir denken dabei auch der Geschlechter, die vor uns hier wandelten und walteten. Darum bedarf es der Heimat geschichte für den einzelnen Ort und für die einzelne Land schaft. Eine zweifache Aufgabe ist dabei zu lösen: geschicht lich tieferes Urteil an die Freunde der Heimat heran- zubringen, aber zugleich auch ihre Hilfe für Erweiterung Heimatgeschichtlicher Kenntnisse zu gewinnen. Denn die Heimat bietet einen historischen Anschauungsunterricht ein ziger Art, dessen bildende Kraft in den Schulen und im Volke weithin auszuwerten ist. Mit dem Gedanken Hei mat erreichen wir eine ungewöhnliche Vertiefung der Auf fassung geschichtlicher Entwickelung. Heimat ist, wie einst ein bekannter Philosoph gesagt hat, erlebte und erlebbare Totalverbundenheit mit dem Boden und noch mehr: Hei mat ist geistiges Wurzelgefühl. Innerlichstes Verstehen der Heimat und Heimatliebe reichen in die Tiefen der Religion. Zwischen der universalgeschichtlichen Betrachtung, die in geistvollen und verfeinerten Erörterungen zu Höhen emporzusteigen vermag, von denen aus das am Boden haf tende Treiben nur noch angeöeutet erscheint, und der rei- nen Ortsgeschichte nimmt die Heimatgeschichte eine mitt lere Stellung ein. Sie bietet noch die Möglichkeit quellen mäßigen intensiven Eindringens in die verschiedenen Kul turgebiete und Hat ihren besonderen Reiz durch innige Vertrautheit mit dem begrenzten Raum, auf dem sie sich abspielt. Wir ziehen aus alledem die Folgerung: es muß hei matgeschichtliche Arbeit geleistet werden. Wo sie not gedrungen liegen blieb, ist schnelle und völlige Wiederauf nahme erforderlich. Anerkennung ist für sie zu fordern bei den Historikern, die sich mit allgemeineren Fragen beschäf tigen. Wenn auch ihren Arbeiten unmittelbar mehr Strah lungsraum zukommt, so ist doch die Heimatgeschichte nicht als „Spezialität" abzutun, sondern sie ist eine Angelegen heit von nationaler Tragweite. Eben darum verdient sie Beachtung, auch in der öffentlichen Meinung. Sie ist be rufen, an ihrem Teile mitzuwirken bei der Selbstbesinnung auf die Tiefen unseres Seins und darum die Kräfte zu stählen zu einem gesunden Wiederaufstieg unseres Volkes. Der Cinsendungstermin von Verträgen für die „Oberlausitzer veimatzeitung" ist stets der Montag der VOocbs, in welcksr die Zeitung erscbeint. VRr bitten unsere Mitarbeiter und die vericbterstatter von Vereins, bericdten, diesen lag innezubalten, da sonst Verzögerungen in der Verstellung unvsrmeidlicb sind.