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In Goldentraums Konditorei wird einige Zeit gerastet. Kleine, bunte Häuslein, mit der Bank vor der Tür, um stehen den grünen Marktflecken. Etwas romantisches ist nirgends zu finden — nicht einmal die Kirche hat etwas besonderes Anziehendes —, so hat Goldcntraum mehr Poesie im Namen als in der Wirklichkeit. — Wir gehen abwärts, rasten noch einmal, richtige Erholung, am plät schernden Waldbächlein. Hier ist die Poesie zuhause. Wir genießen still herrliche Gaben der wunüerreichen Natur. Aufwärts steigen wir zur Straße, die von Golöentraum zur Sperrmauer führt. Ein halbverfallener Hungerturm, der einsam am Waldrand steht, läßt uns allerlei Ver mutungen über seine Zugehörigkeit und sein Alter durch den Sinn gehen. Ist er nicht wie ein dunkler Schatten aus grauer Vorzeit, der noch in diesen sonnigen Tag fällt? — Nein, wir mögen keinen solchen Schatten — wir erfreuen uns restlos an der schönen bewegten, großen Wasserfläche des Staubeckens. Welch eine Anlage. Was muß hier ge sprengt worden sein, um dem Staubecken diese Ausdehnung zu schaffen! — Hier ist auch den Autos ein Ziel gesetzt. Durch gemauerte Steinbogen und einen kleinen Tunnel führt der Weg zur Sperrmauer. Ein gewaltiges Werk. Bewundernd und staunend erfaßt das Auge das mächtige Gebilde von Menschenhand. Es muß ein überwältigender Anblick sein, wenn die Wassermassen durch die Schleusen brausen, oder an den gemauerten Kaskaden herunter stür zen — schön und schauerlich. Unten steht das Elektrizitäts werk. Wir gehen an ihm vorüber, nun führt der Weg wie der den Queis entlang, der hier mehr Steine als Wasser in seinem Bett hat. Wieder ists lieblicher Wicsengrund, durch den er fließt, stellenweise ist sein Bett ganz wasser los, bewaldete Hänge zu beiden Seiten. Noch einmal steigt unser Weg bergauf — auf dem gegenüberliegenden Ufer steht die Neidburg, jetzt Jugendherberge. — Ein Gewitter ist im Anzuge, wir sputen uns zur Anlegestelle des Motor boots auf der Marklissaer Talsperre. Kaum sind wir drin in drangvoll fürchterlicher Enge eingepfercht, als auch schon das Unwetter losbricht. Ein selten genossenes Schauspiel: Gewitter auf dem Wasser. — Wir umfahren die Burg Tzschocha, so haben wir den Vorzug, sie von drei Seiten flüchtig bewundern zu können. Unnahbar thront sie auf der Höhe, ein stattlicher Bau, der nach den Plänen des Prof. Bodo Ebhardt erneuert wurde. Bald legt das Boot an — die Sperrmauer der Marklissaer Talsperre ist erreicht. Nicht so groß und gewaltig wie die Goldentraumer. Viele Stufen führen hinab, am Elektrizitätswerk vorbei, -nach der Hagenmühle geht der Weg. Diese Einkehrstättc liegt gar lieblich am Queis. Über die Brücke wandern wir, auf- und abwärts schreitend, nach Marklissa. Der Qneis bleibt noch eine ganze Zeit unser Begleiter. Auch von der Bahn, die über Steinkirch, Holzkirch nach Lauban führt, grüßt ihn unser Auge, hier völlig entsteint, wie einen, der durch Wiesen wandelt. — Es war eine lohnende Tagespartie, die wir gemacht hatten: Greiffenberg — Marklissa, mit den beiden Talsperren. Marg. Reichel-Karsten. Schloß Grafenstein. Von der Station Ketten der Zittau—Reichenberger Eisenbahn aus führt eine Straße in dem lieblichen Tale des Wetzwalöer Baches aufwärts und^ man erblickt auf einem Granithügel j305 Meter) das überaus malerische, weit hinaus sichtbare Schloß Grafenstein, von der Station in 12 Minuten erreichbar. Von der Stadt Grottau aus er reicht man es in 30 Minuten auf der durch herrliche Obst gärten führenden Reichsstraße Zittau—Reichenberg. Wann und von wem die Burg Grafenstein erbaut wurde, ist nicht sichergestellt. Um die Mitte des 13. Jahr hunderts kam sie in -en Besitz des Burggrafen von Dohna und blieb bet diesem Geschlechte mit einer kurzen Unter brechung, als sie an die Familie der Mehl von Strehlitz käuflich überging, bis zum Jahre 1681, als sie Graf Adam Matthias vou Trautmannsdorf erwarb. Von dessen Erben erkaufte im Jahre 1704 das Schloß und die im Jahre 1S14 aus Lchugut iu Erbbesitz verwandelte Herrschaft Graf Wenzel Gallas, der Vorfahre des heutigen Besitzers Franz Graf Elam Gallas, für den Betrag von 401500 rheinlän dischen Gulden. Im Hussitenkriege wurde die Burg wiederholt be lagert und auch erstürmt. Im 30 jährigen Kriege ward sic öfters von Feind und Freund belagert bezw. erstürmt und ergab sich u. a. dem schwedischen General Königsmark, der hier sein Hauptquartier aufschlug, wie auch später dem schwedischen General Wittenberg. — Im Jahre 1806 hatte Prinz Friedrich Karl von Preußen daselbst sein Haupt quartier. — Am Pfingstmontage des Jahres 1843 brannte infolge Blitzschlages der obere Teil des alten Schlosses ab. Die Straße durch das Dorf Grafenstein führt an der Schloßbrauerei vorüber zu dem an einem Gonöelteich ge legenen herrschaftlichen Gasthofe zum „Steyrerfranzl", wel cher sich schon seit mehr als 5 Jahrzehnten in den Händen der jetzigen Pächterfamilie befindet und sich sowohl seiner herrlichen Lage, als auch seiner anerkannt guten Bewirt schaftung wegen allgemeiner Beliebtheit erfreuen kann. Von dort aus gelangt man auf schattigem, sagen umwobenem Weg zum alten Schlosse, dessen Besichtigung erlaubt ist. Man beachte die Spuren alter Wandmalereien im oberen Burghofe, besonders die Sgraffito-Reste über der Tür zum runden Turm, die wunderbare Aussicht, welche man aus den 18 Luken des über 98 Stufen besteig baren Schloßturmes besonders gegen Grottau, Zittau und das Lausitzer Gebirge genießt und endlich die im Jahre 1569 hergestellte und reich ausgemalte Schloßkapelle, welche in den Jahnen 1911 bis 1914 von Künstlern der königl. Bildergalerie jRudolfinum) in Prag gänzlich ausgebessert worden ist. — Durch die durch das tschechoslowakische Staatsbodenamt erfolgte Enteignung des Großgrund besitzes wurden der Herrschaft Elam Gallas die schönsten und wertvollsten Besitzungen weggenommen. Das alte und das neue Schloß samt dem schönen Parke sowie die Schloß brauerei und der herrschaftliche Gasthof sind dem alten Besitzer geblieben. Die ausgedehnten Obstgärten und Alleen in der Um gebung des im saftigen Grün der alten Eichen halb ver steckten Schlosses, welche zur Zeit der Baumblüte einen ganz erhebenden Anblick gewähren, sind es besonders, welche Grafenstein zu einer Perle unter den Ausflugs orten Norüböhmens machen. Von Reichenau ist Grafenstein iu zirka IX Stunden, von Bad Oppelsdorf in zirka IX Stunden zu erreichen. iM ^SetltsbÜkO GMgKrautwlM»BalAn LVsnciiscbsr 6rsbsv 2 (lleks LtsinsU.), ^smrvi 2815 vT, kiikrenriis «isus kiir ».««Isrkleieruns ^riscligung fssmcisi- kisQbtssngsisgsniisitsn Vsfmittsiung bsi Lrunckstüoüs-^n- unck Vsrksvfsn WUWWWMWWWWW tlypotkskvnbsscüsttung WWWM