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Jahr 1928-29 war ein stilles Arbeitsjahr. Nur einmal trat die Vereinigung durch eine größere Veranstaltung an die Öffentlichkeit, als die Lusatia-Vereine unsere Stadt zum Tagungsort ausersehen hatten. Mit Befriedigung war fest zustellen, daß sich alle Brudervereine als Gäste unserer Vereinigung wohlfühlten und dadurch das einigende Band, welches die sächsische und preußische Oberlausitz verbindet, noch fester geknüpft ward. Einen wesentlichen Teil der Jahresarbeit nahmen die vorbereitenden Arbeiten für die 1930 abzuhaltende 700-Jahrfeier unserer Stadt in An spruch. Den Statuten des Vereins gemäß war es die Pflicht der Vereinigung, sich an diesen Vorbereitungen zu beteiligen. Verschiedener Umstände halber wird das Fest in der ursprünglich geplanten Form nicht gefeiert werden. Der Vereinigung wird es auch obliegen, dieses bedeutungs vollen Ereignisses in würdiger, schlichter Form zu geden ken. Zur Bewältigung der Jahresarbeit waren 7 Vor standssitzungen und 6 Monatsversammlungen nötig. Diese Zahlen beweisen, daß trotz mancherlei Hindernisse das Vereinsschtff vorwärts gesteuert wird. Gerade das letzte Jahr stellte infolge unliebsamer Hemmnisse große Anfor derungen an die überzeugungstreue des Gesamtvorstanöes. Trotz des Hastens und Jagens unserer Zeit kann auch am Schlüsse des Vereinsjahres festgestellt werden, daß sich stets ein treuer Stamm von Mitgliedern bereit findet, mitzu arbeiten an den Aufgaben des Vereins zum Segen für deutsches Volkstum und deutsche Kultur. Allen sei an die ser Stelle für ihre Mitarbeit-Herzlichst gedankt. Besonderen Dank verdient noch unser treues Mitglied Herr Söhnel, welcher in liebenswürdiger Weise einen großen Teil seiner wertvollen vorgeschichtlichen Funde dem Heimatmuseum zur Verfügung stellte. Um dem Vereinsziel: „Geschichtliche Erforschung der Heimat" gerecht zu werden, wurden sechs Vortragsabende abgehalten, und zwar 1. „Zur ältesten Ge schichte Reichenbachs" (Herr Oberlehrer Schöne),- 2. „Das Dorf Neusorge" (Herr Schuhmachermeister Nicht),- 3. „Bautzen — Reichenbach — Markersdorf" (Herr Lehrer Titze),- 4. „Das alte Jnnungswesen in Reichenbach" (Herr- Oberlehrer Schöne),- S. „Die Hussiten in Reichenbach" (Herr Oberlehrer Schöne),- 6. „Allerlei Nachrichten aus der Ge schichte von Reichenbach" (Herr Oberlehrer Schöne). Diese Borträge sollten die Grundlage für das zur 700-Jahrfeier herauszugebenöe Heimatbuch werden. Leider ist durch den Wegfall des Festes auch die Ausführung dieses Planes un möglich. — Die schöne Sitte des gemeinsamen Wanderns wurde auch im vergangenen Jahre gepflegt. Es fanden zwei Wanderungen statt, und zwar nach Weißenberg zum Stadtjubiläum und nach den Königshainer Bergen. Möch ten sich auch im kommenden Jahre wieder recht viele Mit glieder an den Wanderungen beteiligen. Die Mitglieder zahl der Vereinigung betrug am Schluffe des Vereins jahres 79,- das sind 3,04A der Einwohnerschaft Reichen bachs. Der Besuch der Vortragsabende stieg im letzten Jahre von 32 auf 45^. Das Heimatmuseum wurde ins gesamt von 243 Personen und fünf Schulen besucht. Die Wegemarkierungen, welche der Verein zu betreuen hat, befinden sich in mustergültiger Ordnung. Ferner unter nahm der Verein zwei Grabungen in der sogenannten Gockel bet Biesig, die zur größten Zufriedenheit ausfielen. — Der Kassenbericht zeigte, daß der Verein ein Gesamt vermögen von 237,16 Mk. besitzt. Dem Kassierer wurde dankend Entlastung erteilt, damit fand der 2. Punkt seine Erledigung. 3. Wahlen. Sämtliche Vorstandsmitglieder wurden auf die Dauer von drei Jahren einstimmig wieder gewählt. Zum 2. Schriftführer wählte die Versammlung den Berichterstatter und zu Kassenrevisoren die Herren Dunkel und Israel. Kenntnis genommen wurde von ver schiedenen Bereicherungen des Heimatmuseums, die in letz ter Zeit von Gönnern der Vereinigung zuflossen. Wegen dem Verfall der fünfflügeligen Windmühle auf dem Töpfer berge, dem alten Wahrzeichen von Reichenbach, will die Vereinigung in diesbezügliche Verhandlungen mit dem Heimatschutzverband in Verbindung treten, damit uns die selbe erhalten bleibt. Der Verlag der „Oberlausitzer Hei matzeitung" in Reichenau, Sa. teilt der Vereinigung mit, daß der Bezugspreis der Zeitung ermäßigt werden soll, wenn sich genügend Einzelbezieher der Vereinigung als Abonnenten melden. Der Vorsitzende bittet, von diesem Angebot recht regen Gebrauch zu machen. Ferner gab er ein Bild von der Lusatia-Tagung, welche am S. Mai in Neusalza - Spremberg stattfand, woselbst die Dresdner Kleinkunstbühne mit sehr guten Darbietungen aufwartete. Eine Einladung zum 2. deutschen Wandertage in Schön linde (Tschechoslowakei) vom 8.—10. Juni lag vor. Hieran werden einige Mitglieder teilnehmen. Beschlossen wurde sodann, am 16. Juni einen Ausflug nach Hochkirch und dem Czorneboh zu unternehmen. Die Abfahrt von Reichen bach OL. erfolgt mit dem Mittagszuge bis Pommritz. Mit dieser Wanderung sollen an Ort und Stelle geschichtliche Vorträge verbunden werden, um den Heimatsinn mehr zu wecken und zu pflegen. Die 700-Jahrfeier der Stadt will die Vereinigung in würdiger und schlichter Weise, in Ge stalt eines Heimatabends nächstes Jahr festlich begehen, wozu die Stadt einen Beitrag von 300 Mk. zur Verfügung gestellt hat. Infolge der vorgeschrittenen Zeit mußte der Vortrag des Vorsitzenden über das Thema „Die Reichen bacher Landschaft" auf die nächste Sitzung verschoben werden. Walther Vogel. Georg Krautwurst »Pauken Wsnckisoiisi-Lssbsn 2 (lloks Stsinstr.), ^6fvi-ui2815 lli-Isckigvogti-smclsslisotitssvgötsgsnboitsn Vmmlltslung bsi Li-uocistöoks-^n- unck Vsi-Ksvtsn tiypotbsksobssotisiiun glMWWWI Lausitzertag auf der Dresdner Iahresschau Die Heimattage in der Jahresschau „Reisen und Wan dern" fangen an, sich reichhaltiger und lebendiger auszu gestalten. Den Tag der Lausitzer am Sonntag hatte man unter Mitwirkung der Bezirksgruppe Oberlausitz im Hei matbund Sächsischer Landsmannschaften recht gefällig auf gezogen. In der Morgenfeier im Lichtspielhause las dies mal Oskar Schwär. Leider nur vor einer kleinen Zu hörerschaft, aber mit dem Erfolge gespannter Aufmerksam keit und in starkem Beifall bezeugter Dankbarkeit seiner Zuhörer. Es gelang ihm trotz aller Zurückhaltung, die er sich im Vortrag auferlegte, die nachdenkliche Schilderung gegenständlichen und seelischen Milieus einer sterbenden Altbäuerin in ihrer eindringlichen Beredsamkeit in Er scheinung treten zu lassen. Viel stärker wirkte er jedoch in Eigenem, zwei köstlichen, volkstümlich-heiteren Geschichten „Die Krinoline" und „Die blaue Schürze" und der auch im Tragischen wahrhaft volkstümlichen Erzählung „Der Schuß in den Himmel", die in all ihrer Knappheit trotz ihrer „Sachlichkeit" in der Darstellungsform so wundervoll sentimental im Inhalt ist. — Es war nur zu bedauern, daß in dieser Morgenfeier nicht auch der am Abend in Erschei nung tretende Rudolf Gärtner zu Worte kam, denn sein „Bumbhutt" beweist, daß er mehr kann als nur Dialekt sächelchen schreiben, nein, daß er auch altes, halb mythisches Volksgut zeitgemäß zu gestalten weiß. Am Nachmittag gab es auf dem Kugelhausplatze eine Wendische Hochzeit. Der Hochzeitsbitter, mit Bän derstab und rotem Sacktuch führte die Hochzeitsgesellschaft auf. Die Musik (Klarinette, Oboe, Posaune, Horn) baute