Volltext Seite (XML)
Meinung praktisch verschönten In jenen Hundstagen versuchte der Gesamtvvrstand des Vereins den — tat sächliche und schmackhafte Früchte erzeugenden Kultur millen des Ortes zu fördern, indem er Herrn Obstbau inspektor Ocklitz einen Vortrag halten hieß über die Kul tur und Verwendung des Beerenobstes. Die Besitzer der fraglichen Sträucher und die Mehrheit der Hausfrauen wiesen das als eine Bevormundung zurück — da solches anderweit besser durchgesprochen werden kann — und der interessante und lehrreiche Vortrag war von 30 Per sonen besucht — darunter die Pflichtbesucher aus dem Vorstand und den Ausstellern. Letztere packten ihre Ge räte, wenig bewundert, ein und trösteten den Vorstand des Vereins bei der glänzenden Pleite. Erfreulich bei der Sache war der Widerwillen des Ortes gegen die eventuelle Neugründung zweckloser Vereine. Musik: Das Wandern ist des Müllers Lust. Ja — es ging uns tatsächlich so wie meinen musika lischen Zwischenrufern, die das Wanderlied nicht ver gessen können, und die Wanderwünsche des Vereins wurden am 2. September mit einer Wanderung nach dem Höllengrunde bei Großschweidnitz befriedigt. Tatsächlich, sie wurden befriedigt: denn alle 50 Teilnehmer waren sehr guter Laune und die Etnberufer strahlten. Eine Kursänderung führte uns von Kottmarsdorf nach dem Ebersbacher Kretscham. Musik: Im Automobil von Hamburg nach Kiel — es kost' ja nicht viel. Die Musik hat wieder recht: es kostet nicht viel im Auto — aber nicht von Hamburg nach Kiel —, sondern von der Tümmelei bis zum Ebersbacher Kretscham, wenn — übereinander geladen wird. Aber wir wollten nicht gern daran erinnert werden — und darum sollten Sie es auch nicht tun. — Die strategische Führung konnte aber auch den Lapsus der Gefahrenen wieder gut machen, da zur Heimfahrt für alle sich ein Staatsautobus beschlagnahmen ließ. Seinem Charakter entsprechend hat sich der Verein wäh rend der angenehmen Jahreszeit von 1928 an dem Jubi läum des Radfahrervereins, an der Ehrenmal- und Turnhallenweihe beteiligt. Musik: Wir hatten gebauet ein stattliches Haus. Das muß heißen: sie hatten gebauet ein stattliches Haus. Und wir haben im vergangenen Jahre verschie dentlich versucht, daß dem Humboldt- und Ortsmuseum die abgedankte Turnhalle zur Ausdehnung beschafft würde — aber sogenannte Imponderabilien — das ist das, was man nicht greifen, nennen und wiegen kann — also die Konstellation der Imponderabilien war unseren Plänen nicht günstig. In der immerhin etwas beschickten Hauptversammlung am 13. Oktober Musik: Bier her, Bier her — oder ich fall um Aber wo denken Sie denn hin? Mit dieser Melodie haben wir noch nicht unsere Mitglieder zusammenflöten können. Also in der Hauptversammlung wurde das Vereins geschäftsjahr von Anfang Januar auf Anfang Oktober verlegt, was der vorjährigen Bilanz dienlich und dem Lusatiaverband lieb war, da von dort aus eine Gleich mäßigkeit der Geschäftsjahre erstrebt wird. In dieser Hauptversammlung war es auch möglich, ohne schiebende Vorarbeit dem Gesamtvorstand neue Gesichter zuzuwählen. Das gegen andere Jahre gekürzte, wandel- und dehnbare Programm für den Winter wurde genehmigt und so er freute uns am 6. November Fräulein Emma Kottmann aus Berlin mit einem feinen Vortrag und schönen Bil dern aus dem sonnigen Franken. Der Kassierer aber zahlte wie der Schatzgräber gezahlt hätte: Arm am Beutel, krank am Herzen. Musik: Zeile einer Walzermelodie. Sie denken an Tanz und Vergnügen. Das haben wir in den früheren Jahren im Herbst auch getan und ein so genanntes Herbstvergnügen durchgeführt. Im letzten Herbst wollte man das nicht tun — aus volks- und vereinswirtschaftlichen Gründen und aus vereinskame radschaftlichem Takt, aber ein salomonisch weiser, demo kratischer Beschluß verband einen Vortragsabend mit einem Tanz für die gereifte und angejahrte Jugend. Deshalb wurde nach der Alpenfahrt, die uns am 17. No vember Franz Aurich aus Reichenberg in glänzenden Lichtbildern vorführte, zum Tanz aufgespielt. Musik: Bis früh um fünfe, süße Maus. Das ist ganz ausgeschlossen — bis früh um fünfe sind wir nicht munter gewesen,- denn das sittenstrenge Ober dorf entvölkerte mit dem letzten Straßenbahnwagen den Saal, um sich für bessere Strapazen vorzubereiten. Am 7. Dezember fand Studienrat Schorisch aus Zittau nicht sehr viel Zuspruch in diesem Saale — aber die Ge kommenen waren von seinem zeichnerischen Können ent zückt und von seinem feinen gehaltvollen Vortrag er baut. Eine größere Anzahl Bereinsmitglieder beteiligte sich mit Angehörigen am 6. Januar an der Wtnterversamm- lung des Verbandes in der Wachtschenke in Neugersdorf, als die herrlichsten und damals gern gesehenen Winter bilder die Natur dem Auge bot. Infolge der Truppen verschiebungen und -zusammenziehung an und über der Grenze ließ sich die genaue Zahl der Eibauer Humbold- tianer nicht feststellen, was den Schluß zuläßt, daß die Eibauer in jenen Bezirken recht bekannt sein müssen. Am 14. Januar hielt Herr Oberlehrer Vater aus Löbau hier seinen zehnten Vortrag und diesmal fuhr er von Mainz ab auf dem Rheine abwärts. Musik: Ein rheinisches Mädchen beim rheinischen Wein, das muß ja der Himmel auf Erden sein! Musikalisch mögen Sie ja recht haben — aber der Vor tragende sagte, daß man rheinische Mädchen und rhei nischen Wein am besten sein lasse,- denn beides wäre sehr kostspielig. Er sprach eben vielleicht wie ein Vater und der muß es ja wissen. Am 28. Januar glaubten wir mit Plakaten zu einem Vortrag über Mexiko einst und jetzt einen vollen Saal zu erzielen — dem war leider nicht so — es waren aber genug Leute, die Prof. Dr. Thomaseth aus Wien ent täuschte — andere waren hoch befriedigt und begeistert — so hat eben jedes Ding zwei Seiten — auch unser Kas sierer — die Hintere von ihm läßt sich aber nicht in solchen Fällen verwenden — er muß zahlen. Im Februar fiel wegen der sibirischen Kälte die Fast nacht aus — das heißt das bisher üblich gewesene ge mischte Zusammenkommen der Vorstandsmitgliedschaft auf dem Beckenberge. Musik: Winter ade, scheiden tut weh. Nein — das wissen Sie auch, er ging nicht der Winter, darum ließen wir uns der Temperatur entsprechend von dem Polargebiet berichten, was der Vortragende Herr Dr. Grotewahl aus Kiel bereist und lieb gewonnen hatte. Ihm selber ging es bei uns so,- denn sein Vor trag fand unbestrittenen Beifall und die der Kasse nahe stehenden Personen waren etwas zufriedener. Ganz zufrieden waren sie aber erst beim letzten Vortrag, den Kapitän Finke am 7. März zu einem Film hielt. Es war wieder so ein schneeiges Thema, nämlich „In Schnee und Eis von Südamerika" — aber es hatte gro ßen Erfolg und der in dem vergangenen Jahre einmal gefüllte Saal erwartet den munteren Finkenschlag im nächsten Herbste wieder.