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Ich wünsch' dir im neuen Jahr e Säckel voller Schweinehaar', en Topf und en Tiegel und de Hucke voller Prügel, e Säckel voller Eisendroht, und morgen sei mer tot. Ich bin ein kleiner Mann, der recht viel wünschen kann. Ich wünsche soviel Glück, was Gott vom Himmel schickt, ein glücklich sel'ges neues Jahr, einen goldenen Tisch, einen gebackenen Fisch, auf jeder Ecke e Gläsel Wei, da soll der Herr und seine Frau recht lustig sei. Sowohl zum Neujahr wie zum Erntefest diente dem gltickwünschenden Gesinde im Erzgebirge der Spruch: Wir wünschen der Herrschaft ein'n goldnen Tisch, an jeder Ecke ein » gebratnen Fisch und mitten drauf eine Kanne Wein, dabei soll die Herrschaft recht lustig sein! Und dann will ich wünschen, daß die Pferde gut geh'n und die Schweine gedeih'» und die Kinder reich frei'n. (Thalheim.) Kleinere volkspoetische Äußerungen ähnlicher Art sind: Ein Häuschen von Zucker, von Zimmet die Tür, der Riegel von Bratwurst, das wünsch ich Dir. Ich wünsch dr viel Glück zum neuen Johr, an kleen Jung'n mit luck'gen Hoor und übersch Johr a Zwillingspoor, das wünsch ich Dir zum neuen Johr. Bruder, Bruder Liederlich, fange o und bess're Dich, fange o und spor, das wünsch ich Dir zum neuen Johr. Manchmal rücken die kleinen Neujahrssäuger, oft arme Kinder, recht deutlich mit der Sprache heraus. Ich gratuliere, weil ich Stollen spüre, hätt' ich nicht Stollen gespürt, hätt' ich nicht gratuliert. Ich bin ein kleiner König, gebt mr nich zu wenig, laßt mich nich zu lange steh'n, ich muß a Häusel weiter geh'». Ich wünsch euch viel Glück und Seg'n, mußt mir auch en Neugrosch ge'n. Ich bin e kleener Mann, der euch viel wünschen kann, ich wünsch euch soviel Glück, was Gott im Himmel schickt. (Netzschkau.) Diesen und anderen von uns selbst gesammelten Volks dichtungen reihen wir einige ähnliche an, zunächst auch erz- gebirgische, die durch volkskundliche Sammlungen bereits veröffentlicht, aber doch nicht in weiteren Kreisen bekannt geworden sind. Wir führen sie als Beweise für die weite Verbreitung dieser drolligen Volksreime an. Ich wünsch Se aa e neies Gahr, das alte is vergange, daß besser ward, wie's alte war, meh ka mr net verlange. Ich gratulier' Dr zun nei'n Gahr: en ganzen Kupp voll graue Haar, in' Rock e warmes Futter un ene brave Schwiegermutter. (John, Aberglaube, Sitte u. Brauch im sächs. Erzgeb. 185.) Wie alt die volkspoetischen Neujahrswünsche sind, be weist ein Ansingelied der sogenannten Sterndreher, der heiligen drei Könige, die um die Neujahrszeit in Süd deutschland Umzüge halten. Schon des Knaben Wunder horn hat vor über IW Jahren ein solches gebracht, das jedenfalls aus Süddeutschland stammt. Nun reisen wir froh nach der Sonnen, wir haben allhier groß Heil vernommen. Des freuet sich die englische Schar, wir wünschen euch allen ein glückselig Neujahr. Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Hut, er trinke keinen Wein, er sei denn gut. Des freuet sich usw. Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Bronnen, so ist ihm niemals sein Glück zerronnen. Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Mützen, er lasse sich auch von keinem trutzen. Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch, auf jeder Ecke einen gebratenen Fisch. Wir wünschen der Frau einen goldenen Rock, sie geht daher als wie eine Dock. Wir wünschen dem Sohn eine Feder in die Hand, damit soll er schreiben durch's ganze Land. Wir wünschen der Tochter ein Rädelein, damit soll sie spinnen ein Fädelein. Wir wünschen der Magd einen Besen in die Hand, damit soll sie kehren die Spinnen von der Wand. Wir wünschen dem Knecht eine Peitsch' in die Hand, damit soll er fahren durch's ganze Land. Wir wünschen euch allen einen goldenen Wagen, damit ihr könnt in's Himmelreich fahren. Man sieht, wie alle diese guten Wünsche den ländlichen Verhältnissen der guten alten Zeit entsprechen,' wir an spruchsvollen, ewig unzufriedenen Nachfahren dieser Zeit wollen wünschen, daß sich so gemütvolle Volkssitten, wie es die volkstümlichen Neujahrswünsche sind, noch lange er halten mögen. Buchbesprechungen Meyers Geographischer Handatlas. Siebente, neubearbeitete nnd vermehrte Auflage. Mit 101 Haupt- und 115 Neben karten sowie alphabetischem Namenverzeichnis mit Nach trag. In Leinen 26 Reichsmark, in Halbleder 32 Reichs mark. Verlag Bibliographisches Institut A.-G. in Leipzig. Es ist ein gutes Zeichen für die Beliebtheit, deren sich Meyers Geographischer Handatlas erfreut, daß schon zwei Jahre nach Erscheinen der letzten Auflage eine neue heraus gegeben werden konnte. Diese siebente Auflage ist wiederum nach jeder Richtung hin ausgebaut und vervollkommnet. Vermehrt ist die Anzahl der Blätter von 92 Haupt- und 110 Nebenkarten auf 101 bzw. 115. Viele Karten, wie Euro pa, Japan, Ostchina usw., sind durch Neubearbeitungen und Neustiche ersetzt und sämtliche Karten auf den neuesten Stand gebracht. Der Bedeutung der Wirtschaftsgeographie entsprechend sind 21 wirtschaftsgeographische Karten von Deutschland und Europa neu ausgenommen, ferner eine Völker- und Sprachenkarte von Europa und die Karte Verbreitung der deutschen Mundarten. Das umfangreiche Nachschlageverzeichnis mit Nachtrag, etwa 69 000 Namen umfassend, erleichtert die Aufsuchung jedes in den Karten vorkommenden Namens. Die technische Ausführung des Kartenwerkes in lithographischer Gravur und vielfarbigem Offsetdruck auf bestem Papier wird den höchsten Anforde rungen gerecht. Alle Karten sind klar und gut lesbar und bieten dabei eine Fülle von kritisch ausgewähltem Stoff, wie kein anderes Kartenwerk ähnlichen Umfangs. Das glücklich gewählte Lerikonformat ermöglicht es, den Atlas auf dem Schreibtisch oder im Büchergestell leicht und hand lich unterzubringen. Wir können diesen vortrefflichen und preiswerten Atlas, der übrigens auch die alten Grenzen Deutschlands und in den davon abgetrennten Gebieten die ehemaligen deutschen Namen au erster Stelle zeigt, aufs beste emxsehlen.