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von Voetticher, daß dieser reiche und unübersichtliche In- I halt durch drei mit größter Genauigkeit und Sachkenntnis I ausgeferttgte Register im 76., 86. und 102. Bande des Neuen Lausitzischeu Magazins leicht zu übersehen ist. Heute steht das Magazin, wie von allen Kennern unse rer Oberlausitzer Geschichte gerühmt und von allen Fach gelehrten und wissenschaftlichen Instituten anerkannt wird, ans der Hohe der Zeit. Das wird aber doch in erster Linie seinem Herausgeber verdankt. Professor Dr. Richard Jecht, der mit Umsicht und Strenge seines verantwortungsreichen Amtes waltet und vom ersten Tage seines Amtsantritts an nur rein wissenschaftliche, die erweiternde Kenntnis unserer Heimat fördernde Arbeiten annahm und alle dilet tantisch-populären Arbeiten, mochten sie auch noch so ele gant geschrieben sein, rücksichtslos — zum Heile der Ge sellschaft — zurückwies, denn das Neue Lausitzische Maga zin foll, und das mit vollem Rechte, möglichst Gediegenes und Dauerndes darbteten. Es will nicht durchflogen, son dern -nrchstudiert werden. Was da alles in der Zeit von Jechts Redaktionstätigkeit von tüchtigen Mitarbeitern ge leistet worden ist, das ist den älteren Lesern dieser Zeit schrift längst bekannt, den jüngeren und neuen aber sei empfohlen, einmal die letzten Jahrgänge einzusehen, und sie werden dann erstaunen über die Fülle des bearbeiteten Stoffes und die Gewissenhaftigkeit der Arbeit. Wir finden — um nur einiges mitzuteilen — in den ersten Bänden der Gesellschaftszeitschrift, worauf ja schon hingedeutet wurde, Arbeiten über alle wissenschaftlichen Gebiete, die späteren Bände behandeln neben Sachsen, Böhmen, Brandenburg und Schlesien- vor allem die Lausitz. Es gibt kaum ein Gebiet, das nicht in den Kreis der For schung gezogen wird. Diese behandelt historische und prä historische Altertümer, Botanik, Mineralogie, Paläontolo gie, Medizin, Pharmacie, die verschiedensten Künste und Künstler, Gelehrte, Forscher, Gartenbau, Bibliotheken, Archive, Bücherwesen, Zeitschriften, Urkunden, Briefe, Handschriften, Buchdruckereien, Buchhandel, Handel, Ge werbe, Industrie, Verkehrswesen, gemeinnützige Vereine, Unterstütznngsanstalten, Sagen, alte Sitten und Gewohn heiten, Genealogie, Familien-, Wappen-, Siegelkunde, Nu mismatik, Sprachen- und Dialektkunde, Etymologie, Kriege, Schulen, Kirchen- und Reformationsgeschichte, einzelne Städte und Dörfer, die Wenden u. a. Zum Schlüsse wünschen wir der altehrwürdigen Ober- lausttzischen Gesellschaft der Wissenschaften, daß sie auch fernerhin blühen, wachsen und gedeihen möge zum Heil und Segen deutscher Wissenschaft. * Görlitz, 29. Mai 1929. Die Oberlansitzische Gesellschaft der Wissenschaften, die am 21. April 1779 gegründet wurde und deren Stifter Historiker und Sprachforscher Karl Gottlob von Anton, geb. am 28. Juli 1781 zu Lauban, und der 1744 geborene Naturforscher, Physiker und Meteorologe Adolf Traugott von Gersdorf waren, beging heute mittag ihr 150 jähriges Bestehen durch einen Festakt in der Aula des Gymnasiums Augüstum. Der Feier wohnten Vertreter der preußischen und sächsischen Regierung, Mitglieder der Familien von Anton und von Gersdorf, Vertreter der Universitäten Breslan und Prag, der Technischen Hochschulen von Bres lau und Dresden, der Akademie der Wissenschaften in Ber lin und der Akademie der gemeinnützigen Künste in Er furt, der Stände der Ober- und Niederlansitz, der Sechs städte, der Industrie- und Handelskammer für die preu ßische Oberlansih und vieler wissenschaftlicher Gesellschaf ten und Vereine, der Kirchen, die Spitzen der städtischen Behörden, Vertreter der Wirtschaft, bei, die in Ansprachen, in denen sie der wissenschaftlichen Bedeutung der Gesell schaft gedachten, Glückwünsche und Grüße überbrachten. Der Präsident der Gesellschaft, Dr. von Nostitz-Wallwitz, be grüßte die Erschienenen und gab die Ernennung zahlreicher Ehrenmitglieder bekannt, darunter des Oberschulrats Prof. Seeliger in Zittau. Regierungspräsident Dr. Poeschel- Liegnitz überbrachte in Vertretung des Oberpräsidenten die Grüße des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Ministerialrat von Seydewitz-Dresden die der sächsischen Negierung. Oberbürgermeister Dr. Wies ner-Görlitz sprach namens des Magistrats und der Stadt- verordneten-Versammlung und überbrachte eine Ehrengabe von 2000 RM. Bürgermeister Dr. Förster-Bautzen über brachte die Glückwünsche und Grüße der fünf Sechsstädte Bautzen, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau und über reichte der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften eine Spende von 1000 RM. Sodann ergriff der Rektor der Friedrich-Wilhelm-Universität Breslau, Professor Dr. Ehrenberg, das Wort, und verlas eine Urkunde, durch die er die Ernennung des Professors Dr. Jecht zum Ehren senator der Friedrich-Wilhelm-Universität in Breslau ver kündete. Der Dekan der Philosophischen Fakultät der Bres lauer Universität gab ferner die Ehrenpromotion des Herrn Dr. med. Walter von Boettcher in Oberlößnitz bei Dresden auf Grund seiner Forschungen auf dem Gebiete des Oberlausitzer Adels als Dr. phil. der Breslauer Uni versität bekannt. Ferner überbrachte der Dekan der Juristi schen Fakultät der Breslauer Universität, von der Dr. Jecht im Jahre 1911 zum Ehrendoktor ernannt worden ist, der Gesellschaft die besten Wünsche für eine weitere gedeih liche Entwickelung. Es sprachen ferner Vertreter der schle sischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte und des Universitätsbundes in Breslau. Namens der Sudeten deutschen jenseits der Grenze überbrachte der Gesellschaft Professor Dr. Girach von der Prager Universität herzliche Grüße und Glückwünsche, der gleichzeitig im Namen der wissenschaftlichen Gesellschaft und des Vereins für Ge schichte des Deutschtums in Böhmen sowie für den Verein der Heimatkunde des Jsergaues sprach. Superintendent Bornkamm-Görlitz übermittelte die Glückwünsche des Kirchensprengels Liegnitz sowie der evangelischen Kirche der Oberlausitz. Nach weiteren Ansprachen verschiedener Ver treter wissenschaftlicher Vereine verkündete mit kurzen Be grüßungsworten der Präsident der Handelskammer für die preußische Oberlausitz, Kommerzienrat Weil, in Ver bindung mit besten Glückwünschen, daß die Handelskammer beschlossen habe, der Gesellschaft eine Spende von 3000 RM. zu überreichen. Sodann sprach der Präsident Dr. v. Nostitz- Wallwitz seinen Dank für die der Gesellschaft zuteil gewor denen Ehrungen aus und teilte mit, daß von der Handels kammer Zittau ein größeres Geschenk eingegangen sei, so wie auch, daß die Landstände der preußischen und sächsischen Oberlausitz höhere Beträge der Gesellschaft für wissenschaft liche Zwecke zur Verfügung gestellt haben. Besondere An erkennung widmete der Präsident dem durch seine wissen schaftliche Arbeit weit über die Grenzen der Oberlausitz hinaus bekannten Sekretär der Gesellschaft, Professor Dr. Jecht, der hierauf das Wort zu seiner Festrede nahm, in der er zunächst der beiden Stifter der Gesellschaft, Karl Gottlob von Anton, der einer altbürgerlichen Oberlausitzer Familie entstammt und zu Lauban geboren ist, sowie des zweiten Gründers der Gesellschaft, Adolf Traugott von Gersdorf, gedachte, und dabei ein Bild von dem Leben und Wirken dieser beiden Gelehrten zeichnete. Anton und Gers dorf ergänzten sich in ihrer Wesensart. Als sie um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts ihre Lieblingsschöp fung in voller Tätigkeit und Blüte sahen, da vollzogen sie in allen Formen des Rechtes 1801 eine Stiftung für den Todesfall des Inhaltes, daß alle ihre Sammlungen an Büchern, Münzen, Kupferstichen, Karten, Mineralien, physi kalischen Apparaten und dergleichen bei ihrem Ableben an die Gesellschaft fallen sollten. Gersdorf fügte später noch ein größeres Kapital Hinzu. Anton schenkte 1807 seine bei den Häuser. Damit war die Gesellschaft wirtschaftlich in