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und Strebens" angelegen sein lassen soll, erfüllt wird, so werden auch heute noch Vorträge aus den verschiedenen Wissenschaften gehalten, und die reichhaltige Gesellschafts bücherei sorgt auch hier dafür, daß jeder, der sich bilden will, nicht zu kurz kommt. Im Jahre 1888 trat die Gesellschaft dem Gesamtverein der deutschen Geschichtsvereine bei. Im Görlitzer Heim befindet sich die Bibliothek, die etwa 70 000 Nummern enthalten mag, das Archiv, die Sie gelsammlung, Münzsammlung, die Kupferstiche und Zeich nungen, Landkartensammlung der Oberlausitzischen Gesell schaft der Wissenschaften. Sie wird noch heute von dem Präsidenten geleitet. Der erste war George Alexander Heinrich Hermann Reichsgraf von Callenberg, Standes- herr ans Muskau, 1780—1795. Seit dem 9. Mai 1928 ist dies der Landesälteste der sächsischen Oberlausitz Dr. Benno von Nostitz-Wallwitz auf Sohland an der Spree. Des Präsidenten beständiger Stellvertreter ist der Vizepräsident, der in Görlitz seinen Sitz Haben muß. Vize präsident ist jetzt der Oberstudiendirektor des Görlitzer Gymnasiums Dr. Max Müller. Das wichtigste und arbeitsreichste, dazu verantwor tungsvollste Amt ist aber das des Sekretärs. Denn er hat das Registratur-, Kanzlei- und das gesamte Schreibwesen zu besorgen, in allen Hauptversammlungen das Protokoll zu führen, die Gesellschaftsschriften zu redigieren und den Druck zu besorgen, die Geschichte der Gesellschaft zu schrei ben und solche berichtweise in den Hauptversammlungen vorzutragen; ihm untersteht das Archiv der Gesellschaft und die Verwahrung der Vorräte an Verlagswerken. Der heutige hochverdiente Sekretär, Professor vr. plül. und vr iur. ll c. Richard Jecht wurde schon genannt. Weitere Beamte sind: der Bibliothekar, Kassierer und Inspektor des Hauses. Alle diese Beamte werden auf drei, der Präsi dent auf fünf Jahre gewählt. Es ist auch ein Kastellan (Hanswärter, Kustos, Vibliotheksdiener) angestellt. Zur Verwaltung aller Gesellschaftsangelegenheiten, sowie zur Ausübung der Gesellschaftsrechte und Vertretung der Korporation nach außen wählt diese einen Ausschuß; er besteht jetzt aus den sechs Beamten und zwölf auf drei Jahre gewählten sogenannten Repräsentanten; ursprüng lich waren es acht, seit 1810 zehn Mitglieder gewesen. Von diesen zwölf Repräsentanten müssen zwei aus der sächsi schen Oberlausitz sein, die übrigen in Görlitz wohnen. Der Ausschuß hat u. a. die Befugnis, Vollmachten im Namen der Gesellschaft auszustellen. Bis bald nach dem Kriege fanden jährlich zwei Haupt versammlungen, eine im Frühling und eine im Herbst, in Görlitz statt. Infolge der mißlichen Zeitverhältnisse wird jetzt nur die Frühjahrsversammluug abgehalten. Bisweilen tagte die Gesellschaft auch außerhalb der Mauern von Görlitz. Außerordentlich zahlreich sind die wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften im Selbstverläge herausgab. Es seien wenig stens einige angeführt: Die 8oriptores rorum luwrUIcarum. Neue Folge. 1. Bd. Görlitz 1839. 2. Bd. Görlitz. 1841 (beide vergriffen). 3. Bd- Görlitz 1852. 4. Bd. Görlitz 1870. Gust. Köhler, Ockox rliplmnstloiw Iwssti'so «uperioris I 2. Ausl., enthaltend Oberlausitzer Urkunde» bis 1346 und als Anhang Urkunden des Bistums Meißen bis 1345. Görlitz 1856. Verzeichnis Oberlausitzischer Urkunden. Görlitz 1799— 1824, vergriffen, häufig auch als Zobel zittert. R. Jecht. Lockox ckiplomatious Imsatiao superions U., enthaltend Urkunden des Oberlausitzischen Hussitenkriegs. 2 Bde. Görlitz 1896—1904. R. Jecht. Loüox ciiplomaticus Imsatiso »uperloris III, enthaltend die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen bis 1419 Görlitz 1905-1910. R. Jecht. Cocksx lliplomaticus lmsstias suporioris IV., umfassend die Oberlausitzer Urkunden unter König Albrecht U. und Ladislaus Posthumus, 1437—1457. Görlitz 1911—1927. E. Wentscher. Oockex ckiplomatiou8 Vu8atiss 8uporiori8 V., umfassend die Görlitzer Bürgerrechtslisten von 1379—1600. Görlitz 1928. R. Jecht. Der Oberlausitzer Hussitenkrieg und das Land der Sechsstädte unter Kaiser Sigmund. Görlitz 1911 und 1916. R. Jecht. Wegweiser durch die 125 jährige Geschichte der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Mit neun Bildern der Präsidenten. Görlitz 1904. R. Jecht. Über die Handschriften des Sachsenspiegels und verwandter Rechtsquellen in Görlitz 1906. Hermann Knothe. Die ältesten Siegel des Oberlau sitzischen Adels. Fritz Räude. Die mittelalterliche Baukunst Bautzens. Görlitz 1905. F. Möschler. Gutsherrlich-bäuerliche Verhältnisse in der Oberlausitz. Rekonstruktion der Dörfer Rennersdorf, Berthelsdorf und Groß-Hennersdorf bei Herrnhut. Mit 6 Karten. Görlitz 1906. Richard Doehler. Geschichte der Rittergüter und Dörfer Lomnitz und Vohra im Görlitzer und Laubaner Kreise Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte Oberlausitzer Kolonial dörfer. Görlitz 1909. Werner Scheibe. Die baugeschichtliche Entwickelung von Kamenz. Görlitz 1909. W. Stcitz. Friedrich von Uechtritz als dramatischer Dichter. Ein Beitrag zur Literatur- und Theatergeschichte der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Görlitz 1909. Kurt Reinhardt. Tschirnhaus oder Böttger? Eine ur kundliche Geschichte der Erfindung des Meißner Por zellans. 1912. Walter von Boetticher. Geschichte des Oberlausitzischen Adels nnd seiner Güter 1635—1815. Bd. 1—4. 1912—1923. R. Jecht. Quellen zur Geschichte der Stadt Görlitz bis 1600. 1909. Außer diesen und noch anderen umfangreichen Ver öffentlichungen gibt die Gesellschaft seit 1782 eine besondere wissenschaftliche Zeitschrift heraus. Es erschienen 1782 und 1783 die Provinzialblätter oder Sammlung zur Geschichte, Naturkunde, Moral und anderen Wissenschaften. Die Lau sitzische Monatsschrift 1800—1808. Dann folgte eine Pause, hervorgerufen durch die Napoleonische Kriegszeit und Nachkriegszeit. Endlich erschien am 6. Juni 1821 eine neue Zeitschrift, das 1. Heft des 1. Bandes des „Neuen Lau- sitztschen Magazins. Unter Mitwirkung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausgegeben und verlegt von Johann Gotthelf Neumann, Diakonus an der Kirche zu St. Petri und Paul, Sekretär der Oberlausitzischen Ge sellschaft der Wissenschaften und Ehrenmitglied der Schle sischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. Görlitz beim Herausgeber und in Commission bei C. G. Zobel." Jetzt liegt der 104. Band des Neuen Lausitzischcn Maga zins vor. Es hat zwölf Herausgeber gehabt. Nach dem oben erwähnten Neumann: den hochverdienten Zittauer Ge schichtsschreiber Peschcck, dessen Denkmal sich auf dem Oybin befindet, dann den Prediger und Ordinarius Leo pold Haupt, ferner den Oberlehrer Dr. Ernst Tillich, der Privatgelchrten Otto Jancke, den Dr. Theodor Neumann, den Stadtrat Gustav Köhler, den Pastor em. Leberecht Hirche, den Oberlehrer Dr. Titus Wilde, den Professor Dr. Emil Struve, den Professor Dr. Karl Friedrich Schön walder und endlich, seit 1889, den schon oben genannten Professor vr pbsi und vr. iur k. c Richard Jecht. Der Inhalt des Neuen Lausitzischcn Magazins ist ein überaus reichhaltiger. Es ist ein großes Verdienst des weit über der Lausitz Grenzen hochgeschätzten Adelsfor schers, des Ehrenmitgliedes der Gesellschaft, Dr. Walter