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zählig vertretenen Ortsvereinen waren gegen 400 auswär tige Verbandsmitglieder anwesend. Herr Kantor Kl ix er öffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten, die von Herrn Studienrat Dr. Heinke mit dem Ausdruck des Dankes für die ausgezeichneten Vorbereitungen erwidert wurden. Der Berichterstatter und Herr Kittel-Zittau überbrachten dem Verbände die besten Grüße und Wünsche des Bruderveretns Georgs walde und des Ehrenvor sitzenden Herrn Professor Dr. Weder, die am Erscheinen zu ihrem Bebauern verhindert waren. Im Namen der Stadtgemeinbe Neusalza entbot Herr Bürgermeister Rich ter den Gästen ein herzliches Willkommen und würdigte in beredten Worten die Verdienste des Verbandes im Sinne des Hetmatgedankens und des kulturellen Wiederaufbaus. Er wünschte der Lusatia ein noch recht langes ersprießliches Wirken auf diesem Gebiet. Die Erledigung des geschäft lichen Teiles nahm nicht viel Zeit in Anspruch, da nur einige Mitteilungen vorlagen. Bekanntgegeben wurde eine Einladung zur Einweihung der ersten deutschen Jugend herberge in Aussig. Zu ihren Gunsten wurde eine Samm lung eingeleitet, die ein überraschend günstiges Ergebnis zu verzeichnen hatte. Herr Buchdruckereibesitzer Marx- Reichenau erklärte, er würde den Bezugspreis für die „Oberlausitzer Heimatzeitung" wesentlich herabsetzen. Das wäre jedoch nnr dann durchführbar, wenn die Mitglieder in viel stärkerem Matze als bisher zum Einzel bezug des Verbanösorgans übergingen. Von anderer Seite wurde betont, daß dies auch im wohlverstandenen Interesse des Verbandes lüge, um das rechtzeitige Vekanntwerden seiner Mitteilungen in höherem Matze zu gewährleisten. Im Mittelpunkt des sehr gediegenen Programms stand ein gehaltvoller Vortrag des Neusalzaer Schriftstellers und Heimatkundlers Walter Hein ich über das Thema „Meistner Land in der Oberlausitz". Der Redner behandelte die Siedelungsgeschichte des Gaues und nament lich seines Wohnortes. Das Dorf Spremberg wird erst malig im Jahre 1242 genannt, während die Stadt Nen- salza erst 1660 mit Hilfe böhmischer Exulanten gegründet wurde. Der Vortrag enthielt viele wertvolle Einzelheiten namentlich über die Zuteilung des Grundes und Bodens. Die Kunst der alten Feldmesser muß damals bereits auf beträchtlicher Höhe gestanden haben. Besonders glänzend war der Unterhaltungsteil aus gestattet, für den man sich eine Anzahl der hervorragendsten Mitglieder der Dresdener Kleinkunstbühne verschrieben hatte. Die Herrschaften warteten durchgängig mit wirklich erstklassigen Darbietungen auf. Das Geschäft des Ansagers betrieb in gelungenster Weise Günter Sanderson, der sich seiner Aufgabe außerordentlich gewachsen zeigte. Er hat eine alles vernichtende Suada und eine Schlagfertigkeit, gegen die absolut keiner anfzukommen vermag. Außerdem betätigt er sich als ein recht beachtlicher Vortragskttnstler mit fremden und auch eigenen Dichtungen. In hohem Maße gefielen die Tanzdarbietungen der anmutigen Cha- raktertänzerin Inge Tangeborg und des graziösen Paares Fleischer-Schütz von der Dresdener Staats oper, deren Gaben eine Augenweide waren. Professor Pol- w i n erwies sich als ganz glänzender Virtuos auf der Geige. Sein Spiel war von berückendem Schmelz,' die Palme gebührte dem wundervoll wiedergegebenen Menuett von Beethoven, das geradezu hinreißend schön wirkte. Den Vogel schoß aber Kammersänger Georg Zottmapr ab, dessen gewaltiges Organ noch so prachtvoll wohllautend und elastisch ist, wie in den Jahren seiner höchsten Triumphe. Mit unverwüstlicher Frische sang er die beiden Lieder „Die drei .Kartenspieler" und „Am Rhein beim Wein" sowie seine bekannten Glanzarien des Sarastro, Stadinger und Fall staff. Er wurde mit Recht mit brausender Begeisterung ge feiert. Vorzügliches leistete auch Herbert Wüsthoff als meisterhafter Begleiter auf dem wundervollen Förster- Flügel und als Klaviersolist. Am Schlüsse der Tagung dankte der Berichterstatter im Namen des Verbandes Herrn He in ich und allen beteiligten Künstlern mit Wor ten rückhaltloser Anerkennung für ihre ganz hervorragen den Leistungen. Bruno Reichard. Oberlausitzer Heimattag in Schirgiswalde Schirgiswalde, 6. Mai 1929. Gestern Sonntag, den 8. Mai, fand ein Oberlausitzer Heimattag in unseren Mauern statt, zu welchem die Ober lausitzer Landsmannschaften von Dresden, Meißen, Pirna und Kamenz eine Heimatfahrt veranstalteten. Gegen 8 Uhr vormittags trafen die Teilnehmer auf dem hiesigen Bahn hofe ein und wurden durch die Stadtkapelle und mit einem Begrttßungslied der Chorvereinigung der Schirgiswalder Landsmannschaft unter Leitung ihres Dirigenten Herrn E. Gruhl-Dresden, einem Sängergruß an die Heimat, emp fangen. Unter flotter Marschmusik marschierte man mit den einzelnen Fahnenabordnungen durch die festlich geschmückte Stadt nach dem Marktplatze. Dortselbst war ein offizieller Empfang durch die Stadtbehörbe vorgesehen. Nach dem Begrttßungslied „Ewig liebe Heimat" von I. Gersöorff, vorgctragen vom Männergcsangverein Schirgiswalde, und einem Bcgrütznngsgedicht von Fran Hauser (Schirgiswalder Landsmannschaft Dresden) nahm Bürgermeister Vogt- Schirgiswalde das Wort, hieß in einer längeren Ansprache alle Oberlausitzer Landsmannschaften herzlich willkommen und wünschte der Tagung einen recht guten Verlauf. Es folgten daun noch Begrüßungsansprachen der Herren B. Hänsel-Dresden als 2. Vorsitzenden der Schirgiswalder Landsmannschaft und des Herrn Pilz-Dresden als Bundes vorsitzenden. Von 9—11 Uhr war Gelegenheit zum Besuch des Got tesdienstes in den Kirchen beider Konfessionen. In der evangelischen Stadtkirche wies Herr Pastor Hammerschmidt- Kirschau — die hiesige Pfarrkirche hat zurzeit keinen eige nen Seelsorger — darauf hin, daß wir hier keine bleibende Statt haben, sondern die kommende suchen wir, allerdings geht der Weg zur himmlischen Heimat durch die irdische. Seiner Predigt legte er den Text von Glaube und Heimat zu Grunde und betonte, daß Heimatliebe besonders ge pflegt sein muß. Unsere Heimat ist in gewissem Sinne nur ein Durchgangsland, mir alle darin sind Gäste und Pilge- rer, denn wer die Heimat liebt, wird wissen, daß er hier keine bleibende Statt hat. Will ein Volk stark sein, muß es glauben, so sagte einstmal ein hervorragender Staatsmann, und selig sind die, die Heimweh haben, denn sie werden zu hause sein. Kurz vor Schluß des Gottesdienstes spielte Herr Kantor Lehmann ans der Orgel wundervoll das alte traute Lied „Hab keine Heimat mehr", das auf die Kirchen besucher einen tiefen Eindruck hinterließ. In der katho lischen Kirche war der Besuch ein äußerst starker, da die Bevölkerung von Schirgiswalde in der großen Mehrzahl Katholiken sind. Auch hier gedachte Pfarrer Mott in seiner Predigt des heutigen Festtages, an dem viele von den Be suchern des Gottesdienstes heute wieder nach Jahr und Tag die Stätte aufgesucht haben, wo sie einst Unterricht ge nossen haben, um jetzt, wenn auch in einem anderen Orte, ihre Pflicht als wahre Christen zu erfüllen. Wer sich an den Gottesdiensten nicht beteiligen wollte, hatte in dieser Zeit Gelegenheit, durch orskundige Führung einen kleinen Ausflug in die reizvolle Gegend von Schir giswalde zu unternehmen. Es waren drei Wanderungen vorgesehen,' entweder nach der Burgruine Kirschau, nach den Kälbersteinen mit Ellendorfer Höhen oder nach dem Fuchsberg, alles interessante Ausflugsorte, wobei manchem Teilnehmer wieder alte Erinnerungen wach wurden in der lieben alten, trauten Heimat. Gegen 11 Uhr trafen sämtliche Ausflügler wieder auf dem Marktplatze ein, um der Platz-