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Presse hat ja auch ganz andere Aufgaben. Bei ihr stehen die innen- und außenpolitischen Gesichtspunkte im Vorder grund, während das Lokalblatt in der Pflege des Heimat sinns seine Hauptaufgabe sucht. Daher kann auch der Leser eines auswärtigen Blattes niemals auf den Bezug seines Heimatblattes verzichten, das alles das bringt, was ein Eingesessener eines Bezirks wissen muß. Die große Tages zeitung kann niemals ein Ersatz, sondern nur eine Ergän zung der Kleinstadtzeitung sein. Nicht ohne Grund ist die Kleinstadtzeitung in Deutsch land so fest eingebürgert wie in keinem anderen Lande. Die Heimatzeitung teilt Freud und Leid mit ihren Lesern, sie ist oft seine einzige Wissensquelle, ja nach Schätzung von Fachleuten bilden die Kleinstadtzeitungen in ihrer Gesamt heit für mindestens ein Drittel der Bevölkerung des Deut schen Reiches so ungefähr die einzige geistige Kost, die sie erhalten. Aus der Hcimatzeitung holt der Leser seine kul turelle Schulung, seine politische Belehrung, und auf sie schwört er, ihr vertraut er. Die Heimatzeituug entscheidet letzten Endes über seine Haltung gegenüber der Allgemein heit, über seine politische Einstellung, bestimmt seine kultu relle Entwicklung, sein Menschheitsniveau. Der kleine Mann, der Bauer, der Kleinbürger bildet in den meisten Bezirken unseres Vaterlandes die erdrückende Mehrheit. Die Heimatzeitung entscheidet somit, wie niemand anderes, weit mehr als irgendeine Amtsstelle oder sonstige Instanz über unser Geschick. Ihrer verantwortungsvollen Arbeit wirb das deutsche Volk sein Wiederauferstehen verdanken. Die vorstehenden Ausführungen beziehen sich in der Hauptsache auf die Ortszeitungen, die für die engere Hei mat von Bedeutung sind. Mit demselben Rechte läßt sich dies alles auch auf die „Oberlausitzer Heimatzeitung" an wenden, die in ihrer Eigenart hinausgeht über das Alltäg liche und der Bevölkerung der Oberlausitz in jeglicher Be ziehung ein Hausfreund sein will. Die Schriftleitnng. Hermann Scheibler ch Am 26. April starb an Nierenschlag der in Reichenau beheimatete Buchdrucker Hermann Scheibler im Alter von 75 Jahren in Nordstrandshögda bei Oslo. In ihm verliert die Buchdruckerkunst eines ihrer treuesten Mit glieder. Nach seiner Lehrzeit in Zittau war er in den ver schiedensten Städten Deutschlands, dann in der Schweiz, in Norwegen und Schweden tätig, hielt sich auch kurze Zeit in Belgien, England und Frankreich zum Studium auf. Seit 50 Jahren war er dann dauernd in Oslo beschäftigt, und zwar bei der Firma Fabritius Söhne, wo er erst als Setzer eintrat. Sein Fleiß und seine Zuverlässigkeit brachten ihn bald weiter, nacheinander als Faktor, Disponent, Mit inhaber und seit einigen Jahren alleinigen Inhaber. Die Druckerei beschäftigt 150—175 Personen, einschließlich des Verlags und eines Reklamebüros,- sie ist also eine der größ ten in der norwegischen Hauptstadt. Scheibler war schriftstellerisch außergewöhnlich tätig und erfolgreich,' von ihm erschienen 10 zum Teil umfangreiche Bücher, sämtlich über Buchdruckerkunst (in norwegischer Sprache), das letzte war zugleich das bedeutendste „Bok om Boken", d. h. „Buch über das Buch", das sehr beifällig aus genommen wurde. Scheibler war in der Hauptstadt eine bekannte und ge schätzte Persönlichkeit, von seinem Personal aber infolge seiner Freundlichkeit hochgeehrt. Er war einige Zeit Vor sitzender der norwegischen Prinzipalsvereinigung,' vom König wurde er durch hohe Orden ausgezeichnet. Eine be sonderer Ehrentag war sein 75. Geburtstag am 0. Januar d. I. Die Osloer Zeitungen brachten ehrende Aufsätze über ihn mit beigefügtem Bild' auch sonst wurde er vielfach ge ehrt. — Scheibler erwarb vor 40 Jahren im Vorort Nord stran- ein 7V Morgen großes Grundstück. Hier konnte er fleißig seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Gartenbau, nach gehen, während seine Familie sich dem Ackerbau und der Viehzucht widmete. Aus den ursprünglich mäßigen Baum beständen wurde schließlich ein richtiger Wald, der sogen. Scheibler-Wald. Er war hier der erste städtische Dauerwoh- ner und wirkte als solcher bahnbrechend. Heute ist Nord strand eine große Gemeinde von mindestens 40 000 Ein wohnern. Trotz seines langen Aufenthalts in Norwegen blieb' Scheibler deutsch im Sinnen, Denken und Tun; sein höchster Wunsch war stets eine Reise nach Deutschland, besonders in die Heimat. Seinen vielen Freunden war er allezeit ein wil liger und freudiger Helfer; Landsleute fanden in seiner freundlichen, schönen Behausung immer gastliche Aufnahme, selbst Arbeit suchende deutsche Bcrufsgenossen. Leider waren seine letzten Lebensjahre durch Krankheit getrübt; seine Bewegungsfreiheit war sehr beschränkt; doch konnte er immerhin noch vor 14 Tagen an der Geburtstags feier seiner ältesten Tochter in Oslo teilnehmen. Ein letzter Wunsch ist ihm erfüllt worden: ein schneller Tod. Ehre seinem Andenken. Die Trauer um ihn wird in den weiten Kreisen seiner Bekannten echt und dauernd sein. Nachrichtsn aus der Gberlausitz Oybin. Am Scharfen st ein hat der Verein Glo bus auf Anregung des Herrn Görlich wiederum eine Wetterfahne angebracht. Bereits in der Vorkriegszeit war eine solche aus Holz angebracht. Jetzt krönt den Scharfen stein eine etwa 7 Meter hohe Eisenstange aus dreiteiligem Eisenrohr. Die Wetterfahne selbst, mit den Buchstaben VGZ. (Verein Globus Zittau) versehen, ist ein Meter groß und wird durch eine vergoldete Kugel im Gleichgewicht ge halten. Die vier Himmelsrichtungen sind ebenfalls durch vergoldete Buchstaben kenntlich gemacht, deren Blinken vom Orte aus fast überall zu bemerken ist. Während in Oybin die einzelnen Wetterfahnen häufig ganz verschiedene Rich tungen anzeigen, wie das in solch einem Talkessel, in dem sich der Wind natürlich verfängt, auch nicht anders sein kann, zeigt nun die neue Fahne die genaue Luftströmung auf steiler Höhe an. Es ist selbstverständlich, daß das Ge länder, das sehr schadhaft war, ebenfalls ausgebessert wurde und mit einem neuen Drahtgeflecht umspannt worden ist. Als bemerkenswert ist noch festzüstellen, daß die Erdleitung, die die Eisenstange über den Felsen mit dem Erdreich ver bindet, eine Länge von 60 Metern erreicht. Seifhennersdorf, 1. Mai. Der Gebirgsverein für das nördliche Böhmen, Abteilung Warnsdorf, veranstaltete am Dienstag abend in der Burgsberg warte aus Anlaß des 25 jährigen Bestehens der Warte eine schlichte Feier. Vorsitzender Hampel-Warnsdorf begrüßte die zahlreich er schienenen Mitglieder und Ehrengäste, ganz besonders den Vorsitzenden des Hauptverbandes, Richter, und Bürger meister Richter-Warnsdorf. Letzterer dankte für die warm herzige Begrüßung und pries in zündenden Worten deut schen Geist und deutsches Volksbewußtsein, ihre Entwicklung und ihren Wert klarlegend. Er gedachte der tatkräftigen Männer, die vor 25 Jahren die Warte gründeten, dabei vor allem die Verdienste von Josef A. Richter und Ober lehrer Gabriel hervorhebend. Die am Erscheinen verhin derte Frau Anna verw. Richter widmete dem Verein ein Album über den Werdegang der Warte. Das Neugersdorfer Männerquartett sang in bekannter Güte „Die Nacht" und „Muttersprache". Der Vorsitzende des Hauptverbandes, Richter, übermittelte der Ortsgruppe die herzlichsten Glück wünsche, rühmte den Wert der Heimatliebe und bat, sie als Kleinod im Herzen zu bewahren. Ehrenmitglied Hein rich Richter ließ eine ansehnliche Geldspende überreichen. Siegfried Richter berichtete in anschaulicher Weise über die Entstehung der Warte.