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Unsere Lausitzer Heimat Ein schönes Stückchen Erde ist unsere heimatliche Lau sitz. Ihre Natur ist mit viel Schönheiten und Reizen aus gestattet. Da es in früheren Zeiten nicht jedem ermöglicht war, das Lausitzer Land schauend zu durchwandern, so gab es schon damals Heimatforscher, die durch ihre Feder unse rer Heimat ein Loblied sangen. Unter der genannten Über schrift sollen nun einige alte Lausitzer Heimatbücher ge würdigt werden. An erster Stelle nenne ich: Leske, Reise durch Sachsen, in Rücksicht der Naturgeschichte und Oekonomie unternom men und beschrieben. Leipzig, 1785. Wenn es auch schon sehr alt ist, so ist es immer noch lesenswert. Schade, daß dies Werk nicht vollendet ist, daß es nur einen Teil der Lausitz umfaßt. Dieses Buch ist das Zeugnis von dem Fleiße eines Lausitzers, der als Gelehrter und als Mensch allgemeine Beachtung verdient. Von dem Verfasser soll ein kurzes Lebensbild gegeben werden. Nathanael Gottfried Leske wurde am 21. Oktober 1751 in Muskau, wo sein Vater wendischer Prediger war, geboren. Nach dem Besuche des Bautzener Gymnasiums und der Universität Leipzig wurde er 1774 Magister, 1775 außer ordentlicher Professor der Naturgeschichte und 1778 ordent licher Professor der Ökonomie in Leipzig. In dessen Eigen schaft unternahm er auf Subskription Wanderungen durch den östlichen Teil der Oberlausitz und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungen in dem angeführten Buche „Reise durch Sachsen". Das Werk konnte nicht vollendet werden, sondern blieb nur auf diesen Teil beschränkt; denn ein Ruf als Professor nach Marburg im Jahre 1786 und sein schneller Tod am 25. November desselben Jahres mach ten seiner Wirksamkeit ein schnelles Ende. Selbst seine Pro fessur iu Marburg konnte er nicht antreten, da auf der Reise dorthin der Schlitten nmgeworfen wurde, und Leske kam krank an den Ort seiner neuen Tätigkeit. Bereits am dritten Tage nach der Ankunft starb er. Sein Vater, der zu dieser Zeit Prediger in der Nähe Warschaus war, schrieb über seinen Tod: „Wir Eltern haben einen Sohn verloren, der uns in seinem Leben niemals betrübte, dessen Verlust uns unersetzlich ist. Gott hat ihn zur wahren Ruhe gebracht, wohin wir auch bald zu kommen Hoffnung haben." Seine Lebensansichten sprechen deutlich seine eigenen Worte aus, indem er über die Erziehung des Landvolkes in der Oberlausitz sagt: „Die Schullehrer müssen sich vor züglich bemühen, brauchbare Menschen zu bilden, ihnen auch schon Begriffe von Wissenschaften beibringen, auf deren Kenntnis und Anwendung das Glück der Menschheit be ruht, dergleichen sind: Mathematik, Geschichte, Natur geschichte, Physik." Bewundernswert war sein Fleiß. Außer der umfang reichen Verwaltung seines Amtes schrieb und übersetzte er mehrere Bücher. Einige seien hier genannt. 1. Abhandlung vom Drehen der Schafe und dem Blasen bandwurm im Gehirn derselben. Leipzig 1779. 2. I. G. Wallerius Mineralsystem, worinnen die Fossilien nach Klassen, Abteilungen, Gattungen, Arten und Spiel arten angeordnet, beschrieben und durch Abbildungen er läutert werden; in einen Auszug gebracht und mit äuße ren Beschreibungen und Zusätzen vermehrt. Berlin 1781. 3. Betrachtungen der Wunder Gottes in den wenigsten ge achteten Geschöpfen; oder niederländische Insekten, von Christ. Sepp. Aus dem Holländischen übersetzt. Leipzig 1783—1786. 4. Sage, Anfangsgründe der Mineralogie. Aus dem Fran zösischen übersetzt und mit Zusätzen und Anmerkungen versehen. Leipzig 1775. In Anbetracht seiner mannigfachen Verdienste um die Naturwissenschaften nahmen ihn mehrere, selbst auslän dische, gelehrte Wissenschaften als Mitglied auf. Als weiteres Heimatbuch sei eins genannt, das vor 75 Jahren erschien. Es betitelt sich: „Bilder aus der Ober lausitz, ein Beitrag zur Vaterlandskunde. Entworfen von I. Aug. Ernst Köhler, Lehrer an der Bürgerschule zu Bautzen. Erschienen im Selbstverlag Bautzen 1854. Köhler zeigt sich hier als kundiger Führer auf einer Reise durch die Lausitz. Bon der Tafelfichte herniederstei- genü geht die Reise durch die Zittauer Gegend bis zur Lausche, an den Ufern der Neiße hin nach Görlitz, die Königshainer Berge berührend, zurück nach Löbau, Bautzen, über Kamenz durch die nördliche Ebene nach Muskau und endigt in Niesky. Geologische und botanische Kenntnisse werden vermittelt, die Industrien der Bevölkerung gezeigt, hervorragende Männer der Kunst und Wissenschaft gewür digt, historische Stätten besucht, ja selbst Sagen des Volks mundes werden erzählt. Ein Jahr später erschien das erste Heft vom Taschenbuch der Lausitz. Herausgegeben von Ed. Ruhlandt, Königlichen Ingenieur-Hauptmann a. D., der Oberl. Gesellschaft der Wissenschaften wirkliches Mitglied. Mit Zeichnungen. Gör litz. G. Heinze u. Comp. 1855. Der Zweck dieses Werkes ist im Vorwort angegeben: „Es strebt nach dem bescheidenen Ziele, eine Anzahl vater ländischer Bilder in möglichst populärer, aber geläuterter Sprache, ohne ängstliche Quellenangabe, vorzuführen." Das erste Heft enthält außer einer geschichtlichen Einleitung mehrere historische Rückblicke, Schilderungen eigentümlicher Sitten und Gebräuche, Sagen usw. An Zeichnungen sind enthalten die Wappen der Lausitzer Sechsstädte, von Durocs und Winterfelds Monumente und das Heilige Grab zu Görlitz. Wenn auch heute manches durch den jetzigen Forschungs stand überholt ist, so ist die Lektüre dieser Werke jedem Heimatfreund angelegentlich zu empfehlen, sind sie doch Zeugnisse von dem Fleiß der Heimatliebe von Männern der Lausitz. W, Leeder, Lauba. Wetter- und Errüeverhältnisse von Creba 1651—1694 Oft und eingehend ist in diesem Jahre vom Wetter ge sprochen worden. Interessant ist es nun, zu ersehen, wie unsere Vorfahren unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatten. Davon soll, soweit das Crebaer Kirchenbuch uns darüber Aufschluß gibt, im folgenden berichtet werden. Brachte der schneereiche Winter 1651 ein fruchtbares Jahr, so folgte dem kalten Winter 1655, iu welchem das Eis 1 Elle dick gefroren war, einen derartigen Mangel an Futter, daß viel Vieh vor Hunger starb. Die Blattern krankheit forderte unter den Kindern von Creba und Zschorncke viel Todesopfer. 1 Scheffel Korn Buöissinisch Maß wurde vor der Ernte mit 20 Groschen <24 Groschen galten 1 Talers bezahlt. Auch das Jahr 1658 war reich an Schnee. Bemerkenswert aus dem Jahre 1660 ist im Mai der Hagel, der großen Feldschaüen anrichtete. Der Sommer dieses Jahres war sehr heiß. Auf die Wetterverhältnisse des Jahres 1661 können wir schließen, wenn wir hören, daß bald nach der Ernte ein Scheffel Korn mit 2 Talern bezahlt werden mußte. Der schlaffe Winter 1662 erlaubte, daß das Vieh fast täglich ausgetrieben werden konnte. Das war eine große Erleichterung für den Wirtschaftsbetrieb der da maligen Zeit, wenn wir daran gedenken, daß man auf Stallfütterung nur in beschränktem Maße eingerichtet war. Vor Himmelfahrt gefror und schneite es. Da infolgedessen die Blüte des Korns erfroren war, wurde am 3. Juni 1 Scheffel Korn mit 2 Talern 12 Groschen bewertet. Am 17. Juni kostete 1 Scheffel sogar 3 Taler 12 Groschen; Hafer 1 Taler 4 Groschen. Hungersnot herrschte im ganzen Dorfe, wie die Leute sie nur in der Zeit des 30 jährigen Krieges gekannt hatten. Darum mußte aus den benachbarten Ge-