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mit schön gesetzten Worten weih der heimatliebe Pastor den Lauschegipfel zu beschreiben. Er berichtet: „Oede, wüste und leer stand der Gipfel dieses schönen Berges und hatte ihn der Freund der Natur bestiegen, fand er nichts zur Erholung und Erquickung, kein Obdach bei eintretender schlimmer Witterung. Ein unternehmender Mann (Anm. 4), Gärtner in Neu- Waltersdorf, am Fuße der Lausche (in Nr. 2), Namens Carl Friedrich Matthes, faßte, wie er sagt in Folge eines Traumes, 1822 den Entschluß, da droben auf dem ihm gegenüberstehenden Berge ein Häuschen zu bauen und eine Wirtschaft anzulegen. Die Reichstädter Herrschaft sowohl, als der Magistrat zu Zittau bewilligte seine Bitte, ließ aber durch Herrn Baudirektor Eschke daselbst einen Riß fertigen, nach welchem Matthes bauen sollte. Allein man cherlei Umstände wirkten dahin, daß nach diesem einfachen, schönen und zweckmäßigen Risse nicht gebaut wurde. 1823 ward nun der Schlangenweg (Anm. 5) mit Sitzen und Stangen zum Anhalten angelegt und das Häuschen von Holz aufgeführt. 1824 wurde auf dem Orte, wo der Vulkan gewesen seyn soll, ein Brunnen gegraben, 17 Ellen (Anm. 6),- doch kein Wasser gefunden. Zu Ende dieses Jah res stand auch der Pavillon aus Stein errichtet. 1825 legte Matthes den Kegelschub und neben diesem ein Gärtchen (Anm. 7) an, wo er Schoten, Möhren und Erdbirnen er zeugt. 1826 fand sich ein Glashänöler, welcher sich auf dem Grunde der Reichstädter Herrschaft, deren Gränze ein Sandstein bezeichnet, eine Bude baute, und nun Glas- waaren theils verkauft, theils auswürfelu läßt. 1827 wurden die Ruhebänke nebst Tanzplatz eingerichtet. 1828 eine Stiege, welche sich hinter dem Häuschen befindet, unter welchem Hühner-, Gänse-, Enten-Stallung angebracht ist. 1833 führte Matthes die sogenannte Gallerte auf und einige seiner Bekannten beschenkten ihn mit einer Fahne Sonne und Monde- einige auch mit einem Sterne, in wel chem sich eine Säule befindet, die mehrere Inschriften trägt. Dieses Etablissement hat Matthes nicht nur unter vie ler Mühe, Beschwerden und Kostenaufwand errichtet, son dern auch dabey ein Auge verloren, indem ihm beim Ab wiegen des Kalks der Wagebalken in dasselbe schnellte; genießt er aber dafür die Freude, daß Tausende von nah und fern diesen Berg nun besuchen. Im Jahre 1823 den 22. Mai bestieg diese Höhe Se. König!. Hoheit der Prinz Mitregent von Sachsen." (Anm. 8.) Zu dieser hübsch gefaßten Darstellung ist nun nur noch zu sagen, daß der steinerne charakteristische Pavillon einen hübschen barocken Kerbbogentürstock mit Kartusche am Schlußsteine, darauf C. Fr. M. und 1823 zu lesen, aufweist. Die „Gallerte" wurde wohl, wie aus verschiedenen alten Lauscheansichten zu erkennen ist, um 1836 herum ver ändert, indem die früher südlich hochgehende Stiege östlich und mit Brücke aufgeführt wurde. A. Schiffner nennt 1843 dann vier Gebäude, also muß um 184V herum wieder eine Erweiterung der Wirtschaft erfolgt sein. 1878 bis 79 brach man die Galerien, weil wahrscheinlich baufällig, ab und baute das sächsische Haus zweistöckig; 1882 dann auch das böhmische bisher baudenartig gewesene (wie in Moschkaus Führer lithographiert zu sehen ist) in gleiche Höhe mit jenem. Im selben Jahre setzte der Zimmermann Julius Buttig aus Neu-Waltersdorf Nr. 288 dem Ganzen den noch stehenden, nach Weickerts Angaben ausgeführten Turm auf (800 Meter Seehöhe), und dieser wurde nebst dem im Wesentlichen noch heute stehenden Hause am 27. Septbr. 1882 eingeweiht. Die Brüstung des Turmes erhielt 1892 vom Waltersdorfer Gebirgsverein eine An gabetafel, der dann drei Jahre später zwei am Pavillon angebrachte — und 1920 wieder vorgerichtete — Touren tafeln folgten. Hatte man sich bisher von der Lausche zum Neu-Wal- tersdorfer Kretscham eines Sprachrohres bedient, so kam an dessen Stelle 1893 von Großschönau—Waltersdorf aus Telephonanlage. Die böhmische Veranda wurde wohl 1882 mit angelegt, doch später vergrößert, hingegen ist die Glasbube seit um 1908 wieder verschwunden. 1925 reparierte man den besonders baufällig geworde nen Turm, wie auch das übrigens als Nr. 143 zu Ober lichtenwalde und Nr. 334 zu Waltersdorf gehörende Haus. War die Lauschewirtschaft früher nur Sommerstation, in dem der Wirt zur Großschönauer Kirmes zu Tale zog und erst zum 1. Mai wieder die Höhe bewohnte, so ist sie seit Anwachsen des Winterverkehrs seit wohl um 1900 auch im Winter geöffnet. An Besitzern hatte das Gasthaus (Anm. 9) 1822—42 der Erbauer C.F. Matthes aus Waltersdorf, 1842—44 dessen Sohn, 1844—46 dessen Schwiegersohn Gotthelf Weickert pachtweise, 1846—74 derselbe als Besitzer, 1874—78 dessen Sohn Gotthelf Weickert jun., f 1884, 1878—1925 dessen Sohn Alwin Weickert, f 1925, 1925 bis jetzt dessen Tochter Alma Weickert, verehelichte Goldberg in Warnsdorf, da die Gebäude, um nicht der Stadt Zittau zu verfallen, immer in der Familie blei ben müssen. Nun eben beim Lokale, ist es vielleicht angebracht, auch einmal den hier ausliegenden Fremdenbüchern ein Wört- lein zukommen zu lassen. Sind mir diese doch immer wie eine Art Chronik, vom Publikum selbst, mehr oder weniger glücklich geschrieben, vorgekommen. Was dem einen oder anderen wegsher oder daselbst begegnet, wird hierin ver ewigt; die Aussicht, die Einsicht, das Essen und gar das Publikum selbst. Hier sind wohl an die fünf solche und ältere Dokumente, aus denen nun nachfolgend wahllos die schönsten poetischen Ergüsse mitgeteilt seien. Auf der Lausche sind wir nun, wollen hier ein wenig ruhn, hoffen, daß in ein'gen Wochen Ihr seid auch hierauf gekrochen und dies Buch habt aufgemacht, zu sehn, daß wir an Euch gedacht. Den Berg erstiegen mit Schmerzen, frohe Hoffnung im Herzen, am Glase Bier sich zu laben, Ist graü so schön als Aussicht haben. Die Lausche ist ein schönes Stückchen Welt, was einem jeden gut gefällt. Und liest ein Freund von mir hier diese Zeilen, der denk an mich und tu hier auch verweilen. Wie schön'ists doch zu schwitzen, und dann im Trüben hier zu sitzen. Zweimal hab'n wir angesetzt, endlich sind wir abgehetzt oben angekommen! Schöne Aussicht fanden wir und dazu ein gut Glas Bier; Kaffee ohne gleichen. Leipzig hat der Berge wenig, drum fühlen wir uns hier als König. Lebe wohl, auf Wiedersehn; hier ists wirklich wunderschön! Unsre Lausitz sehen wir im Prachtgewand, viele Bergeshöhen in dem Böhmerlanb. Fühlen, daß all diese Pracht Gott zu unsrer Freud gemacht. Von der Lausche luft'gen Höhen soweit in die Welt zu sehen, das ist Lust, ja das ist Freud, die uns hier der Himmel beut. Der Tag sinkt immer tiefer, bald wird es dunkel sein, noch wirbelt das Geziefer (!) urfroh im Sonnenschein.