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turmspitze: Hochkirch ist es! Einst hat der große Friedrich hier in nebelgrauer Nacht gelagert. Gar manchen Tapferen birgt die blutgetränkte Erde. Doch sieh! Mächtige Feuergarben flammen plötzlich vor uns auf. Das ist eine gelungene Überraschung. Der ganze Czornebohturm scheint in Flammen zu stehen. Wenn wir nicht zu gut wüßten, daß er aus unzerstörbarem Lausitzer Granit besteht Nun dringen hundert Stimmen immer lauter an unsre Ohren. Die Flammen geistern gespenstisch über unsere Stirn und wecken darauf ein schelmisches Lächeln. Endlich sind wir am Ziele! Die Laterne verlöscht, hin ein ins traute Berggasthaus! Doch das ist dem Ansturm der frohen Frühlingssucher nicht gewachsen. Vereinszim mer, Gastzimmer, Veranda und zuletzt sogar der Garten — alles ist zum Brechen voll. Kein Wunder, wenn der alte Geselle seine Freunde selbst vom Elbestrande heranlockt. Wir stolpern über vollgepfropfte Rucksäcke in irgendeiner Ecke, mitten zwischen übermütiges Jungvolk. „Das geigt und singt, das pfeift und klingt!" Du kannst nicht anders,' du mußt mit hinein in den Strudel. Unmerklich rückt in dessen der Zeiger gen Mitternacht. Immer neue Scharen treffen ein. Hromadnik? Versammlungsort? Das scheint in neuer Zeit wohl der Czorneboh zu sein. In Vater Ka- lauchs „Hexenküche" wird der „Zaubertrank" gebraut. Jetzt bringt uns der Alte seine Überraschungen dar. Hornsignale locken alle hinaus zum Hexenfeuer, das dem steinernen Bismarck vorm Turm hell ins Antlitz flackert. Auch der Turm leuchtet auf und ragt wie eine Kerze zum gestirnten Himmel, während rings um den Berg in größe ren und kleineren Pünktchen tausend Hexenfeuer der Lau sitz wie das Lichtmeer einer Großstadt flimmern. Wir er greifen die uns dargebotenen Hände und drehen uns mit in des: Runde. „Der Mai ist gekommen" klingts tausend stimmig an den Felsen wider. Mutige wagen einen Sprung durch die Flammen. Vater Kalauch lächelt still. „Als einst im Maien die Nachtigall schlug, lang ist es her . . ." Ein neuer Frühling säuselt dabei um sein graues Haupt. — Langsam verglimmt die Asche. Gegen Morgen kraxeln wir abwärts. Schwere Rauchwolken wälzen sich über die graugrün angehauchten Acker. Brandgeruch dringt in die Gassen der alten Stadt. Müde suchen wir unsere Betten auf, während sich draußen eine gottbegnadete Sängerin in die Lüfte erhebt und jubilierend ihr Liedlein anftimmt: „Der Mai ist gekommen!" Zur Geschichte Jonsdorfer Flurnamen 7. Das neue Dorf — Dammschenke — Loogesaak (Laugesack) Schon bald nach dem dreißigjährigen Kriege war, be dingt durch starke Bevölkerungszunahme, in unsrer Gegend wieder große Nachfrage um Siedelungsland. Am „Jonas- berge" war „Grund und Boden" bereits vergeben,' denn »ach Einführung anderer Erwerbszweige, der Steinbreche rei und Weberei, neben dem Ackerbau wurde es auch einer größeren Anzahl Häuslern ermöglicht, sich zwischen den Gärtnern ntederzulassen. So wurde schon 1580 der Anfang mit der Besiedelung der „Gemeindeaue" gemacht. Da ent schloß sich Ker Stadtrat von Zittau, in den sogenannten alten Hayn en zwischen Jonsdorf und Waltersdorf „unterm Buchberg" Bauland freizugeben. Die Vereinung und Anweisung der ersten 6 Baustellen daselbst (jetzt Nr. 8, 10—13 und 15) geschah am 27. Juni 1667, „als der Zit- tauische Bürgermeister Christian v. Hartig Inspektor oder Oberverwalter und Johann Christoph v. Kohl und Anton Geißler Unterverwalter von Jonsdorf waren." Der erste Anbauer, Friedrich Wehle, erhielt eine Stelle von 380 Ellen Länge und 100 Ellen Breite mit Schank-, Schlacht- und Backgerechtigkeit und 10 Stämme zum Bau einer Schenke, wofür er 24 Jahre lang je 4 Mark Zittisch zahlen mußte. Die anderen Fünf erhielten Stellen von der halben Breite und 20 Stämme und hatten dafür den halben Preis zu zahlen. — Auch diese neue Siedelung wuchs nach damaligen Verhältnissen ziemlich rasch. Am 18. Juni 1671 kaufte der Müller Martin Weber aus dem alten Dorfe eine Stelle unterhalb jener, 350 Ellen lang und 100 Ellen breit, „für 110 Zittisch Mark" und legte eine Mühle an. Nach 50 Jah ren zählte die neue Gemeinde bereits 40 Häuser, und schon wieder mußte der Stadtrat am 10. Juni 1718 durch den Unterverwalter Dr. Joachim Günther „20 Baustellen näher auf Altjonsdorf zu" Landbegehrenden zuweisen lassen. Noch vor dieser Erweiterung hatte der Altjonsdorfer Richter und Kretschambesitzer Georg Rudolph einen Bierschank im neuen Dorfe errichtet und diesen einem Pachter übergeben, weil den Leuten „die Weisung an den Altjonsdorfer Kret scham bei Eingeboten, Bierzügen und Gevatteressen be schwerlich fiel." Beide Dörfer waren nämlich durch eine dicht bewaldete, ziemlich breite Anhöhe, die Heide, von einander getrennt, und es war anfänglich gar nicht beab sichtigt, sie miteinander zu verbinden. Jedes hatte sein eig nes Steuerverhältnis und feierte seine .eigne Kirmes. Den genannten Umständen verdankt die alte weit und breit bekannte Dammschenke ihr Dasein. Jener Rich ter Rudolph nämlich kaufte eine von den 20 neubereinten Stellen, baute hier auf und verlegte den früher in Nr. 2 eingerichteten, einem gewissen Kunze verpachteten Bier schank in das neue Grundstück. Dieses lag an der Damm- wiese, und zwar hart an der alten „Ltchtewalder Straße", die von Böhmen nach Olbersdorf—Zittau über einen „Knüppeldamm" führte. Von diesem haben Dammwiese, Dammborn, eine der ergiebigsten Quellen Jonsdorfs unterhalb der Straße, und Dammschenke ihre Namen. Im „Niederdorfe", wo die sechs zuerst bebauten Gartengrundstücke des neuen Dorfes liegen, kam im Laufe der Zeit ein jetzt fast ganz vergessener, jetzt aber durch die neuen, von der Gemeinde anerkennenswerterweise aufge stellten Wegetafeln wieder „aufgefrischter" Flurname auf: der Loogesaak (Laugesack). So hieß einst das mit Holz asche gefüllte Säckchen, aus dem unsre Urgroßmütter, zum Teil auch noch unsere Großmütter beim Wäschewaschen die Soda „auslaugten" und als Waschmittel benutzten. Wie es gekommen, daß man gerade jenen Ortsteil nach dem damals auch an andern Orten gebräuchlichen und ebenso unentbehrlichen „Loogesaak" benannt hat, läßt sich leider nicht mehr feststellen. Möglich, daß der biedere Lausitzer Volkswitz sich irgend eines tragikomischen „Falles", in den der „Loogesaak" mit verwickelt war, bemächtigt und zur bleibenden Erinnerung an das die Gemüter eine Zeitlang angenehm erregende „Ereignis" den Ort seines „Ge schehens" damit belegt hat. Kant. t. R. Bauer. Nachrichten aus der Gberlausih Rothenburg OL., 13. April. Ein 3000 Jahre altes Grab gefunden. Schon seit einiger Zeit, auch schon in früheren Jahren, wurden in der Nähe der Uhs- mannsdorfer Straße Urnengräber gefunden. In letzter Zeit hat der Ansiedler Jannack mehrere solcher Grabstätten entdeckt. Am 10. April deckte Herr Dr. Gaudert vom Kaiser-Friedrich-Museum in Görlitz ein Grab in vor schriftsmäßiger Weise auf. Um das Ganze lagen ziemlich große Steine in öst-westlichem Halbkreis, der nach Süden offen war. Die Sohle des Grabes lag etwa 50 bis 60 Zentimeter tief. Die genannten Funde gehören der fünften Periode an (etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt), sind also 3000 Jahre alt. Es ist anzunehmen, daß sich in der Nähe der Fundstelle noch eine weitere Anzahl Gräber be findet.