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Am Ende des Parkes gelangt man auf den Wirt schaftsweg vom Rittergute. Wollte man diesen weitergehen, so kommt man an der Viehweide vorbei nach Neufrieders- dorf. Der Naturfreund wird aber links abbiegen und den Ausläufer des Parkes weiter durchwandern. Links liegt ein fast völlig versandeter Teich mit viel Wasserschachtel halm, Kalmus und Schilf. Auf der rechten Seite kommt uns ein kleines Wässerlein entgegen. Ein schmaler Strei fen Mischwald nimmt uns auf. Bemerkenswert sind hier vor allem die alten Lärchenbäume. Achtet man nur auf die Rinde und sieht nicht hinauf, so glaubt man, eine Kiefern art vor sich zu haben, so rissig und braun ist die Rinde. Ich sah hier einige Nistlöcher von Spechten und beobachtete auch Meister Buntrvck selbst bei seiner Klopfarbeit. Wir schreiten unter der Eisenbahnbrücke der Zittau—Bischofs werdaer Strecke hindurch und kommen zum Ziegelteich, dem größten in der näheren Umgebung. Erlen umsäumen ihn. Zwei Inseln erheben sich aus den Fluten. Vom jen seitigen Abhange, dem Ziegelberge, spiegeln sich die Fich ten in dem klaren Wasser. Auf der Fahrstraße, die von Niederfriedersdorf herkommt, erreichen wir den Ortsteil Niederfriedersdorf, einfache, schlichte Häuschen im lausitzer Baustil, weit abgelegen von allem Autoverkehr am Rande des großen Waldes, der sich von hier über die Reichsgrenze hinaus bis zum Jüttelberg, bis „Weidmannsheil" und bis zum „Jagdschloß" bei Numburg erstreckt. In der „Fichtel- schenke" ruhen wir aus von unserer Wanderung. Der Spremberger Park Während der Friedersdorfer Park dem öffentlichen Verkehr verschlossen ist, kann der Spremberger Park auf der linken Spreeseite, aber nur auf dieser, frei begangen werden. Ein öffentlicher Weg ists aber trotzdem nicht. Doch ist dieser Pfad von altersher von den Neufriedersdorfern als Kirchweg benutzt worden (Niederfriedersdorf mit Neu- friedersdorf gehört kirchlich zu Spremberg). Der Sprem berger Park ist wesentlich größer als der Friedersdorfer, da auch der Südteil des Spreebogens mit dazu gehört, allerdings nur auf der linken Seite. Rechts der Spree reicht die Niederfriedersdorfer Rittergutsflur bis an die Süd spitze. Hier mündet das Neuspremberger Wasser ein, das am Nordabhang des Jüttelberges unweit der Landes grenze, aber noch auf tschechoslowakischem Gebiet entspringt. Leider führt es die Abwässer der Chemischen Bleicherei von Moritz Brendler-Neuspremberg mit sich und läßt trotz aller Kläranlagen deutlich einen scharfen Chlorgeruch ausströ men. Dadurch ist der ehemals reiche Forellenbestand der Spree in diesem Gebiet vollständig vernichtet worden. Wie ja die Spree überhaupt durch ihren schmutzigen Bachgrund deutlich die Industrie an ihrem Oberlaufe manchmal recht unangenehm für unsere Nase verrät. Die Kultur hat auch ihre Kehrseite! Trug der Friedersdorfer Park reinen Parkcharakter, so zeigt der Spremberger schönen Mischwaldbestand. Auch junge Tannen finden wir. Leider sind recht viele Wipfel stücke als Christbäume „gewildert" worden. An so einem Weihnachtsbaum könnte ich keine rechte Festfreude haben! Ganz anderen Charakter zeigt hier auch der Wasserlauf! Durch den Friedersdorfer Park schlängelt sich die Spree bei ganz schwachem Gefälle hin. Der Spremberger Park bildet ein deutliches Engtal, eine Art Schlucht, durch das das Wasser schäumend und plätschernd hindurcheilt. Be trägt doch das Gefälle auf der Strecke von der Südspitze des Spreebogens bis zum Eintritt in den Ortsteil Sprem berg bet einer Länge von etwa 1100 Meter 13 Meter, also 11,81 Meter auf 1000 Meter. Das ist das Fünffache des ersten Gefälles! Mächtige Steinblöcke, hundert und mehr Zentner schwer, versperren der Spree den Weg. Herrliche breitästige Linden und Buchen schmücken diesen Teil der Schlucht. Eine steinerne Ruhebank ladet zum Verweilen ein. Wie gewaltig erst ist der Eindruck bei Hochwasser! In breiten Wogen schießt das Waü e <-^weg, während es sich sonst in viele -§-»-eilt, plät ¬ schernd zwischen den Steine». - Hunderttausende von Jahre .. .Zangen, ehe sich die Spree diese Schlucht geschaffen .Knn auch Sprünge und Spalten im Gestein die Er. .onsarbeit erleichtert haben. Drangen doch in früherer Zeit bei uns an vielen Stellen gangförmig alte Eruptivgesteine durch dieiGranit- platte hindurch. In der Hauptsache war es Diabas oder Grünstem, deri^^r näheren Umgebung an etwa einem Dutzend SMlE^größeren und kleineren Mengen zu be obachtenaber auch Diorit, Porphvrit und Ouar HWWyr. Die geologische Karte Sektion Löbau—Neu salza verzeichnet am Hinteren Teile des Spremberger Par kes am linken Steilufer solche Quarzporphyrblöcke. (Siehe Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte, S. 23.) Ihr Durchbruch am Hinteren Teile des Parkes und der des großen Diabasganges weiter vorn, der hinüber bis zum Hutzelberg reicht, mögen den Granit zersprengt haben. Die Spree erweiterte und vertiefte diese Klüfte und schuf sich so nach und nach dieses Engtal. Durch rückwärtsschreitende Erosion wird nunmehr auch der Friedersdorfer Park an genagt. Gegenwärtig spült das Wasser dort, wo das Bäch lein vom Ziegelteich einmündet, den fruchtbaren Wiesen boden fort und hat das Bett auf Kosten des Spremberger Besitzers (am Jnnenbogen) erweitert. Die bekannten Eng- täler am Mittellauf der lausitzer Flüße (das Neißetal zwi schen Htrschfelde und dem Kloster Marienthal, die Kleine Skala nördlich von Löbau und die Große Skala westlich von Weißenberg am Löbauer Wasser und das Spreetal nördlich von Bautzen mit dem Abgottfelsen) sind unstreitig viel romantischer und länger. Und doch hat dieses Engtal am Oberlaufe der Spree im Spremberger Parke auch seine Reize und ist sicher das schönste Flußgebiet in der südlichen Oberlausitz, die ja sonst nur die flachen Wannentäler besitzt. Die Abgeschiedenheit dieser Gegend ließ auch das Tier- und Pflanzenleben unberührter als anderswo. Als die Industrie noch nicht mit ihren Abwässern das Spreewasser verseuchte, war hier reicher Fisch- und Krebsbestand. Es wird auch erzählt, daß sich hier Eisvögel, die farbenpräch tigsten Vögel unserer Heimat, ihre Fische fingen. Jetzt ist jegliches Leben in der Spree ertötet. Nicht einmal ein Frosch ist zu sehen! Wohl aber bildet der Park noch heute ein kleines Singvogelparadies. Der Vogelkundige erlebt hier manche Freude. Über die hier beobachteten Arten teilte mir Land gerichtsrat Dr. v. Boetticher-Zwickau, der hier vor dem Kriege als Assessor angestellt war und in seinen Muse stunden oft und gern im Parke weilte, auf meine Anfrage folgende Zusammenstellung mit: Weiße und Gebirgsbach stelze, Baumpieper, Buchfink, Sing-, Schwarz- und Wachol derdrossel, Feldhaubenlerche, Fitis und Weidenlaubsänger, Gelbspötter, Girlitz, Gimpel, Goldammer, Goldhähnchen, Dom-, Garten- und Zaungrasmücke, Grünling, Hänfling, Kleiber, Blau-, Hauben-, Kohl-, Sumpf-, Tannen- und Schwanzmeise, Rotkehlchen, Garten- und Hausrotschwänz chen, Bunt-, Grün- und Schwarzspecht, Star, Waldbaum läufer, Wasseramsel, Wendehals, Zaunkönig und Zeisig. Es soll dies keine erschöpfende Übersicht sein. Vogelkundigen Naturfreunden wäre ich für eine Ergänzung sehr ver bunden. Seltene Pflanzen weist das Gebiet nicht auf, da müßte wohl basaltischer Untergrund vorhanden sein. Man trifft hier aber doch Pflanzen an, die nicht überall stehen. Im Frühjahre grüßen uns die Frtthlings-Walberve und die Buschwindröschen als erste Boten des erwachenden Lebens. Im Sommer blühen die nesselblättrige Glockenblume, die rote Taglichtnelke, die Brannwurz und am Steilabhang der Besenginster. Interessant ist das Springkraut. Berührt man die Früchte dieses „Kräutleins Rühr mich nicht an"