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Geschichte ^Kunss Litewtu^ Drucf u.Dertoa.A.lwin Marx (Inh.vttoMar^ Südlausrtzer Nachrichien, Reichenau, >SO. Mitteilungsblatt der Gefellfchast für Anthropologie und Urgeschichte der Gbsrlaufitz zu Bautzen, der Gejsllfchajt für Heimatkunde zu Hoyerswerda fowis des Verbandes „Lujatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsvsreine der gesamten Dberlaufitz. Hauptjchristleitung: Gtto Marx Äeichenau (Sachfsn), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatjchriststeller. Manuskripten ist Dückporto beizusügen, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzer Hsimatzeitung" wird strasrechtlich verfolgt. Blätter fün 'M F?cimcükunöe, Schristleitung unü Geschastsstelte . «'N Reichenau,Sa. Fennspi-echerNr iris Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Lieichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewerbebank und GiroKasjs Reichenau Nr. 1ö. Gberlausttzsr Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Ersdit-Nnstalt, Aittau. Nr. 1 S. Januar (Hartung) 1929 10. Jahrgang Winter Versammlung der Mitglieder der Vereine des Verbandes „Lusaüa" Sonntag, d. 6."Zanuar l 929, nachmittags 3 Nhr in Neugersdorf — VOachtfchenKe. Dis Nerbandsvereine folgen der Einladung des Wissenschaftlichen Lejsversins Neugersdorf, der für Unterhaltung Sorge tragen wird Aahlrsiche Beteiligung aller Nerbandsvereine erwartet die Derbandsleitung. Zustizamlmann Lessing Das Lessingjahr ruft die Erinnerung wach auch an die beiden Theophtlus Lessing, Vater und Sohn, die in unserer Lausitzer Heimat jahrzehntelang segensreich gewirkt haben. Jenes Wiege stand in Kamenz, der alten Lessingstadt, wo ein Theophtlus Lessing Bürgermeister war. Diesem wurde am ö. September 1697 ein dritter Sohn geboren, der in der Taufe den Namen seines Vaters erhielt. In der Stadt schule zu Kamenz erlernte er die Anfangsgrünbe des Wis sens, das übrige fand er in den Schulen zu Bautzen und Görlitz. Als Dreizehnjährigen sehen wir ihn wieder in Kamenz und agiert mit in Rektor Hartmanns Theater spielen „Von dem verjagten und wiedergeholten lieben David" und „Von der in Argwohn durch böse Leute geführ ten und wieder ausgeführten Unschuld". Die Lutherstaüt Wittenberg soll einen Theologen aus ihm machen, die Vaterstadt Kamenz hilft ihm mit Stipendien dazu. Aber das Preüigtamt behagt ihm nicht, die Rechtsakten sind ihm besser zur Hand. Nach vollendetem Studium findet er in Hoyerswerda Anstellung. Dort sitzt er im alten Schlosse, der „Herr Justizamtmann Lessing", bei wichtigen Amts geschäften. Erst ist er der Herzogin von Teschen Amts- aktuarius und dann des Königs Justizamtmann. Denn Friedrich August der Polenkönig und sächsische Kurfürst, hatte das Schloß samt dem Städtchen Hoyerswerda der Herzogin Ursula Katharina von Teschen gegeben, nachher hat er es allerdings wieder zurückgekauft. Als Justizamtmann ist Lessing zugleich Stadtrichter und als solcher hochgeachtet bei jedermann. Amtsgeschäfte führen ihn oft nach Kamenz hinüber. Die Kamenzer Stadt väter kennen seine Gelehrsamkeit, und wo sie schwierige Prozesse haben, muß er sie führen. An dem täglichen Leben im Städtchen nimmt er regen Anteil. Die Schützengilde Hoyerswerda feiert ihn als einen ihrer Tüchtigsten. Gar Schützenkönig wird er: 1748. Da stiftet er voller Stolz und Freude der Gilde den Lessingoröen. Noch heute tragen ihn die Schützen an blanker Kette auf der Brust. „Heute König, bald darauf endet sich mein Lebenslauf" steht darauf, und darunter: „Dieses hinterließ zum Andenken Theophtlus Lessing, Amtmann allda." Am Feierabend lenkt er seine Schritte hinüber zum Burglehnhaus. Das ist seine Wohnung. In ihm waltet Rosine Christiane als sorgende Hausfrau und glückliche Mutter. Groß war seine Freude gewesen, als er sie am 8. Oktober 1726 zum Altar geführt hatte, so groß, daß er den ganzen Rat zu Kamenz zu seiner Hochzeit nach Hoyers werda lud. Die Stadtväter sollten durch ihre Gegenwart das Fest „um so viel ansehnlicher und erfreulicher machen". Dabei versprach er in dem Einladungsschreiben: „Ich werd nicht alleine vor dero möglichste Bedienung schuldigst be sorgt sein, sondern auch diese hohe Gewogenheit sowohl gegen sämtliches Kollegium als auch gegen jedes wertes Membrum von demselben durch angenehme Dienste zu er widern mich äußerst bemühen." Noch einmal kommt hoher Besuch von Kamenz her über. Gotthold Ephraim Lessing ist es, der die Strapazen der Afranenschule hier im kleinen Städtchen vergessen will. Bei Onkel und Tante verlebt er die Ferien. An schönen Tagen geht es hinaus in die grünende Heide. An trüben Tagen sitzt er daheim. Da quält ihn die Langeweile. Er greift zum Griffel und ritzt in die Fensterscheibe die Worte: „Nunquam ego neque Pecunias neque tecta magnifica ne- que opes neque imperta in bonis jduri). Gotthold Ephraim Lessing." Erst als er wieder daheim ist, entdeckt Tante