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Da sehen wir die Quelle der Weißen Neiße auf der Moosbeerheiöe im Jsermoor mit seiner schwermüti gen Moorstimmung. Dann führt uns Schorisch an die Tal sperren, die dem noch jungen Fluß die ersten Fesseln anlegen. Vorfrühlingsstimmung herrscht im Quell gebiet der Gablonzer Neiße und an den Glas schleifereien in Unter-Wiesental. Über die Reiche nberg-Harzdorfer Talsperren grüßt in edler Linienführung der Jeschken. Weiter sehen wir den Frühling an der uralten Ruine Hamm er stein. Kratzan und Weißkirchen gleiten vorüber, über alten Baumreihen thront der stolze Herrensitz Grafen stein. Wieder grüßt der Jeschken, diesmal im Morgensonnen schein, über Grottau. Die markante Stadtsilhouette von Zittau taucht auf und zeigt uns den Fluß von Menschen in sorgsam regulierte Ufer gezwungen. Weiter flußabwärts lugt Schloß Gießmanusdorf aus wogendem Grün, und bald darauf enthüllen uns die Schlote von Hirsch felde die „moderne Welt in neuen Formen". Und dann der schönste Teil des Flußlaufes: Ein Blick in das Eng- tal zwischen Rosenthal und Kloster St. Marienthal. An Ostritz und Joachimstein vor über wandern wir nach der alten Sechsstadt Görlitz. Der wuchtige Bau der Peterskirche spiegelt sich im Fluß. Am Huugerturm von Priebus sind wir dann im Tief land, in der niederschlesischen Heide angelangt. Nun windet sich die Neiße durch den Muskauer Park des Fürsten Pückler mit seinen uralten knorrigen Eichen. Hinter Forst ein Bild von der eintönigen Urstromaue. Dann folgt Guben mit seinem Rathaus und der Hauptkirche und schließlich die Mündung der Neiße in die Oder. So hat uns Schorisch die vielseitigen Schönheiten eines Lausitzer Flusses in prächtigen Motiven gezeigt wie noch keiner zuvor, und am Schluffe der Wanderung weiß man, wie er, in der Tat nicht, wo die Neiße am schönsten ist. Mit den Versen Adolf Klingers schließt die über aus geschmackvoll ausgestattete und dabei wohlfeile Mappe f4,50 RM.j, die in die Hand jedes Heimatfreundes gehört: „Sie ist ein echter deutscher Fluß Aus deutscher Berge Schoß. Nur deutschen Landen gilt ihr Gruß, Echt deutsch ist auch ihr Los: Viel Not am Lebensmorgen, Im Laufe Kampf und Sorgen, Und doch, trotz Schleusen, Wehre, Dringt sie zum deutschen Meere." Hans Naumann. Cin ^ag gebt still zu Ende.... Vie Nackt stellt Sckatten um Vas lZaus. ver Lag liscbt aus. Lr gebt zur Nuk, Ziskt seinen dunklen Vorhang zu, Oie Welt löst Scbweigen aus. ver Strom treibt seinem Ziele zu. sslucb er ist müd Und um ibn blükt ves Feierabends tieks Nuk. ven letzten Nacken ziskt er keim. Sin Lied singt in der vämmerung. Ist's einer Mutter Wiegenlied, Vas über dunkle Sorten ziekt, Scbon in des Kindleins Leben greikt, CK ein Sedanke in ikm reift? Vie Nackt stellt Sckatten um das iöaus, ver Lag liscbt aus. Und über Stadt und Strom und Zeit iöängt Sott sein großes Sternenkleid, Lin Lag gebt still zu Cnde. M-etin W«il«. Von Steuer und Zoll im Zittauer Gebiete 1835 Von Arthur Grünewald. Nach dem Steuergesetze brauchte unser Sachsenland, also die Staatsverwaltung, auf das Jahr l835 die Summe von 5160940 Thalern 2 Groschen 1 Pfennig. Genau demnach „ganze 21 Pfennige" zur runden Summe, würden wir sagen. Fürs folgende Jahr stand die erforderliche Zahl auch schon fest: 1836 waren nötig 5162946 Thlr. 16 Gr. 8 Pfg. Ein be scheidenes Mehr. Aber das übliche „Aber" kommt noch. Über dies hatte Se. Maj. im Einverständnisse mit den Ständen „annoch 13250Thlr." „zurBerbesserung der Gelehrten- und Volksschulen" aus Staatsmitteln und 20000 Thlr. „zu Belebung und Unterstützung derGewerbe" und 43600 Thlr. aus den Fonds der Straf- und Versorgungs anstalten „zu Ausführung mehrerer Baue und Ein richtungen" für diese Anstalten notwendig! Wir sehen, Steuer druck als Folge des Mehrbedarfs bleibt nun nicht aus. Und so wars auch. 8 verschiedene Steuern für den ganzen Staats bereich, 8 verschiedene Steuern für die Erblande besonders und 4 Steuerabgaben in unserer Oberlausitz besonders, die zusammen bedeuteten die Deckung des großen Staatsbedarfs 1835 und 1836. Im ganzen Staatsbereiche war nach dem Gesetz vom 4. Deebr. 1833 an erster Stelle der Grenzzoll von ein-, aus- und durchgehenden „Maaren" zu erheben. Behörde für die Zittauer Pflege war dafür dasHauptzollamtZittau. 15 solche Hauptzollämter oder was dasselbe besagte: tzaupt- steueräntter hatte das Land. An der Grenze nannte man die Hebestelle Hauptzollamt, sobald eine Hauptzollstraße zu derselben führte, im Binnenlande Hauptsteueramt. Finanzamt könnten wir vielleicht heute sagen. Fast alle Steuern erfaßte ein Haupt zollamt, Chausseegelder, Stempelsteuern, Biermalzsteuern usw. Es war erste Instanz. Dirigent war der Oberinspektor, dann kam der Hauptamts-Rendant, der Hauptamts-Controleur, der zur Protocollführung befugte Actuar, dann kamen die „üblichen Canzleipersonale" an Assisten, Copisten und Amtsdienern. Es sind damals auch schon umständliche Titel notwendig gewesen, um die Kategorien im Lande auseinanderzuhalten. „Bei mehreren Hauptämtern" befanden sich außerdem noch laut Zollvereins- Vertrag „Stationscontroleurs anderer Vereinsstaaten." Diese Befugnis beruhte auf Gegenseitigkeit. Interessant ist die allgemeine Stellenbesetzung der Zoll gebiete. Zur Erhebung und Beaufsichtigung des Grenzzolles bestanden unter den Hauptämtern insgesamt 9 Nebenzoll ämter erster Klasse und 34 Nebenzollämter zweiter Klasse, 6 Controlstellen, 9 Ansageposten, 7 Legitimations schein-Ausfertigungsstellen und schließlich noch drei Localzoll- recepturen. Hören wir weiter: Die Bewachung der Landrsgrenze, in wieweit solche zugleich die Grenze des Zolloereinsgebietes bildet, sowie eine Beaufsichtigung der Binnenlinie und die Controle innerhalb des Grenzbezirks ist zunächst dem Grenzaufsichtsdienste übertragen. Der besteht aus 18 Obergrenzcontroleurs, den „benöthigten" 20 berittenen Grenzaufsehern und aus den 248 Grenzaufsehern zu Fuß. Das erscheint uns zahlenmäßig wenig, aber auch viel beim Nachdenken. Die Städte, die dem Grenzbezirk augehörten, bei uns doch etliche, aber nur soweit sie unter Thorverschluß standen, hatten dazu noch eigene Thorcontroleurs, die die Legi- timationen der eingehenden Gegenstände zu prüfen hatten. Das waren also die lieben Zöllner, von denen uns jedesmal die Stelle einfällt: „So tritt er ins Städtchen, durch's aste Tor, am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor. — Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund — oft hatte der Becher die beiden vereint . . ." Da find wir mitten drin in aller Poesie der lieben trauten Vergangenheit am Zollhaus, am Torbogen unsrer Stadt ...