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Kleehulz*) Anne Bumbhnttgeschichte von Rudolf Gärtner De Nicdrmöllern ruffte a de Muhle neu „Kummt, Bumbhutt, macht mer amo a brinkl Kleehulz! Jech hoa kee eelitzg Scheitl mieh!" Bumbhutt, barsch an Tud nö leidn kunnte, wenn'n Oarweitn zugemutt wuhrn, die miedn Möllrborschn nö zu- soammhing, sötte ntscht und schurwarkte wettr. „Hoattersch gehürrt, Bumhutt? Dr Möllr ös weggang und sinst hoa'ch kenn Mentschn doo. Und wenn'ch kee Hulz hoa, koann'ch keene Suppe koachn!" „Na menner Hinger hoalbm!" brüllte Bumbhutt. Uhf eemo goabs a Gekrache a dr Mühle und a Knackn an Radr- warke, doaß de Niedrmöllern üerschroackn an Schriet zu- rttcketrvat. 's Getriebe woar zerbroachn. und stücklweise woarrner de Kämme aus'n grußn Koammroaöe ver de Fisse gefloin. De Frooe woar außr Rand und Band, abr Bumbhutt meente ganz troige: „Jech denke, doas wörd wull fer Hinte zulang!" „Oems Himmls Wölln!" boarmte de Niedrmöllern. „Wvas ös denn doo vürgang?! Woas wörd ock dr Möllr so in!" „Kleehulz!" soite Bumbhutt. „Oach Gutt! Su a Schoadn! Su a Ungelicke! Ock woas die Rebaradurn küstn warrn! 's ös nö aüszudenkn!" „Jech hoa öck Euern Wunsch derfüllt!" soite Bumbhutt. „Ihr hoatt Kleehulz hoann wulln, doo hoattersch! Nu satt ock zu, doaßersch Oobdassn fert'g brängt!" De Niedrmöllern zoatschte wettr, Bnmbhutt abr ging anner verbei a de Scheune und hult'ch a Bündl Struh naus, ruppte de lär'n Aehrn oab und steckt se a de Lechr, wu de Kämme gesassn hoattn. Wu abr aus'n Getriebe Stücke nausgebrvachn woarn, doo steckt a de Hoalme hie. De Niedrmöllern koam aus'n Kobbschüttln nö naus. Nu schützte Bumbhutt wiedr ei und de Mühle ging bessr no wie örscht! Wie uhfm Oobd dr Meestr heemkoam, soit'n de Frooe glei, woas'ch dergang hoatte. No ib a an Leffl oageruhrt, rannte dr Möllr a de Mühle nei, öm dernoochzösahn. Wie a abr ganz neue Kämme und a neu Getriebe foand, doo mußt a, doaß doas nö möt richtge Dingn zu gang woar. *) Kleinholz. Lausitzer Derbheit Bon Dr. Curt Müller-Löbau Der Oberlausitzer zeichnet sich durch eine gesunde Ge radheit und Derbheit vor dem eigentlichen Obersachsen, dem Meißner oder Westsachsen aus. Des letzteren häufig über triebene Höflichkeit wurde zu einer Eigenschaft des Sach sen überhaupt gestempelt und außerhalb der grüuweißen Grenzpfähle viel verspottet. Der Oberlausitzer ist aus der berem Holze geschnitzt und zeigt im Umgang mit seinen Mitmenschen einen kräftigeren Ton als auch der Schle sier, dem er sonst in allen volkstümlichen Äußerungen äknmN Dieser wird schon durch den Lautstand seiner Mund- ld die Poltrigkeit seiner Sprachweise hervorgerusen. nmpfen Vokale und die rollenden R- und L-Laute berlausitzer Mundart erzeugen den Eindruck, als ob eie stritten, wenn sie sich ganz harmlos unterhalten, kommt die stark verstandesmäßige Auffassung der die den Lausitzer auch veranlaßt, die Dinge geradezu beim richtigen Namen zu nennen und nichts aus keit etwa zu verschweigen oder zu verhüllen. Nur rn mischt aber der Lausitzer seine Offenheit, mit der andern seine Meinung sagt, eine Dosis Ironie bei, er unterschreibt den Tatbestand durch das verneinte Gegen teil und unterstreicht dadurch seine Meinung in ätzender Weise, er „hiehnscht" den Gegner oder „hämscht ihn aus". Es ist für den Oberlausitzer durchaus kennzeichnend, daß „hämschen" hier den Sinn „sich zanken", aber auch „ver letzen, verwunden" hat. Die Lausitzer Derbheit scheut nicht vor der unverhüllten Benennung natürlicher Dinge und Vorgänge zurück, der derbe Ausdruck für das menschliche Hinterpolster wird häufig verwendet und ist mit vielen Redensarten verbunden. Das davon abgeleitete Eigen schafts- oder Umstandswort „ärschlich" hat sogar seinen derben Gefühlswert so sehr verloren, daß es sebst in „besse rer" Gesellschaft für „verkehrt, falsch" gebraucht wird. „Der verstand ärschl'ch", „'s giht moanch's ärschl'ch" heißt es oft. Bei all dieser Derbheit in natürlichen Dingen finden wir beim Oberlausitzer eine wohltuende Zurückhaltung in Äuße rungen über erotische Erscheinungen. Dieses Gebiet tritt hier lange nicht so in den Vordergrund wie in der Volks sprache anderer Gegenden. An einer Erscheinung möchte ich durch Beispiele die Lausitzer Derbheit bezeugen, indem ich die zahlreichen Ausdrücke für „Prügeln" anführe und zu sammenstelle. Das Prügeln scheint, nach dem Reichtum an Ausdrücken dafür in der Oberlausitzer Volkssprache zu ur teilen, in unserer Heimat ziemlich beliebt zu sein. Das wird auch bestätigt durch mancherlei Nachricht aus älterer Zeit, wonach noch um die Mitt: des 19. Jahrhunderts in den Südlausitzer Dörfern die Sönntagsprügelei im „Kraatschn" ebenso üblich gewesen sein soll wie das Raufen bayrischer Vauerburschen. Ja, mir wurde erzählt, daß die rauflustigen Burschen eine Zeitlang sogar auf den Dörfern bei Zittau eine Art „Prügelkasse" gegründet hatten, um die wegen irgendwelchen Prügelschaöens in Strafe genommenen Dorf genossen zu nnterstützen. Bon urwüchsiger Derbheit sind die Androhungen von Handgreiflichkeiten, dabei werden diese gern anschaulich und humorvoll umschrieben. „Du kriegst Dresche, Puche, Zu schuß, Schwumse, Knolle, Langhaober, Pulver, Zimt, Pfas- fer, Senge, Hanf, Birle oder Burle lvon Birl-Hammer)." Für einen Schlag ins Gesicht, an die Wangen vor allem, gibt es neben allgemein vorkommcnden volkstümlichen Ausdrücken einige besondere Lausitzer dazu: Backpfeife, Ohrfeige, Schalle, ene Dachtel, en Wirbel, anne Knppnnß, anne Hnrbel oder Hirbel, anne Blantze (wend, pliza - Maulschelle), anne Fauze, anne Hursche, Husche. Zahllos sind die humoristischen und ironisierenden Ilm schreibungen: Du kriegst e paar gerasselt, e paar hinter de Löffel, hinter de Uhrn, eens vorn Knmtleesten (vom Kumt, dem Halsjoch der Zugtiere), eens fer de Platte, eens as Zifferbloatt, den Birkhons (- dem Birkenstock), eene vorn Bahnhof, e poor mit'n Baatriemel, e poar ufn Pinsel (- Kopf), ufn Dätz, nf de Haube, ufn Nischel, mos Wörmes, eens ufs Raas (- Vorderteil des Schubkarrens), an Rett'ch. Ich war dr Luft machen, der de Gorke lechtcn (- auf die Nase schlagen), de Nase putzen, de Hocke ruf gähn, a poor neigahn, de Backen wattieren, eine Einreibung geben, wos vermelden, de Wampe dengeln, den Bittch oabrüumen oder aabreibn (Bittch - Bauch, Körper), de Schößel waschen, de Schießel (Schößel) oabräum'n, de Kaaselrttckln (- alter Rock; die Kasel heißt auch das Meßgewand des katholischen Priesters), de Kutte rücken, de Kutte ladern, den Bnckl oabräum'n, de Kulbe lausen (Kulbe - Kopf, auch früher der Haarschopf der Bauern), de Blanze zerdreschen (Blauze - Gesicht, ursprünglich Lunge, tschechisch pluca - Lunge; Redensart: Ich hoas uf dr Blauze), de Toalche reißn, 's Zifferbloatt vabputzen, ich war d'ch mit der Rodehacke oob- reib'n, ich war dr a poor schmeern, a poor a de Zähne gähn, de Gusche wischen, de Reefen oabtreibn, dn Kopp waschen, benn Loden (- Haare) nahm, de Hosen sponn, 's Lader garbn, 's Loch versohln. Die Prügelanörohungen steigern sich gern zu allerlei Übertreibungen: Ich hau dr eene reiu,