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dauert bis tu den späten Nachmittag. Es bietet ein male risches Bild, und wer je eine Osterreisc oder nur einen Osterausflug unternimmt, sollte nicht versäumen, sich das Bautzener Eterschieben anzusehen. Ebenso alt und von ebenso malerischer Wirkung ist bas Osterreiten, in der Gegend von Ostritz auch Saatreiten genannt. Es ist nicht so einzigartig wie das Eierschieben, denn es wird auch in Radibor bei Bautzen, in Wittichenau bei Hoyerswerda und St. Marienstern bei Kamenz geübt. Aber es trägt ein nicht minder buntes, festliches Gepräge und hat außerdem eine ernste, feierliche Note. In feier lichem Schwarz sitzen die Osterreiter auf prächtig geschmück ten Pferden, führen kirchliche Insignien mit sich und ziehen hinaus ins Freie, in inbrünstigem Gebet den Segen des Himmels für das Gedeihen der Saaten erflehend. Schon Wochen zuvor werden die Schweife der Pferde geflochten und die Mähnen gekräuselt. Am Festtage selber erhalten sie funkelndes Zaumzeug angelegt und bunte Schabracken (Satteldecken) umgeschnallt. In Mähne und Schweif sind wohl gar noch Blumen und Schleifen geflochten, denn jeder Besitzer und jeder Reiter legt seinen Stolz darein, das schönste Pferd zu besitzen. Dann sammelt man sich an der Kirche, in Bautzen an der Liebfrauenkirche, holt Fahne, Kruzifix und andere Kleinodien aus dem Gotteshaus, um reitet dasselbe dreimal und zieht dann nach dem Nachbar ort, wo die Insignien einstweilen in der Kirche verwahrt werden, währenddem Reiter und Pferd im Dorfe freund liche Aufnahme finden. Wendische Gastlichkeit ist ja be rühmt. Dann zieht man mit dem Segen der Kirche wieder heim. Das Osterreiten findet ebenfalls am 1. Osterfeiertage statt. Das Bautzener Reiten beginnt vormittags )411 Uhr an der wendisch-katholischen Liebfrauenkirche. Von hier aus zieht die stolze Kavalkade über die Spreetalbrücke nach dem wendisch-katholischen Kirchdorfe Radibor, von wo die Rück kehr nachmittags 1L6 Uhr erfolgt. Wer vormittags die Prozession versäumte, hat nachmittags womöglich noch bes sere Gelegenheit, das farbenfrohe Bild auf sich wirken zu lassen. Dann halten die Reiter durch das Spreetal ihren Einzug, kommen die steile und enge Gerberstraße herauf und ziehen dann durch die Feuergasse am Zwinger- durch die dunkle und enge Nikolaipforte, an der alten Kirchen ruine des Nicolaifrieühofs vorüber nach dem Domstift, dem Sitze des Bischofs von Meißen, und nach dem tausendjäh rigen Petridom, der mehrmals umritten wird. Uralter Brauch zwischen altersgrauen Mauern, bunte Rosse in alten Winkeln und Gassen- Ritterzeit und Mittelalter wer den lebendig und vermitteln dem Beschauer einen unvergeß lichen Eindruck. Die alten Bräuche lohnen in der Tat eine Osterfahrt ins Lausitzer Land, vor allem nach dem alten Bautzen, das auch sonst als mittelalterlicher Wehrbau, mit Türmen und Zinnen, mit seinen alten Baudenkmälern und sonstigen Sehenswürdigkeiten ein Hort alter Städteroman tik ist. G. S. Aus den Hsimatvereinen Vsllrsviiaungrverel» rrMrrraott Der Volksbildungsverein hielt am Mittwoch, dem 20. März, im Oberkretscham seine Hauptversammlung ab. Schuldirektor Fritsch als Vorsitzender konnte eine stattliche Besucherzahl willkommen heißen. Er berichtete zuerst über die Hauptversammlung des Verbandes „Lusatia". Der Verein begrüßte lebhaft die Abhaltung der Wander-Ver sammlung in Neusalza und eine solche mit den nordböh mischen Gebirgsvereinen. Für die Fahrt in die Hohe Tatra haben sich eine Anzahl von Mitgliedern gemeldet. Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß der Verein fünf Vortrags abende abhielt. Einer mußte wegen der Kälte ausfallen. Zum erstenmale sprachen hier Frau Emma Kottmann, Kurt Arnold Findeisen und Dr. Grotewahl. Gern gehört waren auch dieses Jahr das Duo Melzer—Musch. Der aus gefallene Vortrag über „Vogelleben in der Oberlausitzer Niederung" soll nach Möglichkeit nachgehalten werden. Ein mal spielte das Zittauer Stadttheater. Die gutbesuchte Hörergemeinde erlebte mit dem „Störenfried" von Rode rich Benedix einen köstlichen Abend. Zuletzt ging der Jahres bericht ein auf die Werbung neuer Mitglieder. In der Aus sprache wurde zu verschiedenen Punkten Stellung genom men. So wünschte man Abstellung der übelstänöe im Vereinslokal, bessere Beheizung, Aufnahme von Wande rungen in die Vereinstätigkeit. Der Kassierer Wünsche be richtete anschließend über den Stand der Kasse. Eingenom men wurden 1626,78 Mk. Die Ausgaben belaufen sich auf 1600,22 Mk. Das Vereinsvermögen beträgt 199,41 Mk. Die fünf Abende wiesen folgende Besucherzahlen auf. Kott mann: „Frühling am Neckar" 196, Schubertabend 183, Theateraufführung 312, Melzer—Musch: „Durch deutsches Land" 165, Dr. Grotewahl: „Spitzbergexpedition" 94. Alle fünf Vorträge haben demnach einen Besuch von 950 Per sonen zu verzeichnen. Gegen früher ergibt das einen leich ten Rückgang, der vor allem in dem harten Winter und seinen Folgeerscheinungen begründet liegt. Der bisherige Vorstand wurde durch Zuruf einstimmig wiedergewählt. Sodann befaßte man sich mit Vorschlägen für die Vorträge im kommenden Vereinsjahr. Gewünscht wurden wie bis her sechs Vortragsabende, doch sollen zwei Theaterauffüh rungen außerhalb der Vorträge stattfinden. Neu ausgenom men in 'die Vereinstätigkeit wurden Wanderungen. Am 26. Mai findet eine solche statt nach der Monviole, am 1. September auf den Jeschken. Man hofft, durch die Wanderungen das Zusammengehörigkeitsgefühl zu be leben und verspricht sich dadurch auch einen Zuwachs an Mitgliedern. Abgelehnt wurde ein Vorschlag um Begrün dung einer Heimatbücherei, weil man die Volksbücherei nicht schädigen will, doch wurde zum Ausdruck gebracht, daß alle Heimatbücher dort angeschafft würden. Insbesondere warb der Vorsitzende auch für den Bezug der „OHZ". Die beiden Kassenprüfer Fritsche und Engelmann bezeugten die Richtigkeit des Kassenberichtes, worauf dem Kassierer Ent lastung erteilt wurde. Von allen Seiten wurde gewünscht, daß der Vereine größere Geldmittel zur Verfügung haben sollte, doch konnte man sich aus den eigenartig gelagerten Verhältnissen heraus nicht zu einer Erhöhung der Mit gliedsbeiträge entschließen, vielmehr soll es — zumal bei der jetzigen Wirtschaftslage — bei dem Jahresbeiträge von 2 Mk. verbleiben, wobei allerdings bei den Vorträgen die Mitglieder einen kleinen Zuschlag von etwa 20 Pfg. be zahlen müssen. Nichtmitglieder haben den vollen Eintritts preis zu entrichten. Besonders anerkannt wurde die eifrige Tätigkeit von Frl. Grübner, die sich um die Einziehung der Mitgliederbeiträge und um die Werbung neuer Mit glieder große Verdienste erworben hat. Der zweite Vor sitzende, Konfektionär Hermann Elsner, widmete dem Vor sitzenden am Schluffe der Versammlung herzliche Dankes-, worte für seine nimmermüde Tätigkeit um die Führung, des Vereins. Mit der Verlesung der Niederschrift durch den Schriftführer Schwarzbach fand die von echtem Heimat geiste getragene Versammlung ihr Ende. F. G. vttri»ig«ag liir krimsi>r«»ae fteiche»dsch «. Umg. Reichenbach OL., 23. März. Die Vereinigung für Heimatkunde Reichenbach und Umgebung hielt gestern Mitt woch ihre 6. Vereinssitznng in diesem Jahre im Hotel zum Stern ab. Der Vorsitzende, Herr Oberlehrer Schöne- Löbau, eröffnete und leitete die Sitzung, worauf Herr Fabrikbesitzer Rabe die Probleme der 700-Jahrfeier, die 1930 stattfinden soll, kurz streifte. Träger der Veranstaltung ist die Stadt selbst und müssen zu dieser Veranstaltung un gefähr 6—7000 RM. aufgebracht werden. Nachdem Herr Rabe nochmals das Programm der Feier bekannt gab, er-