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Wilhelm - Friedrich-Spende Der Arbeitsausschuß der Wilhelm-Frtedrich-Spende, die die Drucklegung aller Werke des so beliebten und lei der allzu früh verstorbenen Heimatschriftstellers ermög lichen soll, hielt am 27. Februar eine Sitzung im Hotel „Reichshof" in Zittau ab, um die Berichte über die Arbeit im vergangenen Jahre entgegenzunehmen und sich über die weitere Arbeit schlüssig zu werden. Die Sitzung wurde von Herrn Bürgermeister G r u n e w a l d - Reichenau, als Vorsitzenden, geleitet. An ihr nahmen teil die Herren Buch druckereibesitzer Marx, Oberinspektor Schramm, Spiel leiter Palme von der „Thalia", sämtlich aus Reichenau, Direktor Reichard und Walter Friedrich, der Sohn des Dichters, beide aus Zittau, und Schriftleiter Henk- ner - Bautzen. Herr Marx trug zunächst den Tätigkeitsbericht vor, der eine reiche Arbeitsleistung erkennen ließ. Dem Zweck der Spende, das Werk Wilhelm Friedrichs durch Druck legung seiner Stücke und ihre dadurch leichter ermöglichte Aufführung lebendig zu erhalten, konnte bereits in beacht lichem Maße Rechnung getragen werden. So sind mit den bisher eingegangenen Mitteln die Einakter „Fräulein Meisterin", „'s Wunnerwoassr", „De Heiroatsforcht", „Der Schützenkönig", „In der sächsischen Schweiz", „Basn-Wenz — Worm-Franz — Der Kroatzer Moan", „Das Mädchen vom Lande", die Zweiakter „Entführung" und „Anno 66" sowie die großen Stücke „Brüderhöfe" und „Engelskreuzer" herausgegeben worden. Weiter sind von früheren Heraus gaben anderer Verlage noch vorrätig die Einakter „'s Gscheeche", „De letztn Brutmoarkn", „Heimgefunöen", sowie die Mehrakter „Mönches Schteen", „Aus der Franzosen zeit" und „Hennerch Lobels Feuer". Alle diese Werke sind vom Arbeitsausschuß in Reichenau zu beziehen und zu Auf führungen in Vereinen, Gesellschaften usw. zu verwenden. Es wird gehofft, daß recht rege davon Gebrauch gemacht wird. In den Städten Löbau, Bautzen und Zittau ließ sich bis jetzt noch keine Haussammlung durchführen. Herr Marx konnte aber berichten^ daß in Löbau mit Hilfe des Heimat schriftstellers Oscar Rolle ein Abend zu Gunsten der Spende vorbereitet wird. Ähnliches konnte Schriftleiter Hen kn er für Bautzen berichten, wo im April ein in großem Stile angelegter Heimatabend durch den Verein für ländliche Wohlfahrtspflege veranstaltet wird. An die sem Abend werden eine Reihe verschiedener Volkstänze ge boten, denen neben gesanglichen Darbietungen auch eine Aufführung des Wilhelm Friedrichschen Einakters „'s Gscheeche" durch die „Thalia"-Reichenau zur Aufführung ge langen wird. Der Abend wird unter dem Protektorat des Herrn Kreishauptmann Richter stehen. Für Zittau sagte Herr Direktor Reichard zu, einen Wilhelm-Friedrich-Abend mit Hilfe eines Vereins durchzuführen. Der Verband „Lusatia" hat beschlossen, daß die ihm angeschlossenen Vereine für jedes Mitglied 10 Pfg. an die Wilhelm-Fried rich-Spende abführen, das würde etwa 700—800 Mark be tragen. Den Rechnungsbericht erstattete Herr Oberinspektor Schramm- Reichenau. Die Einnahmen bis 31. Dezember 1928 betrugen 4837,43 Mk., davon entfallen auf die Liste Reichenau 796,76 Mk-, auf Vereine, Industrie und Gemein den 8685 Mk. Ausgegeben wurden bis jetzt 3225 Mk. für Drucklegung von Werken. Im neuen Jahre gingen etwa 800 Mk. ein, so daß fast 5000 Mk. gesammelt wurden. Wei tere 1000 Mk. sind ziemlich gesichert. Die Arbeit des Aus schusses hat somit einen beachtlichen Erfolg gehabt, dessen weitere Steigerung im Sinne des kulturellen Werkes recht zu wünschen ist, werden doch zur vollständigen Drucklegung aller Werke noch 5500—6000 Mk. benötigt. Es wäre daher nur sehr zu wünschen, wenn der Spende noch reiche Bei träge zufließen würden. So mancher Oberlausitzer, dem man Interesse an heimatlichen Bestrebungen nachsagen kann, hat sich noch nicht mit einem Scherflein an der Spende beteiligt. Alle Geldbeträge sind auf die Gewerbe bank und Girokasse Reichenau auf Konto der Wilhelm- Friedrich-Spende einzuzahlen. Eine reiche Aussprache ergab neue Anregungen und den Austausch von mancherlei Er fahrungen. Em neues Heimatspiel: „Hochkirch" Historische Tragödie in 5 Aufzügen. Die heimatliche Literatur ist nicht eben reich an Büh nenwerken, die heimatliches Geschehen in dramatischer Form in einer den Durchschnitt überragenden Gestaltung festhalten. Neuerdings ist es ein Görlitzer Schriftsteller, der sich dieser gewiß nicht leichten Aufgabe unterzogen hat, und man wird ihm die Anerkennung zollen dürfen, daß er dies mit Geschick und Geschmack, mit schöner Intuition und liebevoller Vertiefung in die heimatliche Geschichte getan hat. Seine Heimattragödie „Hochkirch" wirb das Interesse aller finden, die auch dem denkwürdigen Überfall von Hoch kirch am 14. Oktober 1758 im dritten Schlesischen Kriege ihr Interesse entgegenbringen. Verfasser ist Herr Erich Janke in Görlitz, der auch schon mit einigen Gedichtbänbchen hervorgetreten ist. Ihn verbinden alte familiengeschtchtliche Beziehungen mit Hoch kirch. Demzufolge trägt seine Schöpfung auch die Inschrift: „Dem Gedenken meiner Vorfahren in der Pfarre zu Hoch kirch gewidmet." Diese Beziehungen mögen für ihn der An laß gewesen sein, sich näher mit der Tragödie von Hoch kirch zu beschäftigen und diese in dichterisch-dramatischer Form zu bearbeiten. In rein geschichtlicher Beziehung hat er sich dabei folgender Quellen bedient: Archenholz „Der siebenjährige Krieg", Tannera „Die Kriege Friedrichs des Großen", Bleibtreu „Fahnen und Standarten", v. Treueu- sell „Der Überfall von Hochkirch" snach österreichischen Quellen), Hauptmann Jany vom Großen Generalstab, Vortrag über Hochkirch, gehalten in der Militärischen Ge sellschaft Berlin, Jahrbücher deutscher Gebirgsvereine. Um militärische Szenen und kriegerisches Geschehen hat der Verfasser in poetischer Verbrämung die Verehrung und Liebe einer sächsischen Baronesse zum großen Preußenkönig geschlungen. Ihm gilt ihre Sorge iu der schicksalsschweren Nacht, dis dem blutigen Morgen von Hochkirch voran ging, ihm galt ein letzter verzweifelter Warnungsversuch, und ihm brachte sie in ihrer glühenden Begeisterung ihr junges Leben dar, da sie beim Passieren preußischer Posten von einem übereifrigen Musketier erschossen wurde. Er greifend ist der Abschied des Preußenköntgs von der Toten, der im Augenblick größter Aufregung und Strapazen gar nicht zu ermessen vermag, welches Opfer ihm die Baronesse von Höhn auf Kittlttz gebracht. Schöne Menschlichkeit leuch tet zum Schluß strahlend auf über Kriegsgeschehen und Familienzwist. Der erste, zweite und fünfte Akt spielen im Schloß zu Kittlitz, der dritte auf freiem Gelände bei einer preußischen Feldwache, der vierte in einem Pfarrhaus der Nmgebung. Die Handlung macht alle die vertrauten Gestalten der da maligen Zeit lebendig. Zunächst Friedrich der Grosie selber, dann den alten Ziethen, den österreichischen Feldmarschall Daun, den Feldmarschalleutnant von Laudon und andere. Nachrichten aus dem Gachsenlands Hohenstein-Ernstthal. Tod eines Heimatfor schers. Im Alter von 75 Jahren verstarb hier der pensio nierte Oberlehrer Sebastian, der sich als Heimatfor scher große Verdienste um die Stadt erworben hat. Sein Lebenswerk war die „Chronik der Entstehung und Ent wicklung der Bergstadt Hohenstein.