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88 «Dbsvlaufltzsr Hslmatzsiiung Nr. 6 andern Orten zur Aufführung. Sicher verdient es nicht die Zurücksetzung, die ihm bislang auf unfern heimatlichen Bühnen zuteil geworden ist. Ein großzügig angelegter „L e s s i n g r o m a n", der die bisherigen lebensgeschichtlichen Prosadtchtungen über Lessing hoch überragt, ist gegenwärtig in seinem ersten Band erschienen. Sein Verfasser Wilhelm Willtge- Bautzen hat ihm die Überschrift gegeben „Der Kämpfer des Geistes. Gotthold Lessings Erden gang in zwei Büchern erztzhlt. Erstes Buch: /An griff." Dieser gegen 350 Seiten umfassende „1. Band" der Lessingbichtung führt uns im eindrucksvollen Erzählton bis zum Tode des mit unserm Lessing in reger Freundschaft verbundenen Majors und Dichters Gotthold Christian v. Kleist (in der Schlacht bei Knnnersdorf am 12. August 1759). Das demnächst erscheinende 2. Buch „Überwin - d un g" wird sicher diesem sehr lesenswerten Lessingroman einen würdigen Abschluß verleihen. Daß zu den jetzigen „Lessinggedenkfeiern" neben andern Bortragsstoffen auch dramatische bearbeitet worden sind, läßt sich verstehen. So finden wir beispielsweise angezeigt und für Schulfeiern empfohlen „Zwei Tage aus Gotthold Lessings Schülerzeit. Szene für eine Schulfeier von Willibald Ulbricht." Die empfehlens wertesten Aufführungen werden freilich bei einer solchen Gelegenheit die eigenen Werke unseres Lessing oder wenig stens einzelne Teile derselben bleiben. —e— August Ferdinand Riccius, ein Lausitzer Musiker (Anläßlich seines 110. Geburtstages.) Von I. W. Drestler, Leipzig Vor 110 Jahren, am 26. Februar 1819, wurde August Ferdinand Riccius zu Bernstadt in Sachsen geboren. Sein Vater, der ein einfacher Handwerksmeister war, liebte die Musik und war infolgedessen Mitglied des städtischen Musik chors. Da auch der junge Riccius bereits frühzeitig eine ganz besondere Vorliebe und Veranlagung zur Musik er kennen ließ, wurde er als neunjähriger Junge von dem selben Mnsikchor als Geiger und Flötist ausgenommen. Vom Kantor Schönfelder erhielt er Unterricht im Klavier- unb Orgelspiel. Außerdem lernte er bis zu seinem 14. Lebensjahre die Behandlung der gebräuchlichsten Blas- und Streichinstrumente. Als Riccius im Jahre 1833 auf das Gymnasium in Zittau geschickt wurde, trat er auch sofort in den Singe chor dieser Anstalt ein, dem er später als Präfekt vorstand. Beim Zittauer Stadtmusikns Zimmermann setzte er seine Übungen in der Instrumentalmusik fort. Während seiner Zittauer Gymnasialzeit, die bis 1840 dauerte, versuchte er sich auch schon im Komponieren. Schließlich bezog Riccius im Jahre 1840 die Leipziger Universität, um hier, dem Wunsche seiner Eltern entspre chend, sich dem Studium der Theologie zu widmen. An fangs studierte er auch eifrig Theologie,' bald aber brach die zu Beginn seines Studiums etwas unterdrückte Nei gung zur Musik um so heftiger hervor. Und endlich, nach dreijährigem Kampf mit sich selbst, beschloß er, seinen theo logischen Studien zu entsagen und sich nunmehr ganz der edlen Mustka zu widmen. Ohne sich etwa einem Lehrer anznvertrauen, begann er mit einem wahren Feuereifer, sich in die Gesetze der Theo rie der Tonsetzkunst zu vertiefen. Aus guten theoretischen Schriften holte er sich Rat und an den klassischen Komposi tionen unserer Großmeister der Musik nahm er sich ein Beispiel. Nachdem er 1849 Dirigent der Konzerte des Musik vereins „Euterpe" in Leipzig geworden war, erhielt er fünf Jahre später den Posten des Kapellmeisters am Leip ziger Stadttheater. Im Jahre 1864 siedelte Riccius nach Hamburg über, wo er in der Folgezeit als Kapellmeister des dortigen Stadttheaters und als Musikreferent der „Hamburger Nachrichten" hochgeachtet wurde. Er betätigte sich als Musik schriftsteller, gab Unterricht in Musiktheorie und Gesang und brachte auch eine stattliche Reihe von Kompositionen heraus, von denen besonders eine Ouvertüre, verschiedene Schauspielmusiken, Klavierstücke, ein Psalm und zahlreiche ein- und mehrstimmige Lieder genannt zu werden ver dienen. Laut Übersicht der im Gewandhause zu Leipzig auf geführten Kompositionen vom 25. November 1781 bis zum 31. März 1881 (enthalten in „Statistik der Concerte im Saale des Gewandhauses zu Leipzig") wurde im Jahre 1880 der Liederkreis „Das Waldweib" von A. F. Riccius aufgeführt. Riccius starb am 5. Juli 1886 in Karlsbad. Das neue lausitzische Magazin von 1850 schreibt auf S. 79-80 über Riccius: „Ein neuer oberlausitzer Componist tritt in Herrn Aug. Ferd. Riccius auf, der 1840 vom Zit tauer Gymnasium nach Leipzig ging. Jetzt erschien zu Leip zig bei Hofmeister sein neuntes Merkchen: Das Waldweib, Liederkreis von Jul. Mosen. Die illustrierte Zeitung be richtet, es sei mit schönem Erfolg in Musik gesetzt und man habe lange etwas Gelungeneres dieser Art in Leipzig nicht gehört. Opus 3 enthielt Lieder, Op. 4 Ritter Olaf, Op. 5 und 8 Balladen für Barytonisten." Zum Schluß scheint es mir nicht unangebracht zu sein, bei dieser Gelegenheit auch in aller Kürze auf seine beiden Neffen Karl August Gustav und (ein Bruder von diesem) Heinrich hinzuweisen. Ich stütze mich bei diesen Angaben auf Hugo Niemann's Musik-Lexikon. Karl August Gustav Riccius wurde am 26. Juli 1830 zu Bernstadt geboren. Er besuchte von 1844 bis 1846 das Konservatorium zu Leipzig und trat 1847 als Violinist in das Hoforchester zu Dresden. 1863 wurde er Chordirektor an der Hofoper, und 1875 erhielt er den Titel eines königl. Musikdirektors. Im Jahre 1889 wurde er als Nachfolger Fürstenaus Bibliothekar der königl. Musikaliensammlung in Dresden. Er starb am 8. Juli 1893 zu Dresden. Als Komponist trat er mit einer zweiaktigen Oper „Es spukt", der Vertonung der Schillerschen „Dithyrambe", die 1859 zum Schillerfest aufgeführt wurde, sowie einigen Liedern und Klavierstücken an die Öffentlichkeit. Sein Bruder Heinrich, der am 17. März 1831 ebenfalls in Bernstadt geboren wurde, ist nicht von so großer Be deutung. Er war ein begabter Violinist, starb aber schon im frühen Alter von 32 Jahren in Paris. 5llte Volkslieder und Gedickte Vie Weine nickt, es ist vergebens, Lllls §reuden dieses Lebens Sind ein Lraum der pkantasie. Muke dick, es zu vergessen, vast du einst ein Stück besessen, venke, du besaßt es nie. ^ann je etwas unserm Leben kök're Seligkeiten geben, O, so gibt die Liebs sie! Vock ack auck sie vsrsckwindet, Und die stränze, die sie windet, Welken leider nur zu irük. Lränen sollen diese sslusn Wo wir wandeln nur betauen, Kader nickt mit dem (Zesckick. Sier, wo Leid an Leid si<k reibet, Wo dis §reuds nickt gedeiket, Riebt aucb Liebe scksu zurück. Weine nickt und last dis LrSne Um ein Stück, was sie verloren, Crnstsn Slick gen Kimmel sekn. Lieb'und kost' im Leben immer, Liber Lrcinen weine nimmer, Laß uns lackend weiter gskn. Selbst der Lrdengüter größtes, Und der sckönsten Mädcksn (bestes vannt ick Slücklicker einst mein. Lilles ist von mir gescbisdsn, Sie und aller Seelenfrieden, Nur der <Zram bleibt mir allein. Warum wandeln sick zu Leiden — §ragst du - unsre sckönsten (§reuden, Okne Sckatten ist kein Lickt. Sie, aucb ick, besaß die Stunden, Wo ick Seligkeit empfunden, Liber dock, dock wein' ick nickt, (Von einem blinden Sltarrespieler in Lngel-dork; 1828.)