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70 Gberlauflher Helmatzsttung Nr. 5 Nachtrag zu dem Artikel: Südlausitzer Flurnamen aus den Dreimeilenblättern Bon Dr. Langer, Freiberg Um jedem Freund der Heimatgeschichte, der am Pro blem der Aufklärung unserer Flurnamen mit arbeiten will, das Aufsuchen der einschlägigen Literatur zu erleichtern, nennen wir außer den bereits angeführten folgende west deutsche Flurnamenwerke: O. Heilig: D. Ortsnamen des Großberz. Baden, Karlsruhe (1906). A. Schümm: Unterfriinktsches Orts-Namen-Buch, Würzburg 1901. Miedet: Oberschwäb. Orts- und Flurnamen, Memmingen 1906. Ehr. Beck: D. Ortsnamen d. Aischtalcs u. der Nachbartäler, Neu stadt 1926 (--- Beck l). „ „ D. Ortsnamen d. Fränk. Schweiz, Erlangen 1907 Beck II). „ „ D. Ortsnamen d. Pegnitztales und des Gräfenberg-Er ¬ langer Landes, Nürnberg 1909 (— Beck III). Brandls: Berg- und Talnamen im Thllringerwald, Erfurt 1894. Gradl: D Ortsnamen am Fichtelgebirge und in dessen Borlanden. Jacobs: D.Ortsnam.d Herzogtums Meiningen-Hildburghausen 1894. Lommer: Orts- u. Flurnamen i. Amtsbez. Kahla, 1898. Riemann: D.Ortsnam d.Herzog«.Loburg,Progr.Gymn Coburg 1891. Wessinger: Bayrische Orts- u. Flußnamen, München 1886. MW^urch einen glücklichen Fund in den Flurnamen- sammlungen Bucks und der Luise Gerbing ist es dem Verfasser gelungen, den Schleier über die Ent stehungsgeschichte unserer Leise- und Lause- slurnamenzu lüften. Fest stand, daß diese Fln. sump- siges Gelände bezeichnen (oergl. N. L. M. 102 (1926), 95, Anm. 2), ferner, daß für lause wohl eine sl. Ableitung, aber keine der in dieser Zeitschrift (8. Jahrgang Nr. 2, S. 19) genannten deutschen Ableitungen zutreffen konnte. Nun heißt nach Gerbing (S. 421) der Liesenberg aus dem rechten Ufer der Ruhla (i. Forst zwischen Ruhla und Emse) mund artlich Liesen- oder Lüsenberg, 1505 wird er erwähnt als Lusebull (-- bühel --- Hügel), 15!0 als „Ein gefil (^ Ge filde --- Feld) heißt der Lußbull", 1595 als Laußberg. S. 507 wird im thür. Wald ferner ein Läusebrunn, mund artlich Läseborn erwähnt. Beide gehen sicher auf mhd. liesche, liske, ahd. lisca -- Binse, Farrenkraut zurück, be zeichnen demnach sumpfiges Gelände. Buck nennt S. 163 „1274 zer Liespach, 1278 an der lihse" (in Schwaben zwi schen Schwarzwald und Rhein). Oberdeutsch wird die Form zunächst zu Lichs in Flurnamen oder von lüchs, lychs, lichs zu Lüß (seltener zu Lüchs, Lüx in württembergisch Schwa ben, oder zu Lux, letzteres ist freilich aus lat. lutetum, lutum --- Lehmboden für gewöhnlich abzuleiten. Wie schwer diese Ableitungen auseinander zu halten sind, ist ersichtlich in: Heilig, 48, wo aber badisch Lußheim auch von lus —Sumpf abgeleitet wird; ferner in Beck I, 80; Beck III, 106; Miede! 27, 39). Die mhd. Form liesche usw. die in Thüringen und Oberdeutschland zu lies, lüs, laus wurde, ist bei uns in leis, laus, läus erhalten. Jedenfalls stimmt diese Ableitung sprachlich und vor allem sachlich vortrefflich. Weiter können wir zur Flurnamendeutung noch folgen des beitragen. Am Klosterwald, östlich von Ostritz liegen die Rauschwies e, die Pusch - Rausche (N. L. M. 102, 92). Biel wahrscheinlicher als eine sl. Ableitung ist eine deutsche von mhd. ruzze, ruozze --- Stelle an einem Abhang, an dem beständig Steine abrutschen, was an die obd. Fln.: Rauhse, Räuhse, Rausche, Rusche erinnert. Diese können nach Buck aber auch von mhd. ruse -- Getöse, Wasserfall, von Rausch -- Blei, Rausch -- Bärenklaukraut oder von Rusche — Binse herrühren. Die Kleinichönauer Kruxwiese (Flnoerz.) ist nach dem Rosen-Eisenstein, also nach Bergbau benannt (oergl. Krux-Wiese bei Gerbing S. 538, Anm. 5). Der Reichenauer Strieberg kann ein Berg am Striemen----Feldstreifen oder ein Streitberg sein (Gerbing S. 490 Streitberg nach thür. Mundart zu Striebärgk). Strait (unterfränk.), Strit, Strüt, Stri sind nach Schneller: Bair. Wörterbuch ll, 821, Schümm, 96, Beck I, 74: Beck II, 114 meist auf mbd. struot, strut -- Busch, Gebüsch (oft „auf feuchten Boden") zurück zuleiten. Das ü der Stammsilbe kann zu ü, i, ei werden. Beck I, 74 sagt „manchmal über Strit und über Straut, Streut in Streit entwickelt". Die genannten Verfasser leiten gelegentlich nur einmal einen Stri -- Stritberg von Streit, Zank ab. Die Großschönauer Streitaue hieß übrigens früher auch Strautaue! Im Mittelerzgebirge heißt ein Strutweg sogar Strizelweg. Zu unseren Gickelsbergen: Gerbing sagt zu dem Gickelhahnspruna (mundartl. Gückel...), einem schroffen Felsen im thür. Wald: Wahrscheinlich lief die Waldbefesti gung von 1512 an diesem schroffen Felsen hin. Der Name ist nirgends in den Akten genannt. Wenn auch Beck III, 89 Gugel von gugel --- Hügel mit runder Kuppe, III, 42 Gugerlberg ebenso oder von Ausgucken abzuleiten versucht, Schümm S. 58 gickel von lat. cuoullus Gugel, Kaputze, Miedel S. 9 wiederum Guck von Ausgucken ableitet, so führen Miedel S. 9, 30 und auch Heilig S. 79 diese Namen auf Kuckuck zurück. Die vielen Ableitungen bei Buck be- (tätigen einwandfrei, daß bei Gock- und Gück- und Gickfln. diese Ableitung die meist zutreffende im Westen ist. Ganz vereinzelt steht Schümm S. 61, der Guggenberg auf einen Personennamen Gug, Gugo zurückfllhrt. Die Weigsdorfer Fln. Hei -, Heustraße (A. Seeliger: Gesch. d. Friedländ. usw. in Heimatk. d. Bez. Friedl, i. B., Friedland 1926, 36—37) und der Heister (Flnoerz.) können ebenso gut deutsch wie slawisch sein. Verfasser zieht die deutsche Ableitung vor. Heister, Heftrich, 825 Cheiste- riche, 1550 zu den Heisteren uf der Seyn usw., alle diese obd. häufigen Fln. stammen von Heister --- junge Buche (Buck S. 106). Nach Buck (S. 98) ist schon obd. Hai öfters --- Hag -- Hain. Dazu wird es oft aus Heu (mhd. hoewe, Howe, Hou) oder aus Hau (mhd. Howe, hoewe, also fast gleichlautend wie das vorige!) gebildet (wie bei uns!). Hai kann aber auch ein Flurgrenzoerhau sein, abgeleitet von ahd. haia --- Bollwerk, Einfriedigung (man oergl-unsere Kinderwiege — Haie oder manche Hai --- Heuberge, die Warttürme besaßen, denn ahd. Haien hieß abwehren, hüten, beschirmen; in der Sächs. Schweiz wurde nach Meiche so gar ein Heulenberg daraus!). Ein Waldhau oder-Hai ist bisweilen auch von mhd. gehet Brand, Heien, brennen abzuleiten. Für dieAbleitungdesDorfnamensDrausen- darf von einem Personennamen ist vielleicht wichtig, was Gerbing S. 454 vom Drausenbach, der Quelle der trockenen Leina im Thür. Wald sagt. Sie heißt mundartl. Drousen- bach, 1114 wird sie Drusonröt, 1227 Drusin, 1227 Drusun, 1569 Drautbach, 1587 Trausenbach genannt. Draisendors in Franken ist nach Beck II, 51 nicht wie etwa Trais in Baden (oergl. Heilig, 39) von mhd. treis -- wüstes, un bebautes Land abzuleiten, sondern gehört zu einem sl. vom Stamm Drag etwa Dragice. Ein german. dieses Stammes ist nicht belegt. Gradl leitet ein Draisendors als Dressendorf von sl. Tres ab. Zwei fränkische zu unserem Drausendorf sprachlich besser passende Drosendorse gibt es