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stadt als auch in den Behausungen fern wohnender Bern städter Stadtkinder als altes, liebes Familiengut vorsinden. Das ansprechende Bild ist „nach der Natur gezeichnet und lithographiert von Carl Schneider in Bernstadt", es trägt die Unterschrift „Die große Hittschelfahrt bei Bernstadt im Januar 1852". Die farbig gehaltene Zeichnung verdient in mehrfacher Beziehung Beachtung. Zunächst als wohl erstebildlicheDarstellung einer sportlichenVer- anstaltungin unserer Heimat. Wir sehen auf einem ge neigten Talhange — es ist das Gelände östlich der nach Kemnitz führenden Straße — eine bunte Menge sich auf kleinen Schlitten belustigen, umgeben von zahlreichen Zu schauern. Rodelschlitten in unserem Sinne waren es frei lich nicht, auf denen man über die glänzende Fläche dahin glitt, sondern die uns aus unseren Kindheitstagen wohlbe kannten „Hittschen", die gewöhnlich als „Käsehittschen" (warum so, haben wir bisher nicht ergründen können) be zeichnet werden. Fung und alt, hoch und niedrig sind bei diesem augenscheinlich so recht volkstümlichen Vergnügen vertreten und zahlreiche „Fälle" und „Zwischenfälle" kom men aus unserem Bilde zur Darstellung. Daß diese „Hitt- schelsahrt" auch sonst gewisser „Reize" nicht entbehrt, be weisen die unter der Lithographie stehenden Verszeilen: „Bei dieser schönen Fuhr' gar Mancher schnitt die Cour, — Denn man fuhr Paar und Paar, es war nicht viel Gefahr. Wenn auch ein Paar umwarf, wozu's nicht viel bedarf, So wurde nur gelacht und schlechter Witz gemacht." Wenn unsere „Hittschelfahrt" demnach als bildliche Wiedergabe einer älteren sportlichen Volksbelustigung eine nähere Betrachtung verdient, so auch in volkskundlicher Hinsicht, insofern als auf ihr ein Teil der Volkstrachten jener Zeit zum Ausdruck kommt. Mit welcher Naturtreue die Zeichnung angefertigt worden ist, sehen wir daraus, daß mancher Teilnehmer sich oder diesen oder jenen Bekannten auf dem Bilde zu erkennen glaubte. Als Urheber der dar unter stehenden launigen Verse wurde uns der Kaufmann RobertFuhrmann, eine allen früheren Bernstädtern wohlbekannte Persönlichkeit, genannt. Ss bietet uns die „große Hittschelfahrt bei Bernstadt" ein anziehendes Bild aus dem Leben unserer Vorfahren, dem auch eine gewisse kulturgeschichtliche Bedeutung nicht abzusprechen ist. O. Schöne. In Teufels Schneepalast 'NtzsrMus grauer Vorzeit klingt es kerüber vom VW L »s<kvvarzsn Satte" droben auf demLzorne- bok, von Slutopkern in keiiigen Sainen und frommen Prozessionen durch nächtlich stillen Wald. Lind die Sage weiß zu berichten, daß der Teu fel auf jenem Serge gewoknt Kat, in einem prächtigen Palaste. Wenn der Frükling die Sänge mit Slumen schmückt, wandern die Leute aus dem Lai zur Söke kinauf und suchen Slücksbiumen im moosigen Aasen. Sin Löckterlein nannte der Leusel sein eigen. Vas ward in ein bescbeidenes Veilchen verwandelt. Wer es findet, am reckten Ort zur reckten Zeit, dem schenkt sicb dis Jungfrau zu eigen, samt allen ikren Sckätzen. Zur Winterszeit liegt des Leusels Keich gebannt in Sis und Scknee. Pas ist ein kerrlickes Süd. Und immer kommen die Leute aus den Dörfern zum Serg kinauf, die seltsamen Schätze zu schauen. Von allen vier Winden kommen sie. Das macht, weil der Szorne- bok weit kinein sckaut in lausitzer Land. Von Westen Ker fükrt steil der Weg von Sautzen über Vorberge kinan. Von Osten Ker gekt er von Löbau aus über Läler und Serge. Wer nickt gut zu Fuß ist, den bringt die Sisenbakn bis an den Fuß des Szornebok keranj und er Kat die Wakl, von Lunewalds, dem alten We berdorfe, seinen Südkang kinaukzusteigen, oder von Sockkirck Ker den Dordkang kinzuwandern, denselben Weg, den damals Österreichs Lruppen nakmen, als sie den alten Fritz samt seinen Grenadieren in Socb- kircb überfielen. Ss ist ganz eigen, wenn man in der Sergwirtsckakt auf dem (Zipfel weilt. Da siebt man die Sckaren der Wanderlustigen von allen Seiten den Serg keraukkommen. Sier geben sie sich ein Stell dichein. Sekaglick sitzt sick's da. Doppelt bekaglicbj seit das Sergkaus ein neu Sewand erkalten Kat. In bunten Farben leuchtet der Siebei dem Wanderer tröstlichen Sruß zwischen den braunen Stämmen der Lannen kindurck entgegen und ermuntert den vom steilen Anstieg Srmüdeten, auch nock „das letzte kükn zu wagen". Lraulick sind dis Stuben, und wenn das Feuer lustig im Barnin knistert und woklige Wärme verbreitet, wäkrend der Winter Sisblumsn an die Fenster steckt, dann sind es auch immer ankeimelnde Stunden, die man kier oben findet. Sie sind Lokn kür stundenlang müksamen Weg. Von welcher Segend man immer kommen mag: über all ist der Anstieg steil. Aber keinen verdrießt die (Düke, denn sie ist nichts gegen die Scbönkeiten, die sich einem dabei auftun. Zuerst gekt es über winterlich weiße Fluren. Sin- sam gekt der verschneite Weg zwischen Feldern kini Sier und dort liegt eines der sauberen lausitzer Sau- erndörker an freiem Sange: Srubditz, Mekltkeuer, kacklau, Sornßig, Deksa, Schönberg und wie sie sonst nock beißen. In luftiger Söke liegen sie. Wenn man zu iknen gelangt ist, glaubt man, ein gut Lei! des Serges erklommen zu kaben. (Dan sckaut zurück und siebt tiek unten die Lausitzer Städte liegen: Sautzen, Löbau, ikre Lürme ragen schattengleich durch den blauen Kältedunst des Wintertags; siebt man nak und fern blasse Sergzüge und dunkle kuppen:Drokmberg, Sislebok, (Dönckswalder und Löbauer Serg. Aber mitten im Dorfe steigt die Straße steil an und bedeutet einem, daß es noch köker und immer Köber gekt. Da tauckt der Weg in den Wald kinein. Dunkel lastet um uns Ker, und wir erkennen: Wir kaben das Keich des Schwarzen betreten. Schlanke Sirken- stämmcken beugen sich über den Weg, niedergedrückt von der Schneelast des Vorwinters. Wollen sie Skren- pkorten schlagen an der Gemarkung des dunklen Rei ches? Sind es jene spukkaften Sestalten, von denen die Sagen so Sonderliches berichten? Söfiinge im Dienste des Meisters? Fast scheint es, als entböten sie dem Ankommenden mit sckalkkakten Sebärden grinsenden Sruß. Wie majestätisch ernst steken neben den Kobolden die koken Lannen Spalier am Wege! Ikre Zweige tragen leichten Scknee, und wir werden nicht satt, uns an iknen zu erfreuen.