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berge, die Semensträucher, die Semmichau, Semmlige, Semmliche. Ihnen liegen folgende zwei obd. Fln. zu Grunde: Samen, Sam (auch Saum, Som) bedeutet be graster Platz vor Ackerland, wo Wiese und Acker zu- sammenstoßen (im Zillertal ist Sam ein Sennlehen). Die Fln. Semmich, Sembach usw. bedeuten in Thüringen und in Oberdeutschland stets feuchtes Land. Letzteres trifft für unsere zwei zuerst genannten Semmelsteige treffend zu. Anderseits gibt es in Schwaben den Ort Samm letshofen, dessen Name von Buck mit sane, sone--- ahd. son ----- Schweineherde in Verbindung gebracht wird. Trotzdem am Zittler Semmelsteig der Souberg liegt, wird die Deutung als feuchter Steig zunächst oorzuziehen sein. Die Zahnebach hat wegen des anlautenden Z mit unserem sane nichts zu tun. Dieser Name muß nicht unbedingt sl. sein. In Oberdeutschland gibt es den Fln. Zant, der auf ahd. zein — Rute, Stab, Hürde, Gitter oder zeinach Gerölle, Busch (ahd. zeinahi ----- Gebüsch!), weiter auf bayrisch Zain ----- Holzhaufen, Stoß — aber auch auf Zahn, Zinken von Buck (S. 306/7) zurück geführt wird. In diesem Zusammenhang würde für unsere Zahne die Deutung als Waldbach am besten zu treffen, da sie ja aus dem großen Köntgswald (Königs hain) kommt. Kleinschönau, Zittel und Friedersdorf besitzen ferner Schweden steige, Schwedenflcckel. Buck kennt Schwe denschanzen, „die angeblich von den Schweden herstam men sollen, aber 1420 schon am Platze waren." Viel leicht entpuppt sich dann mancher unserer Schwedenflur namen als harmlosere Bezeichnung, die auf schrved ---- Weisengeflecht, Damm oder obd. Schwad ----- seichtes, sumpfiges Wasser zurückgeht. Gerade unser Schweden steig geht über sehr sumpfiges Gelände. Unsere Steinrücken, Steinricken haben von der mhd. und obd. Bezeichnung rick ------ fortlaufende Reihe eines Dinges, Gehege, Wildgasse, Bergrücken (mhd. rick) ihren Namen. Unsere Batzenhütte im Köntgsholz — vielleicht auch die Schönberger und Bischdorser Batzenlöcher — sind wohl als Futterplätze aufzufassen, da Müller-Frauen reuth (Wörterb. d. obersächs. und erzqeb. Mundarten, Dresden 1914, I, 76) den mundartlichen Ausdruck bazeien für essen kennt. Batzenflurnamen gibt es auch in West deutschland. Dort werden sie z. T. auf Barzach, Botzen, Butzen, Bas, Basach zurückgeleitet und bezeichnen ein Gelände, wo viele Strünke abgehauener Sträucher stehen. Schwieriger ist die Deutung des Gampen- oder Gambensteines (Hainewalde-M.-Herwigsdorf), dem etwa die erzgebirgischen Fln. Gamrig, Gambrig entsprechen dürsten. In Oberdeutschland wird der Name auf mhd. gamel, geil ----- fetter Ackerboden zurückgeleitet oder wie Gemp (12. Iahrh. Gampis) auf Gampen ---- campagna ----- die Ebene. Die Fln. der Orte rund um den Scheiben berg zeigen so viel Bergbau (hierher gehören auch die Klappersleine am Scheiben- und Iachelberg von Herwig- dors) an, daß man auch an tsch, wend jama -- Grube, Höhle denken kann; zumal von dem Gamighübel von Torna die „Schlämmen" (Bergbaubetrieb) kommen. Hey (a. a. O., 249) leitet diesen Namen allerdings von tsch. kämen ----- Stein ab. Der Reichenauer Strieb erg wird wohl ein Berg am Striemen (z. B. ein Taubenheimer Fln.) --- am Feld streifen sein. Der Waltersdorfer Angstkorb geht wie dieselben thür., Hess, und obd. Fln. auf mhd. anst ---- Beneficium ---- Lehen zurück. Unsere vielen mit Ger bez. Giere gebildeten Fln. gehen wie dieselben westdeutschen auf mhd. gere --- lang gezogenes, dreieckiges Stück, Zwickel, Furche zurück. Interessant ist es, daß man viele obd. Tauben- berge zurückleitet auf mhd. töb ----- feucht, schimmlig, daß damit wilde, unkultivierte Waldungen oder Berge ge meint sind. Bekanntlich neigt man jetzt mehr dazu, unsere Iöckels-, Gickels-, Gockels-, Iockelsberge und vielleicht auch die Iachelberge auf Besitzernamen zurückzuleiten. Anderseits hat es die Ansicht gegeben, die Gickels- und Gockelsberge als Guck-, Aussichtswarten auszulegen. Schwieriger wird diese Auslegung dadurch, daß man dann noch die Iockelsberge hierher zählen muß, denn I und G tauscht der Volksmund bekanntlich ohne weiteres aus. Wir enthalten uns einer Deutung und stellen nur einmal folgendes fest. Für gucken sagte man früher lugen. Nach der Karte von L. Gerbing liegen die thür. Fln. Guckucksberg, Gickelhahn, Gackenderg an Flurgrenzen. Um Eisenach gruppieren sich drei Berge: Wachstein, Gickelhahn, Guckucksberg. Es sind dies also wenige und dazu vereinzelt auftretende Fln. Wie Per sonennamen verstümmelt werden, zeigt die mundartl. Be zeichnung Häkelsborn für Eckoldsbrunnen. In Ober deutschland find die Gigel (weniger die Gugel und Gagel) wälder, -berge, sehr häufig anzutreffen, ver Kuckuck heißt mhd. gouch, guggouch: in Oberdeutschland: Gugge, Gugger, Gugi und im 13/14. Iahrh. meist Gigel, Gügel. Gigel oder Gogel heißt obd. aber auch das Bergschaf. Mhd. gach, jach --- jäh, steil, daher obd. Fln. Gacht, Gack, Goch. Gack, Gäckle kommen aber auch als Fami liennamen vor. Bei uns haben wir folgende derartige Fln.: Neukirch: der Kückelsberg; Lauba: Iockelsberg: Herwigsdorf (b. Löbau): Wachberg und Jückelberg: Ebersdorf: Jückelberg: Ottenhatn: der Jäckel (Feld und Wald; Kunnersdorf a. d. E.: Iäkelbusch: Leutersdorf: Wacheberg und Kuckucksteg: Hainew. — Großschönau: Iachelberg; Herwigsdorf: der Jäckel und Iachelberg: Lichtenberg: am Gickelsberg; Marienthal: Gickelsberg: Harthau: Gigelsberg. Festzuhalten ist ferner die Tat sache, daß die Gickel-, Gigelberge in Thüringen und Erz gebirge ziemlich selten, in Oberdeutfchland und in der Oberlausitz häufiger auftreten. Es gehört ein umfassen der Einblick in die familien- und besitzgeschichtlichen Ver hältnisse unserer Heimat dazu, diese Fragen zu klären. Die Friedersdorfer Triangel bedeutet mundartlich Dreieck (lat. --- triangulus). Der dortige Scharberg geht auf mhd. schar im Sinne von zugeteilter Arbeit zurück; noch jetzt im Scharwerk mit Bedeutung: harte Arbeit, Frohndienst. Manche Mönch-, Münchslurnamen werden auf die gleichnamigen Familien zurückgehen. Die Zittler Galloppige ist nach den Schaluppnern, Kätnern benannnt; die Schönlindner Gärtner heißen z. B. noch 1654 Chaluppner. Die Drausendorfer Werth- oder Wurfwiesen sind benannt nach mhd. wert — erhöhtes Land im Wasser, Halbinsel, bez. nach ahd. wurf — Fischwasser. Ahd. sant» wursfi Sandbank, Untiefe.