Volltext Seite (XML)
Drosselbart", die vor zwei Jahren erstmalig über die Bretter ging, mußte nach zwei Aufführungen wegen Interesselosigkeit des Publikums vom Spielplan wieder abgesetzt werden. Das alte Lied vom Propheten im Baterlande. Ganz neuerdings scheint sich in diesem Punkte erfreulicher weise ein Wandel vollzogen zu haben. Der Bereinigung ehe- maliger Schüler des Staatsrealgymnasiums zu Zittau E. V. kann es ncht hoch genug angerechnet werden, daß sie am 20. Januar Herrn Dr. Burkhardt Gelegenheit gab, sich einem sehr ansehnlichen Hörerkreise vorzustellen. Man hatte ihn zu einem Vortrag über das Thema „Der Humor im Volkslied" Gelegenheit gegeben, den er mit fröhlichen Liedern zur Laute erläuterte. Seine hervorragende Bortragskunst, die durch sprühen den persönlichen Humor und eine ganz außergewöhnliche Aus drucksfähigkeit der Mienen, durch hohe wissenschaftliche Be- fähigung und eigenschöpferisches Können wirksam vertieft wird, erarbeitete ihm einen erstklassigen Erfolg Die begeisterten Bei fallsausbrüche der Menge waren von seltener Stärke und sprachen Bände. Auch der eigentliche Vortrag war fesselnd und gehaltreich. Der Redner definierte zunächst die beiden Begriffe, aus denen sich dos Thema zusammensetzt. Er bezeichnet den Humor als eine Art veredelter Schadenfreude, die aus dem Boden der Harmlosigkeit entsprießt und mit Gemüt getränkt ist. Die Wir kung, die die Ursache eines ästhetischen Lustgefühls ist, wird durch den mehr oder weniger gewollten Gegensatz zwischen Form und Inhalt ausgelöst. Der Humor ist eine Unterablei- lung in dem großen Grenzgebiet des Komischen. Was das Volkslied anlangt, so verdankt es sein Dasein nach Text und Melodie stets einem einzelnen, allerdings meist unbekannten Verfasser. Das Volk spielt die Rolle des Bearbeiters und Ver breiters und versieht es wohl gelegentlich mit heimatlichen Be ziehungen und mundartlicher Würze. Das Volkslied ist der Anreiz, der den tönenden Brunnen der Volksseele zum Rauschen bringt, und die germanische Volksseele, das deutsche Gemüt sind die hauptsächlichsten Quellen, aus denen der Volkslieder schatz der ganzen Welt schöpft. Die tzauptzielscheibe für den Humor im Volkslied gibt das Menschlich-Allzumenschliche im Leben unserer Zeitgenossen ab, es kommt dabei gelegentlich auch nicht auf Selbstironie oder eine Art fatalistischen Galgen humors an. Besonders aufs Korn genommen werden einzelne Gruppen und Berufsstände, wie das Jägerlatein der Forst- leute, die Landsknechte und Soldaten, die Handwerker mit der edlen Schneiderzunft an der Spitze usw. Besonders komische Wirkungen werden auch dadurch erzielt, daß an sich grausige Begebenheiten durch groteske Übertreibungen und falsch an- gebrackte Redewendungen eine ganz andere Wirkung ergeben, als man von ihnen erwartet. Ganz eigenartige Wirkungen ent stehen zuweilen auch durch gewaltsame Auseinanderreißung von Wörtern am Ende der Derszeile in der Weise, daß die zweite Worlhälste in die folgende Berszeile übernommen wird (z. B.:) Hans Sachs war ein Schuh- Macher und Poet dazu. Auch der Gegensatz einer ernsten, getragenen Melodie und ihres möglichst stumpssinnigen Textes oder ein zuweilen selbst alberner Kehrreim können starke humoristische Reflexe aussenden. Die Probe auf das Exempel lieferte der Vortragende durch eine lange Reihe ganz prächtiger Lieder zur Laute, unter denen sich auch eine Anzahl eigener Schöpfungen befanden. Wir nennen das Spottlied auf Maria Theresia, ein Husarenlted aus dem 30jährigen Kriege die famose Ballade vom Kosaken Sergej Popoff, ein Spoitlied auf den Bauernstand und die köstliche „Uraufführung" des „Meßners von St. Nepomuk" aus des Vortragenden goldiger Feder. Ein Riejenkateidoskop von Perlen des Humors ergab der zweite Teil, der von der Liebe handelte. Und die Liebe höret nimmer aus! Bruno Reichard. Sle WWubiMe M Sie MMM vou WsM. 3u beziehen durch jede Buchhandlung. Preis —,S0 Goldmarb. Her» Mr Lusalßa Die Scholls, die man Heimat nennt, behalte lieb und wert! Sie sei bis an dein Lsbensend als Heiligtum geehrt. Ist sie auch eins Scholle nur im großen Feld der Welt, an Derg und Tal, an Wald und Flur sie höchsten Deiz behält. Ls bleibt bewundernswert ihr Dau, drum: Lob und Preis dem Hsimatsgau! 2n Lieb und Treu klings fern und nah: „Heil dir, Heil dir Lusatia." Hier gab dir Elternlisb 's Geleit und hat dein Wohl erstrebt! Hier hast du deins Jugendzeit wohl srohsinnsvoll verlebt. Hier wars, wo Freundschaft dir srfproß in gleichgesinntem Kreis und wo sich auch dein Feld erschloß für Emsigkeit und Fleiß. Streifst du durch Wald, durch Hain und Nu, dann preise deinen Heimatsgaul Nsrshrungsvoll tön's fern und nah: „Heil dir, Heil dir Lusatia." Der Heimat Sier im Lenzgsfild soll deine Freuds fein, und auch ihr winterlich Gebild flöß dir Dswundrung ein. Lieht mild der Sommer übers Land, der Heimat Lob ertönt, — sie prangt jo schön im Herbstgewand, von Segen noch gekrönt. Es bleibt bewundernswert ihr Dau, drum preise laut den Heimatsgau! Nus Herzensgrund fchall's fern und nah: „Heil dir, Heil dir Lusatia." Lind zog dich in dis weite Ferns des Leitenlauss Geschick, Erinn'rung ruft dir oft und gern den Heimatstraum zurück. Da hob sich freudig deine Drust - - hier schlug jo froh dein Herz, drin wogt der Drang zur Wanderlust, zum Wandern höhenwärts. Im Iugsndkranz, im Nlteesgrau behalte lieb den Heimatsgau! In Wort und Lied kling's fern und nah: „Heil dir, heil dir Lusatia". Karl Kahlerkjun., Großschönau. Zween-Herrendienst Zum 200. Todestag des Lausitzer Pfarrers Christian Samuel Berghold Bon Otto Flösse!, Bautzen M^Menn je einer erfahren hat, daß es ein sträflich Be- MlÄZ ginnen ist, zween Herren zu dienen, so ist es Pfarrer Christian Samuel Berghold gewesen. Er ist seines Lebens nicht froh darüber geworden und hat Trüb- sal und Not erdulden müssen wie kaum jemals einer wieder in seinem Stande. Hätte er es selbst verschuldet, man würde ihn gewiß nicht bedauern. Aber das ist es eben, daß ihn das Unheil verfolgte, trotzdem er der gewissenhafteste Seelenhirte seiner Zeit und einer der lautersten Männer gewesen ist. Schuld daran war einzig der Umstand, daß das Kirchdorf Großgrabe damals von zween Herren — oder richtig gefaqt: von einem Herrn und einer Herrin — regiert wurde. Aber das war es nicht allein, das Unfrieden in das kleine Pfarr haus trug. Sondern: es war die Standesherrin von Königs brück, die Freifrau von Schellenberg, dem Herrn von Spohr, der auf Wiednitz saß, nicht wohlgewogen. Sie suchte sich an ihm zu reiben, wo sie nur konnte. So herrisch-streitbar sie