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c;ung unter dem Joche des Korsen schmachtete, war die Musik in Verbindung mit der Dichtkunst eine der Kräfte, die das Volk geistig wieder auffrischen wollte. Und an die sem vaterländischen Streben hat Magister Hering einen nicht geringen Anteil, besonders durch die musikalische Er ziehung und Ausbildung unserer Jugend wie durch die Pflege guter Musik überhaupt. Herings Klavierschulen wie auch seine Werke für Violin- und Gesangsunterricht genießen noch heute als „eine musik-pädagogische Tat" großes Ansehen, ja, sie waren geradezu bahnbrechend für ihre Zeit, da der Meister als Erster die Musik pädagogisch, also als eine Erzieherin, be handelte. Das will auch die Ehrentafel am Geburtshause in Schandau betonen, wenn sie Hering den Gründer der deutschen Musikdidaktik nenut. Hierher gehören auch die Männerchöre (Horch, wie schallt's dorten so lieblich hervor!), die rasch volkstümlich wurden, aber heute meist vergessen sind. Und nicht zuletzt die Licdersammlungen und Kiudergesangsschulen. Hering wirkte in Oschatz von 1798—1811 an der latei nischen Schule und an der Stadtkirche. Schon damals druckte man in verschiedenen Kulturstaaten Europas seine eben genannten Werke nach. Wie hoch er selbst von Frau Musika dachte, das geht aus dem Vorworte seiner 1804 in Oschatz herausgegebenen Klavierschule hervor. Er schreibt da einen Ausspruch Luthers nieder, der in seiner Seele stimmungsvoll widerkliugt. „Ich gebe nach der Theologie der Musik den nächsten Platz und die Ehre. Die Jugend soll man stets an diese Kunst gewöhnen, denn sie macht feine, geschickte Leute. Sie macht die Menschen gelinder, sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger." Carl Gottlieb Hering war nicht nur ein großer Musik pädagoge, er war auch ein Mann, der ein warmes Herz für die Not der Armen jederzeit hatte und ihnen half, wo und wie er nur konnte, sei es durch eigne Mittel aus seiner Tasche, sei es durch Bittgänge bei reichen Freunden seiner Kunst, durch Veranstaltung von Wohltätigkeitskonzerten, durch unausgesetztes Bemühen, das Volk weiterzubilden, wobei ich an den „Erzähler für den Bürger und Land mann" denke und durch Niederschreiben der Lebensbilder berühmter Männer, die anderen als Beispiel dienen konn ten. (Nach G. Vöbisch, Oschatz.) So war es für die Stadt Oschatz ein großer Verlust, als Magister Hering 1811 nach Zittau zog, um einem Ruse an die dortige Stadtschule Folge zu leisten. Dankbar schmückte der Lehrergesangverein die Wirkungsstätte des Meisters der Töne mit einer kunstvollen Bronzetafel. Das schönste Denkmal aber errichtete sich Hering selbst durch Tat und Gesinnung, wie die Abschiedsworte erkenen lassen, mit denen er im Winter 1811 vom Rate der Stadt Oschatz schied: „Unvergeßlich wird mir der Ort sein, wo ich 15 Jahre meines Lebens verlebt habe, unvergeßlich wird auch meinen Kindern die Stadt sein, wo sie geboren wurden. Und es wird mir eine der heiligsten Pflichten sein, ihnen gegen diese ihre Vaterstadt und deren weise Obrigkeit eine stete Dankbarkeit und Achtung einzuflösen." (Oschatzer Heimatbuch.) In Zittau wirkte Magister Hering noch 25 Jahre segensreich, ließ sich dann in den Ruhestand versetzen und starb nach einem köstlichen Leben voll Mühe und Arbeit am 4. Januar 1853. Auf dem Frauenkirchhofe der Stadt Zittau ruht er von seinem Wirken aus. Die reiche musikalische Begabung Carl Gottlieb Herings übertrug sich auf feine Nachkommen. So gehörte sein 1807 in Oschatz geborener Sohn Karl Eduard Hering in Bautzen, der dort als Seminar-Musikdirektor, Komponist und Organist wirkte, zu den bedeutendsten Musikern der Lausitz. Er liegt auf dem Bautzener Taucherfriedhof be gruben, wo seine Ruhestätte gleich den anderen ortsgeschicht lich oder künstlerisch wertvollen Gräbern bei der 1924 er folgten Einebnung eines Teiles des Friedhofes pietätvoll erhalten wurde. Auch er hat uns eine Gabe unter den Christbaum gelegt, das berühmte Chorwerk „Weihnachts nähe". Franziskus Nagler erzählt so köstlich, wie in seinem hochmusikalischen Elternhause von ihm und den Ge schwistern das Werk nach dem Verfasser nur die „Herings nähe" genannt wurde. Karl Eduards Sohn ist der Liederkomponist Dr. jur. Richard Hering in Dresden. Möge auch die Jugend unserem Sänger Carl Gott- lieb Hering als dem großen Kinderfreunde, der ihr die schönsten Weihnachts-, Volks- und Wiegenlieder schenkte, ein dankbares Andenken bewahren! Vom Fürsten- oder Scheffelstein Reichenbach (O.-L.) 6. Dez. Ein Opfer der neuen Zeit wird jetzt in den benachbarten Königshainer Bergen der Fürsten oder Scheffelstein. Dor einigen Tagen ist bereits die Schach, mannsäule heruntergestürzt. Sie soll auf dem Hochstein wieder aufgesetzt werden. Urkundliche Nachrichten sind kaum zu finden, doch soll die Säule zu Ehren des 1789 verstorbenen Besitzers von Königshain, Karl Adolf Gottlob von Schachmann, des letzten seiner Familie, errichtet worden sein. Auch sonst war Schachmann als ein „Wohltäter der Menschheit" bekannt, wie auf einem Gedenkstein im Park zu Königshain zu lesen ist. Nun ist auch dieses Wahrzeichen ein Opfer der neuen Zeit ge- worden. Der Fürstenstein — mit einem Stückchen Land darum von insgesamt 260 Quadratmeter — gehörte zum Gut Könis- hain. Immer näher rückten die Brüche mit dem Abbau an ihn heran. Bor etwa zwei Jahren wurde der vom Fürsten stein zum Totenstein führende Weg unterbrochen. Der vom Riesengebirgsoerein seinerzeit mit widerruflicher Genehmigung markierte Weg war aufgehoben. Selbst ein öffentlicher Zugang zum Fürstenstein war nicht vorhanden. Alle Bemühungen, den Stein als Naturschutzgebiet zu erklären, zerschlugen sich. So war mit der Zeit der Steinbruck) bis an den Fürstenstein heran gekommen, sodaß Felsen bereits überhingen. Die Aufsichts behörde beanstandete die Sache. Entweder mußte der Fürsten- stein durch Betonierung gesichert werden, oder er stürzte eines Tages ab. Was Eingeweihte längst oorausgekehen halten, trat nun ein. Das kleine Stück Land mit dem Fürstenstein wurde vom Besitzer ausgetauscht und der Felsen wird im nächsten Jahr verschwunden sein. Eine Erhaltung des Steines an und für sich, die nur mit großen Kosten durchzuführen gewesen wäre, hätte doch nicht die Naturschönheit bewahren können, denn die Steinbrüche hätten rings herum den Felsen abgebaut. So mußte dieses Naturdenkmal zum Leid aller Naturfreunde der neuen Zeit zum Opfer fallen. Noch bleiben der Totenstein, der Naturschutzgebiet ist, sowie der Hochstein und der Teufel stein, die im Walde auf Gutsgebiet liegen, so daß deren Er haltung gesichert erscheint. Walther Bogel. Aus den tzeimatvereinen Ebersbach. Der Humboldtoerein hielt am Sonnabend dem 2V. Roo. in der Baude seine dies jährige Haupvrrsammlung ad, die vom 1. Vorsitzenden, Herrn Küchler, geleitet wurde. Da bei wurden die Jahresberichte de» 1. Vorsitzenden, de» Baudenwarte», Museumsoerwalters. Baudenkassirrer» und Brretnskassierrrs zum Vortrag gebracht. Aus allen Berichten war zu ersehen, daß es auch im letzten Bereinsjahr auswärtsgegangen und der Verein sich seinen alten guten Ruf voll erhalten hat Von besonderem Interesse war e», aus dem Berichte des Bereinskassierrr» zu entnehmen, daß der Humboldtoerein im vergangenen Zahre die wirklich stattliche Summe von zirka IS50 RM nur für Volksbildungsardett, Vorträge usw. ausgegeben hat. Man sieht daraus immer wieder, daß der Verein bemüht ist, mit allen Mitteln seinem hohen Rete, der Volksbildung zu dienen, so wett wie möglich gerecht zu werden. Und es sei auch von dieser Stelle aus der Wunsch ausgesprochen, alle Veranstaltungen