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Rittergutes Nteber-Lawalde (Lawinwalde damals genannt) und vieler Güter der Nachbarschaft. Seine Besitzungen nannte man das Rechenberger Land. Viele seiner Besitzun gen mußte er verkaufen, so auch Lawalde am 1. Mai 1495 an die Stadt Löbau für 600 Schock. Der Laubaer „Ober hos" blieb bis 1716 in dem Besitze der Rechenberger. Auf den 1. folgte Hans der Zweite von Rechenberg, dann des sen Bruder Balthasar bis 1686, der auch gleichzeitig wieder Besitzer von Lawalde war. Durch den Pönfall (1547) kamen alle auswärtigen Besitzungen der Sechsstädte als verwirkt und konfisziert an den König von Böhmen. Dieser hat aber bereits 1565 das Gut Lawalde für den spottbilligen Preis von 1673 Talern, wovon er dem Käufer (Oswald von Schönfeld, Sekretär des Königreichs Böhmen) noch 1200 Taler erließ, verkauft. Die weiteren Besitzer des „Oberhofes" waren dann bis 1626 Balthasar, ihm folgte sein Sohn aus erster Ehe Hans von Rechenberg, kaiserlicher Oberstwachtmetster, der 1640 starb. Das Besitztum ging nun über in die Hände seines Stiefbruders Balthasars Sohn zweiter Ehe Hans Kaspar, der am 15. Dezember 1662 in einem sogenannten Duell, aber ohne Zeugen, von Siegmund von Gersdorf auf Kittlitz ge tötet wurde. Seine Angehörigen bezeichneten den Tod als Mord. Ihm folgte sein Sohn Karl Heinrich von Rechen berg, Hauptmann in der Kursächsischen Chevaliergarde. Wegen zu großen Schulden mußte er den „Oberhof" ver kaufen. Ihn erwarb sein Vetter Balthasar Rudolf von Rechenberg. 1705—1716 war er als letzter Rechenberger In haber des Besitztums. Durch Kauf erwarb es Joachim Heinrich von Leubnitz (1716—1717). Der nächste Besitzer von 1717—1722 war der Klostervogt von St. Marienthal Johann Christian von Heldreich. Im Jahre 1722 verkaufte er den „Oberhof" an seinen Sohn Johann Georg Adolf von Held reich. Doch schon 1724 übernimmt der Vater das Gut wie der vom Sohne, um es 1729 an den Reichsgrafen Karl Heinrich von Hoymb zu verkaufen. Dadurch wurden beide Güter von Lauba vereinigt. Karl Heinrich von Hoymb mar 8. Besitzer des Rittergutes Nieder-Lauba. Er stand in höchster Gunst des Kurfürsten von Sachsen, der ihn als Reichs-Vikar zu seinem „dirigierenden wirklichen Gehei men Rath" ernannte. Er muß ein sehr begüterter Mann gewesen sein. Neben Nieder-Lauba und dem 1729 erwor benen Ober-Lauba besaß er auch noch Schönbach, Dürr hennersdorf und andere Güter. Seines Glückes sollte er sich nicht lange erfreuen. Am 27. März 1731 fiel er in Un gnade, durch Unterschlagungen verlor er alle seine Güter und mutzte außerdem noch 100 000 Taler Schadenersatz zahlen. Nach dem Tode Augusts des Starken ward er auf Königstein gesetzt, seine Güter wurden eingezogen. Er selbst erhängte sich am 22. März 1736 auf dem Königstein. Von 1731—1741 galten beide vereinigten Güter Lauba als könig liche Kammergüter. Beide Anteile von Lauba waren für immer vereinigt. Unter dem 18. Besitzer von Nieder-Lauba, Johann Gottlieb Jähne, wurden beide zu einem Gute „konsolidiert". Erwähnt sei hier noch, daß der älteste urkundlich er wähnte Besitzer vom „Oberhof" sich bis auf das Jahr 1489 zurückführen läßt. Als erster Besitzer von Nieder-Lauba wird der 1629 verstorbene Heinrich von Nostitz genannt. Sein vollständiger Name lautet: Heinrich von Nostitz aus der Rothenburger Linie, Heinrich von Nostitz und Nors auf Däsaw, Lawaldau, Lauba (Nieder-Lauba) und Malsch- wicz, truckseß. (Truchseß.) Daraus kann man wohl schlie ßen, daß Nieder-Lauba vielleicht vorher mit Lawalde ver bunden gewesen ist. Bemerkt sei noch, daß die Volkssage diesen Heinrich von Nostitz und seinen Schwiegervater zu einer Person unter dem Namen „Nickeltrux" verschmolzen hat. Das Volk hat sich natürlich hierunter weiter nichts gedacht und ihm absolut undenkbare Schandtaten zu geschrieben. Die Lausitz im Landesmuseum für Sächsische Volkskunst Hofrat Oskar Seyffert, der Vorsitzende des Landes vereins Sächsischer Heimatschutz und Begründer des Lan desmuseums für Sächsische Volkskunst, macht ebenfalls den von uns oft bekämpften Unterschied zwischen Kunst und Volkskunst, aber er tut es nicht in dem Sinne, daß die letztere etwas minderwertiges wäre. Er versteht unter Volkskunst die Kunst, die nicht auf den Schulen gelehrt wird und meint, daß zwischen dem weiteren und dem enge ren Begriffe etwa dasselbe Verhältnis bestehe, wie zwischen Sprache und Mundart. Dieser Erklärung kann inan sich allerdings nicht ohne weiteres verschließen, sie ergibt gleich zeitig eine verständliche Abgrenzung der Aufgaben des Landesmuseums. Dieses Museum ist eine nahezu ausschließlich persön liche Schöpfung Seyfferts, und sie kann mit voller Berechti gung als sein Lebenswerk bezeichnet werden. Seinen Be mühungen ist es gelungen, zu verhüten, das der seit 1668 bestehende Jägerhof in Dresden-Neustadt seinerzeit nicht dem drohenden Abbruch verfiel, sondern zweckmäßig um gebaut wurde, um den an verschiedenen Stellen unüber sichtlich verstreuten Schätzen des Museums ein schlechthin ideales Heim zu bereiten. Es konnte am 13. September 1913 bezogen werden und wurde vom König Friedrich August persönlich eingeweiht. Nachdem am 1. Oktober 1923 sich der Verein für Sächsische Volkskunde auflöste und in dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz aufging, steht nunmehr der letztere hinter 8rm Landesmuseum, dessen Besuch niemand verabsäumen sollte, den sein Weg einmal nach Dresden führt. Den vollständigsten Genuß hat man allerdings, wenn man das Glück hat, von Herrn Hofrat Seyffert persönlich geführt zu werden. Die Fülle der in den drei Stockwerken des Gebäudes untergebrachten Kostbarkeiten könnte ver wirrend wirken, wenn sie nicht in so geradezu vorbildlicher Übersichtlichkeit angeordnet wären. Vortrefflich unterstützt wird der Besucher übrigens durch den vom Museums gründer verfaßten gedruckten Führer, der die nüchterne Trockenheit der meisten ähnlichen Bücher ungemein glück lich vermeidet und schon an sich lesenswert ist. Von be sonderem Interesse war für uns, daß an dieser Stätte alle Landesteile wirklich paritätisch berücksichtigt sind und ins besondere unsere Lausitz nicht die anderweit vielfach be obachtete Zurücksetzung erfahren hat. In den Einzelsamm lungen von Handwerkserzeugnissen, kunstgewerblichen Dingen und Gebrauchsgegenständen ist sie überall ange messen vertreten. In dem Raume der Tischlerarbei ten, der im wesentlichen sächsische Bauernmöbel enthält, sind die schmuckesten Stücke Lausitzer Ursprungs,' so eine rotbraune Truhe von 1720 aus der Zittauer Gegend in überraschend feiner Malerei, zwei blaugetönte Himmel betten mit gedrehten Säulen und eine Anzahl prächtiger Weihnachtshängeleuchter, die der Führer mit Recht als „aus Holz geschnitzte Volkslieder" bezeichnet. Auch in dem keramischen Raum finden wir zahlreiche Bekannte, die das Gepräge des östlichen Sachsens tragen. Auf unfern braunen Tonkrügen finden wir Schmuckformen, die wir bereits aus vorgeschichtlicher Zeit kennen. Noch heute blüht die Töpferei in Königsbrück, Kamenz, Bischofs werda und einer Anzahl Landorte der Bautzener Pflege. Unter den großen Schüsseln, die vielfach mit dem sächsischen Kurwappen geschmückt sind, erwähnen wir die grünen Oberlausitzer, die früher in und um Zittau in Gebrauch waren, jetzt aber sehr gesuchte Seltenheiten ge worden sind. Hübsch ist auch ein Tellerschrank ans Ebers bach, der die Jahreszahl 1805 trägt, aber noch Rokoko zierat zeigt. Auch wertvolle bunte Glasschildereicn aus