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Ich weih nicht, ob heute noch der Pastor St. in Spitz- kunncrsöorf umgeht. Der hat es jahrelang dort getrieben. Immer wieder ist er in seine Stuüierstube gekommen. Und warum blieb er nicht im Grabe? Das war so: Der Pastor St. rasierte sich. Eben war er mit einem Backen fertig. Da traf ihn ein Schlag. Er fiel um und war tot. Nun findet er mit der halbangefangenen Arbeit keine Ruhe. Er kommt in seine Stube und will sie vollenden. Das ist ein gutes Recht der Toten. Sie finden nicht Ruhe, wenn sie ihr Tagwerk in Stücken verließen. Es gibt auch ein Bild, auf dem Pastor St. gemalt ist, wie ihn der Tod beim Rasieren überrascht. In Obercunnersdorf hat einmal ein Mann gelebt. Der hieß Hust. Aber die Leute nannten ihn nach Lausitzer Art nicht bei seinem rechten Namen. Sie riefen ihn Windlieb. Den Grund dafür weiß ich nicht. Viele Jahre, nachdem Windlieb gestorben war, grub der Totengräber sein Grab auf. Eine neue Leiche sollte Hinein. -Da lag Windlieb noch ganz gut erhalten in seinem Totenhause. Da nahm der Totengräber die Rodehacke und wollte die Knochen zer schlagen. Denn er hatte keine Lust, eine neue Grube zu schaufeln. Aber wie herzhaft er auch pochte, Windlieb blieb ganz. Da warf der Totengräber ärgerlich die Rodehacke weg und sagte: „Der muß ordentlich eisern sein!" Und er mußte doch ein neues Grab schaufeln. Ein paar Jahr zehnte später kam Windliebs Grab wieder an die Reihe. Und ihr werdet's nicht glauben: Als der Totengräber aufmacht, liegt Windlieb immer noch ganz drin. Aber nun mußte er aus seinem Grabe raus. Er wurde in der Nähe der Sakristei tief verscharrt. Die Leute wußten auch, warum Windlieb nicht weste. Er hatte sich zu Lebzeiten festgemacht, durch irgendeinen Zauber. Und seit Windliebs Zeiten sagen die Obercunnersdorfer von Leuten, die große An strengungen wie weiter gar nichts ertragen: „Er ist eisern wie Windlieb." Gradeüber vom Forsthaus in Strahwalde war einst ! das Hochgericht. Galgen und Rad. Viele Fuhrleute, die j dort zur Nachtzeit vorbeigefahren sind, haben Merkwür- I diges dort erlebt. Die Pferde blieben stehen. Zogen sie an, schwitzten sie Blut vor Anstrengung. Und das war auch kein Wunder,' denn auf der Straße rollten in einem fort schwarze Gestalten hin und her. — Noch in der neusten Zeit hat mancher in dem Busche Seltsames erlebt. Ich kenne einen, der war von sieben bis acht Lichtern umringt, alle zum Greifen nahe. In der Bautzener Mönchskirche, der schönen Ruine, spukt ein Bär. Einer, der in den Häuseln dort wohnte, konnte keinen Abend heim, ohne daß ihm das Tier vor den Füßen rumlief. Auch in Drausendorf bei Zittau spukt auf dem Gute ein gespenstiges Tier, überall im Hofe, doch in der Küche zumeist. Selbst am hellichten Tage hat es sich sehen lassen. Es gleicht einer schwarzen Katze. Auf Ruppersdorf saßen die Nostitze. Einer von ihnen, der Ulrich von Nostitz, konnte die Städter nicht leiden. Aber auch Sie Bauern erzählen, daß er sie so geschunden habe. Nun kommt der Nostitz in dunklen Nächten aus seinem Grabe. Er steigt in den Wagen und fährt hui! hinüber nach Unwürde. Auch im Bärbusche ist er früher viel ohne Kopf ge gangen. Und einmal ging ein Löbauer Kaufmann von Niederruppersdorf heim. Er brachte immer das Zeug zu den Krämern. Als er zu der Allee kommt, kriechen aus einer alten Linde viel kleine Hunde. Eine ganze Schar. Die springen um ihn rum. Der Löbauer schlägt mit dem Stecken dazwischen. Da spricht aus der Linde eine tiefe Stimme: „Fürwitz, laß sein!" Darauf wurde der Kauf mann krank. In ein paar Tagen lag er tot. — Die letzten Sagen zeigen uns, daß Ulrich von Nostitz für die Nuppers- dorfer zum wilden Jäger wurde. » Vom Niederruppersdorfer Schlosse geht nach der ! Hennersdvrfer Straße ein unterirdischer Gang, und zwar bis zum Eulkretscham. Der Anfang ist noch im Schlosse zu sehen. Dort sind die Ritter durch, wenn sie auf Rauv gingen. Wir alle wissen, daß die Löbauer ihre Stadt erst oven auf dem Schafberge bauen wouten. Aber ein weißes Pferd hat das Bauzeug immer wieder zu Tal getragen. Ganz ähnlich ist es zugegangen beim Bau der ersten Kapelle in Obercunnersdorf. Das war auf dem Platze, wo heute der Kretscham steht. Und auch als die Kittlttzer Kirche gebaut wurde, kam ein weißes Roß und schleppte das Bauholz auf den Platz, wo sich heute die Kirche befindet. Dort, wo heute die Brauerei in Kittlitz steht, war früher ein Kloster. Nicht weit von der Kirche in Obercunnersdorf führt eine Brücke über den Bach. Sie hieß die Pfaffenbrücke. Dort haben die Leute den katholischen Priester und seinen Küster ins Wasser geworfen, als sie lutherisch wurden. Unterhalb des Honigbrunnens am Löbauer Berge war früher für die Holzfuhrwerke eine Kltppelbrücke. Nicht weit davon standen viele alte Eichen. Das war der Löbauer Platz, wohin der Löbauer Scharfrichter die Seelen derer bannte, die im Grabe keine Ruhe fanden. Da haben viele Bürger, die erst um Mitternacht vom Berge kamen, nicht über das Brückel gekonnt. Und die doch darüber stemmten mit aller Gewalt, die wurden krank, oder sonstiges Un glück kam über sie. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts sah man in einer der alten Linden, die auf dem Wall in Bautzen stehen, drei Nägel eingeschlagen. Das haben die Fran zosen gemacht. Die haben dort 1813 eine Kriegskasse ver graben, 500 Schritt von der Linde entfernt. Das wissen die Leute. Aber die Richtung wissen sie nicht. Und da haben schon viele den Boden umgewühlt. Aber den richtigen Fleck hat noch keins gefunden. Gerne knüpfen sich Sagen an Kreuzsteine und an andre Denksteine aller Art. Wer vom Rundteil in Löbau den Fußweg nach Cunnersdorf gegangen ist, kennt bestimmt den Stein, der nicht weit vom Liebedörfel steht. Hier sollen die Russen nach dem Gefeäste bei Ebersdorf ihren Anfüh rer begraben haben. Am Fußwege zwischen Löbau und Ebersdorf steht an der Hohlwegböschung ein unförmiges Steinkreuz. Da war einst eine Hungersnot im Lande. Zwei Jungen hatten ein Stückel trockenes Brot erbettelt. Darum stritten sie sich. Sogar mit den Messern gingen sie aufeinander los. Da blieben sie beide tot liegen. An der alten Löbau—Kittlttzer Straße wurde vor Jahren eia Steinkreuz gefunden. Das war ganz im Gra ben versunken. Früher hat man die Zahl 1460 daran lesen können. Dort soll ein Fuhrknecht ermordet worden sein, nachdem die Räuber seinen Wagen geplündert hatten. —r. Äm srevell Und alles Land starb bin. Lin dicbter Nebel küllt es ein, Und Wälder, diesen, Saum und Stein lm großen Naum vergangen sind, kein Laut sckwingt mskr in dieser Lukt. Vie Sckolle birgt nickt mekr den vukt Von löeimat und Verbundensein Mit Menscken, die man ekrt und liebt Und lausend scköne Namen gibt. Venn alles ist wie einst, Lk' Sott die Lrde sckuk, ikr Leben gab. Ist tot und stumm, ein okk'nes (Zrad ver Sckrecksn, Nngste, Not und Pein — — — varin sieb' ick, sieb' ick allein Und warte sckaudernd, bis Sott sprickt: Ls werdeLickt! M-rtln