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300 Gbevlauyher Helmatzeltung Ne. 23 vermag die Kirche mit ihrem stillen Friedhof denen, die mit besinnlichem Geist und empfänglichem Gemüt zu ihr kommen, angesichts der sich hier in den Werken guter alter Kunst be tätigenden schöpferischen Kraft des Menschengeistes Astd der sie umgebenden, auf und über den Gräbern ausgebreiteten Fülle einer reichen Natur ein volles, frisches Reis in den Freuden kranz des Lebens zu flechten. Bielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, das Interesse an der Kirche zu beleben und ihr Freunde zu werben auch unter denen, die sie bisher wenig oder gar nicht beachtet haben. Es geht mit ihr, wie mit so vielen, ja den meisten Dingen, die wir täglich vor Augeu haben und an deren Schönheit wir gleichgültig vorübergehen, weil sie nicht an der Oberfläche liegt oder nicht den Reiz der Neuheit oder Einzigartigkeit an sich trägt. Man muß es mit ihnen machen wie unser großer Humorist Wilhelm Busch, dessen Kunst ja wesentlich in seiner scharfen und feinen Beobachtungsgabe be schlossen liegt. Er geht seiner lernbegierigen Nichte, die es dem guten Onkel im Dichten und Zeichnen gern nachtun möchte, in einem Briefe an sie mit dem Rate zur Hand: „Nur muß man sich umschauen, besonders in der Näh', und sich innerlich sammeln. Alle Dinge, die größten und kleinsten, stehen ja da, bräutlich geschmückt, und er warten den Menschengeist, daß er sich mit ihnen verbinde; und so kann man wohl sagen: Wer eine hübsche Blume innig betrachtet und ihr Bild heimführt in das Kämmerlein der Seele, der darf sich nicht wundern, wenn die Folge davon ein Gedicht ist." Und — könnten wir, den Sinn der Worte auf die Frauen kirche übertragend, fortfahren: Wer sie mit besinnlichem, für die Empfängnis ihrer Reize aufgeschlossenem Geist und Gemüt betrachtet, der wird ihr Bild Heimtragen in das Kämmerlein der Seele und sich an ihr erfreuen wie an einer schönen Blume, die ihn zu einem Gedicht begeistert hat. Tanznixen Eine Sage aus der Pulsnitzer Gegend zur Kirmes KirmesI Wenn das letzte Fuder Korn herein, dann ist Kirmes. Wenn sich der Sommer zur Nüste neigt und das Laub sich zu färben beginnt, dann ist Kirmes. Wenn die letzten Astern im Garten verblühen, dann ist Kirmes. Kirmes! Da kommen die Städter aufs Land heraus. Kommen Onkel und Tanten, Vettern und Basen und was sich sonst das ganze Jahr nicht hat sehen lassen. Kirmes, da wird der Knchen kutteldick gebacken. Da wird die Kaffee kanne nicht leer. Da kreist die Flasche ohne Unterlaß, .llirmes! Da klingt die Fiedel und die Nocke fliegen dazu. Klingt die Fiedel! Es geht eine Sage im Pulsnitzer Land von Tanz und lustigen Reigen mit Nixen im Teich. Eine uralte Sage von Dittmannsdorf. Die Alten wußten dort einen Teich. Bet dem sollte es nicht ganz geheuer sein. Nixen wohnten darin, richtige Nixen. Wenn man Glück hatte, konnte man sie sehen. An sonnigen Spätherbsttagen saßen sie am User und kämmten ihr goldenes Haar. Lang war es und schon, schön wie der Herbsttag und das Son- nengvld über dem Land. Oder sie lagen im Grünen am Berge, der nach ihnen der Nixberg hieß, lagen und träum ten und spähten umher, ob nicht ein schmucker Bursche die Straße daherkäme. Gefiel er ihnen, dann sehnten sie sich ihn herbei. O, sie konnten verführerisch locken, die Nixen vom Teiche von Kleinditimannsdorf. Denn es stand ihnen der Sinn nach Lust und Tändelei, gerade so wie allen Nixen. Drum, wenn am Sonntag die Fiedel im Dorfe erklang, da horchten sie auf. Horchten der süßen Töne, horchten der lustigen Weisen. Sangen mit, reichten ein ander die Hände nnd tanzten auf grünem Rasen, daß ihr goldenes Haar nnr so flog. Aber was ist ein Tanz ohne Burschen! Niemand mag ihn und wenn es Nixen sind, und Nixen erst recht nicht. Im Dorfe, da mochten sie sein. Im Dorfe, da ging es hoch her. Was stand ihnen ihr Sinn danach! Wie aber sollten sie dahin kommen, so am hellichten Tage? Jedermann würde wissen, daß es Nixen wären. Und dann —! Wenn aber der Abend niedersank und Dunkelheit die Fluren deckte, wenn Fiedel und Dudelsack noch süßer durch die Nacht erklangen, da mochte sie es nicht länger Halten im einsamen Teich. Pfui Frosch und Kröte! Ein schmucker Bursche sollte es sein. Sie zogen sich schmucke Kleider an, Kleider, in denen sie aussahen, wie Menschen kinder, und hoppla — halloh! ging's nach dem Dorfe hin. Was guckten die Burschen, als sie zum Tanzplatz kamen! Vergessen waren die Schönen des Dorfes. Keine war so schön wie diese fremden Kinder. Jeder wollte mit ihnen tanzen, und keiner konnte erwarten, bis er an die Reihe kam. An die Reihe? Wer fragte danach! Jeder wollte der erste sein; und wer sich einmal eine der Schönen erobert, der ließ sie sogleich nicht wieder aus seinem Arm. Da kamen die Burschen hart aneinander wegen der fremden Mädchen. So schöne Kinder hatten sie ihr Tage noch nicht gesehen. Ihretwegen kam es zu Händeln unter dem Mannsvolk. Was kümmerte es die Schönen! Sie hatten ihre Freude dabei. Das erst war rechte Lust. Denn sie waren Nixen, auch wenn es niemand wußte, und hatten Nixblnt in den Adern. „Wo kommst du her, schönes Kind?" „Willst's wissen, komm mit!" das ließ sich der Bursche nicht zweimal sagen. Welcher Bursche ließe es auch! Er nahm sie in seinen Arm, nnd so gingen sie durch Wald und Wiesen. Wer weiß, wohin! Sie tollten durch die Nacht und hatten ihre Lust dabei. Bis zum Teiche ging es hinaus. Dort ließen die Schönen als wie von ungefähr ihr goldenes Tüschlein fallen. Das fiel auf die Straße und goldene Münzen sprangen heraus, rollten hierhin und dort hin und klangen hell am harten Stein. Und bückten sich die Burschen danach — husch, husch, waren die Schönen ins Wasser und nicht mehr zu sehen. „Liebchen, wo bist du?" schaute verwundert der Bursche umher. „Allhier," neckte ihn die Nixe. „So sag doch, wo du bist!" „Allda!" Und hat sie doch niemand erschaut. Lies der Bursche wald ein und waldaus und ums Wasser und sah sie doch nicht. Und ließen die Nixen ihr Necken nicht bis ins Morgen grau hinein. Da gingen die Burschen heim voll Arger und Groll. Ist aber ein altes Männlein im Dorfe gewesen. Dem haben sie 's erzählt. Der hat gelacht dabei und gesagt: „Die Nixen vom Teich, die haben euch genarrt. Ja, Hättet ihr doch richtig hingesehen. Nixen haben einen nassen Saum am Kleid! Ihr junges Volk, ihr seht so etwas nicht. Ihr seht den Mädchen keck ins Gesicht. Gefällt es euch, dann ist es rein mit euch vorbei . . . ." Kirmes! Die Fiedel klingt im Dorfe. Kirmes! Da drehen sich Burschen und Mädchen im Tanz. Die Alten aber sitzen daheim und plaudern, plaudern aus lang ver gangenen Tagen. L. S. WeiHe Wotten Weiße Kolken, seid mir Sckwestern! ?nagt das Beute und das tZestern §ort in alle Cwigksll! Immer wieder bleib' ick sieben, Um zu suck kinauk zu ssksn, Sckwsstsrn in dem weißen Bieid! Weiße Wolken, Kell und Keller, Seid aut meiner §akrt Begleiter, §ükrt mick keim ins Binderland! Cwlgs Wanderer okne Nasi, klskmt mick auf als euern Last, riragt mick an des Bimmels Band! Martin Weiss,