35S Gberlauflher Helmatzeitung Nr. 93 4..Querschiffpfeiler Vor allem ist es der reiche Baumbestand Vor allem ist es der reiche Baumbestand des asten Friedhofs, der auf seinem südlichen Gelände mit wechselndem Standort immer neue, reizvolle Eindrücke und Bildausschnitte schafft und damit dem Antlitz der Kirche immer neue, ansprechende Züge zu geben weiß. Ihm verdankt sie es wesentlich mit, daß sie selbst einer so vollkommenen Steigerung des Aus drucks fähig ist, wie sie von einem weiter nach Osten gerückten Standpunkte, etwa vom Kriegerdenkmal aus, oder noch weiter östlich in der Richtung der Längsachse geschen wird, wo alle im Blickfelde lie genden Gebäudeteile vom Chor bis zum Turm auf einen vollen und reinen Akkord gestimmt sind und einen Eindruck hinterlassen, der bei stimmungs voller Beleuchtung dem empfänglichen Gemüt zum Erlebnis und zur bleibenden Erinnerung werden kann. Die Frauenkirche zählt zu den ältesten Kirchen der Stadt. Fast sieben Jahrhunderte einer schicksals reichen Vergangenheit sind über sie hinweggegangen. Ihr Ursprung ist nicht genau festzustellen: er mag aus die Zeit bald nach der ersten Ummauerung der Stadt 1255 zurückzusühren sein. Es würde hier zu west führen, die einzelnen Geschehnisse, mögen sie aufbauender oder zerstörender Art gewesen sein, und im Zusammenhang damit die baugeschichtlichen Tat sachen, die der Kirche die heutige Gestalt gegeben haben, ausführlich darzulegen. Darauf näher ein zugehen mag einer späteren Besprechung vorbehalten bleiben. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß die ursprüngliche, weit größere Kirche aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts durch den Brand von 1473, der die ganze Frauenvorstadt einäscherte, zum größten Teil vernichtet und in Trümmer gelegt wurde. Nur die Apsis und das davorliegende Kreuzgewölbe mit seinen Pfeilern blieben verschont. Die Formen dieser Teile zeigen den vorgotischen Baustil, den sogannten Ubergangsstil, wie er in der Lausitz, fern vom nächsten mittelalterlichen Kultur zentrum Prag, in gleicher Vollkommenheit der Ausbildung kaum ein zweites Beispiel aufzuweisen haben wird. Sie zeugen in allen Einzelheiten von einer so sorgfältigen, liebevollen Be handlung und finden in einzelnen Teilen, so besonders in den 5. Kanzel vor dem Umbau von 1897 Dienst- und Pfeilerkapilälen außen und innen am Chor und im Schiff eine so charakteristische Ausprägung, daß die Frauen kirche nicht nur als eins der ältesten Baudenkmäler der Stadt, sondern in ihren alten Teilen als „das archäologisch wertvollste Architekturstück der Lausitz" anzusprechen ist. Es ist ihr vor allen anderen Kirchen der Stadt ein hoher bau- und kultur geschichtlicher Wert beizumessen.