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-..L W Gescf)ict)ie, nst^Li7ewtui^ Dnucf u.Vertog.Alwin Marx (Inh. Otto Marx) SüülaustTzer Nachrichten, Reichenau^Sa. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für'Nnthropologis und Llrgsjchichtschsr Gberlausitz-Dautzen, der Mittslstelle für Heiniatforjchung im Mark grastum Gberlausitz (Bautzen, 6tisberstratzs 3ö), der Gejelljchaft für Heimatkunde, Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lujatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsversins der Gberlausitz. Hauptjchriftleitung Gtko Marx, Nsichsnau, 6a., unter Mitwirkung bewährter Heimatjchristfteller. F?eimaikunöe Schristleitung und Geschäftsstelle in Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. LIS Manuskripten ist Dückporto bsizufügsn, da sonst ein Anspruch auf Dückjsndung nicht besteht. Llnberechtigtsr Nachdruck aus der „Gberlausitzse Hsimatzeitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Lisichsnau, 6a. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewsrbsbank und Girokasje Lisichenau Nr. IS. Gbsclausitzsr Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Ersdit-Nnstalt, Sittau. Nr. 23 13. November (Neblung) 1927 s. Jahrgang Aus Manuskripten eines jungen Lausitzers Von Gustav Wolf-Weifa (Schluß) Der Abend geht im Dorfe durch die Straßen, Auf die der Wind die Blütenblätter sät Von Weißdornbäumen, die im hohen Rasen Wie volle Sträuße stehen Beet an Beet. Und Kinder sitzen vor den Gartentüren; Sie sehen in die Dämmerung hinein. Die Blütenblätter schweben, und sie führen Im Fallen einen kleinen Hetl'genschein. * Mir war, als ob der liebe Gott den Abend brächte, Der mit dem Winde durch den großen Garten ging, Und diesen heißen Tag noch einmal überdächte, Bevor die Sonne rünüete den Tagesrtng. Es war so stille und so horchend auf den Wegen. Ein sanftes Gehen hallte wider von dem Stein. Das war der liebe Gott! Er trug den Abendsegen Ganz leise in die warme Dämmerung hinein. * Der Abend kommt wie eine stille Frau ins Haus Und legt den Schatten auf die Stubendielen. Im Fenster löschen sich die Sonnenfackeln aus, Die von dem Abendrot herunterftelen. Die Lampen glühen in den Häusern müde auf Und winken durch die Dämmerung vom Hügel. Hoch übers Dorf türmt sich der Kirchturm mit dem Einsam vor einen Hellen Wolkenflügel. lKnauf * Die Nacht warf ihren Mantel von den Himmelskanten Und stickte zitternd Stern um Stern hinein. Den dunklen Saum üurchwirkte sie mit Diamanten Aus einer Stadt mit reichem Lichterschrein. Und um die Hüften schlang sie ihre Wolkenbänber, Die sie aus fernen Wäldern endlos zog. — Ich lehnte träumend an dem alten Parkgeländer, Wo sich die Ulme in den Nachtwind bog. * Einst werd ich nicht mehr durch die Fenster sehen In unser» Garten, wo die Pelargonien blühn. Wo die Holunder weinumrankt in Dolden stehen Die weiß in Juniabenden erglühn. Einst werd ich nächtlich lange Briefe schreiben Aus einem Dorf, die meine Mutier still erbricht, Und fragen, ob die Pelargonien noch treiben, Ob den Holunder noch der Wein umflicht. * Der Sonne Gold verbrämt die Dächer. Das Dorf liegt noch in tiefer Ruh, Nur Tauben mit dem Flügelfächer Wehen sich sanfte Kühle zu. Und in die großen Schlafgemächer Der Gärten steigt ein Wind hinein. Er wiegt der Glockenblumen Becher, Die blauen, leicht im Morgenschein. * Müde war der Nachmittag Auf den Feldern eingeschlafen, Und der alte Hirte lag Träumend neben seinen Schafen, Als ich nach der Heide fuhr, Sinnend an dem Fenster lehnte Und der Zug auf blanker Spur Mühsam durch die Wiesen dehnte. * Es ist, als ob die Abendsonne Die Gärten übergossen hält Mit rotem Gold aus golüner Tonne, Die sie mitträgt von früh bis spät. Von steilen Giebeln fließt es nieder Bis auf den Wein, der stille reift. Der Wind singt seine Abendlieder, Indem er in die Bäume greift.