Volltext Seite (XML)
Sie hatte seine Hände gefaßt und wiederholte unter Tränen: „Bies su gutt, Johann! 's is su schrecklich, wie a sich quält! Dr liebe Gutt moag Dir's mit an lechten Tude vergelten!" Johann dachte in dieser Minute nicht darüber nach, ob das alte Mütterchen richtige oder irrige Vorstellungen vom Sterben hatte, er fühlte nur ein heftiges Mitleid mit dem armen Manne, der so schwer sterben konnte. Und er wollte ihm den Tod erleichtern oder ihm einen letzten Trost spenden, so oder so: er wollte seinem Wunsche will fahrten. „Ja, Mutter, sie soll kommen." „Bies bedankt, Johoann! Ich wußt's doch, doaß Du 'n wirdst halfen!" Und sie griff nach seiner Hand, und wiederholte es unter Tränen: „Bies ok schiene bedankt!" Er aber nahm die Mütze vom Nagel. „Ich gehe auf die Post," sagte er und verschwand. * Als Johann von der Brotfuhre zurückkam, teilte ihm seine Mutter mit, daß der alte Liebscher verstorben sei. „Er ist noch einmal froh geworden, so schwach er war. Und dann ist er ganz ruhig eingeschlafen." Der Bäcker verfärbte sich. „Ja, ist denn — hat er — ?" „Ja, die Magda ist früh gekommen. Es war gut so, Johann! Sie hat ihm das Ende verschönt. Denke: wie er sie sah, wie wir kaum eingetreten waren, richtete er sich auf und rief sie beim Namen, und es war wie ein Wunder: er lachte und weinte und redete mit ihr eine gute Weile, dann legte er sich und ist nicht mehr aufgewacht. Es war wie ein Wunder, Johann." Die Erzählung hatte den Bäcker ergriffen. „So war's doch gut," sagte er. „Der gute, alte Mann hat arg leiden müssen!" Damit aber war er mit dem Tode des Schwiegervaters fertig, plötzlich waren seine Züge wieder verändert, eine Unruhe hatte sich seiuer bemächtigt. „Hast Du für Magda alles eingerichtet?" fragte er, wartete aber kaum noch die Antwort ab und ging hinauf in die Kammer. Schon am vergangenen Tage war er still gewesen, sei nen Leuten aus dem Wege gegangen, hatte am Abende zei tiger das Lager ausgesucht. Frau Alwine störte ihn nicht. Er bereitet sich wohl vor, sein Kind zu empfangen. Er war ein Mann, der sein Herz nicht auf der Zunge trug, der sein Innerstes hütete wie ein Heiligtum, der darum wohl auch schwerer zu tragen hatte am Leid, der aber auch die Freude nicht frei hinausströmen ließ. Und ob das nicht Freude war, was seinen Blick und seine Stimme leise zittern ließ? Frau Alwine hatte in der Weberhütte ein Wunder geschaut, und sie wagte, auf ein neues^ Wunder zu hoffen. - In dieser Stunde mußte es kommen, oder es kam nie. Frau Alwine überlegte, ob sie etwas dazu tun solle, aber sie antwortete sich ein glattes Nein. Was da heimlich zur Entfaltung drängte und sich ihrem feinen Sinne nur durch einen leisen Dufthauch ankündigte, war so zarter' Natur, daß es durch eine unglückliche Berührung zerstört werden konnte. Sie wollte beiseite stehen und machte sich in der Küche zu schaffen, als Johann, sonntäglich gekleidet, in die Stube kam. Der Pendelschlag der Uhr maß lange, lange Minuten ab. Dann ging die Haustür. Frau Alwine erschrak, ob gleich sie darauf gewartet hatte, sie beherrschte sich aber und hantierte mit Geschirren. Johann fuhr ans, sein Herz klopfte laut,' denn er hörte es am Geräusch der Tür, daß sie nicht von einem geöffnet wurde, der hier aus- und einging. Leichte Müdchenschritte. Johann stand ans. Ein zartes Klopfen an der Tür. Er öffnete. „Elsa!" „Mein Vater!" Seine Gattin hatte er erkannt. Zwei Mädchenarme umschlangen ihn. „Mein Vater!" Da hob er sein Gesicht. Das war wie das Aufleuchten der Sonne. Und lauschte, was himmlischer Chor in nie gehörten Tönen sang: mein Vater! — Und das Wunder geschah: als sie zum dritten Mal hauchte „Mein Vater!" da küßte er sie, küßte sie auf diese reine, liebe Stirn und rief mit heißer Vaterinbrunst: „Mein Kind! Mein Kind! Mein Kind!" Frau Alwine hatte es vernommen und war einge treten. Ihre Hände falteten sich. Sie wunderte sich nur, daß die Glocken nicht läuteten. Sie klagten doch, wenn zwei geschieden wurden, warum jubelten sie nicht, wenn zwei sich nach langem Jrrgang wiederfanden? Dem Vater aber war's anders. Vertrauten, reinen Glockenklang vernahm er. Jedes Wort seiner Tochter klang an sein Ohr und sein Herz,- denn verlorener Ton war neu erwacht. Und sein Auge schaute ein Wunder: die Tote war auferstanden. Nun hatte er sie beide wieder: Gattin und Kind. Eine Stimme vernahm er: „Wie gut, daß ich Dir das Kind gab!" Er dankte der, die das Wort sprach, und beschenkte das Kind mit aller Liebe, deren ein Vater fähig ist. c«nr Serrnat Sleick morgens krük beim Unterricht, Da machten wir es aus: „5lm Nachmittag — weit war es nichi —, Lekts beut zum Waid kinaus!" löier klotz der löeimatback dakin Im schönsten Wiesengrund, Lar luftig badeten wir drin Vis in dis vbendstund. Wir zogen unsre Kleider aus flm Strauch beim Waldesrand, Oie Vadekose blieb zu töaus, Weil man sie lästig fand. Im Wasser gab es vielen Spatz, va ward getollt, geneckt, Und nackend lagen wir im Lras, Vom Sonnenstrakl beleckt. Wir bauten Oämme uns aus Stein Und blieben lang im vad, Selbst Müklen setzten wir kinein Mit grotzem Wasserrad. sslm liebsten spielten wir im Sand, Wo trag des Sackes Lauf, Und stellten an des Ufers Sand Vie sckönstsn Vurgsn auk. Lar viele §iscke fingen wir vm Strauck und unisrm Stein, 5luck §röscks und manck Sckalentier, Libelt und käksrlein. Lings keimwärts dann am Waldessaum» va gab nack alter Sttt' vm IZackesrand der Weidenbaum Uns nock 'ne Sute mit. Und kam die Winterszeit Kerbei, Zog's wieder uns kinaus, Wir stampften kükn das Lis entzwei Und Kotten es keraus. — Vab dank, du lieber löeimatback -, Oer kindkeit Seligkeit Wird mir in der Lrinn'rung wack: „'s war eins scköne Zeit!" Emil Maihnrr, Krrilcha.