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Nur einen Tag noch, Frühling, geliebter, An deiner Brust aufjauchzend erglühen! Nur einen Tag noch grüner Halme Gewoge um braunfarbenes Haar — Und einem berauschenden Wind In die Arme fallen, wonnig versinkend Im Sonnenhauche goldener Felder! Wie unsre Herzen sich schwingen Unter bauschenden Kleidern Zu dir, scheidender Frühling! Ach —, ferne Bogen eilender Winde, Umfaßt uns Liebende, Uns vom Frühhauch gerötet, Öffnet den Himmel! Nur einen Tag noch, Frühling, geliebter, An deiner Brust erglühen, Jauchzend erglühen Im Sonnenhauch goldener Felder, Einen Tag noch! Ohne weitere Einzelbemerkung füge ich drei andere Hymnen hinzu. Schicksal, brandendes Feuer, Wirf mich auf nächt'ge Gebirge, Uud laß mich gleich schlotternden Fichten In steigende Nebel starren! Und laß mich langsam versinken In sturmwütiger Nacht! Nur laß mir die Augen, Daß ich die Züge der Bäche Im Dunkel zerrinnen sehe Wie meine dämmernde Kraft! Und laß die veraschende Stirn In heiligen Schauern An die Brüste der Berge Mich drücken, die mich erlösten! * Türmende Wolken, O, wie neid ich euch! In welche Fernen dürft ihr schauen! Und wieviel Stürme schlafen nicht In eurer unendlichen Brust, Die jauchzend und brausend das All durchschweifen In schwingendem Atem! Ihr spannt den Himmel in eure Arme. O, ihr Wolken, wie neid ich euch! Welten liegen unter euren Schatten, Sonnen scheinen durch eure Klüfte, Und ihre Strahlenfeuer rinnen Voller Glanz — durch euch Hinab zu den Menschen. O — wie reich, wie reich seid ihr, Ihr Wolken! Wenn ich nur einen Euerer allumspannenden Arme hätte, Einen, nur einen! Ich würde mich türmen, Htnauftürmen Und Schatten schlagen, Sonnen meine Brüste öffnen Und das All umfangen. Jauchzend umfangen — Wie ihr! * So beug ich mich berauscht über die Brüstung Meines Lebens Und stoße meinen Arm mit dem Becher Zu euch in den Himmel, Götter! Trinkt aus mir göttlichere Trunkenheit, Als ihr habt! Aus meiner Brust fließt sie, ein goldener Strom, Und wie die Schweife großer Kometen stürmen Seine Wogen im Wonnetaumel Hinauf, hinauf Unter brausenden Hymnen. Tage glühen in mir auf, wie ich sie wünschte. Götter, schlammig und schlaff hängt die Luft Unter euren Dächern. Doch in mir gluten die Feuer, Die meine Kraft, Mein unbändiger Schritt Emporlodern ließ. Wie fest ich stehe, fest über meinen Feuern! O! Brennt ihr heiligen, übergöttlichen Feuer, Brennt und schwingt euch hinauf Und kündet jenen Himmlischen, Daß ich eine Welt In meinen Brüsten trage, Wie sie keiner sah, Keiner der Götter! Wüßtet ihr! Tausend Sterne kreisen ihre Bahnen In meiner Brust, Und Millionen Nächte schauern In den labyrinthischen Gängen Meiner Welt. Doch Aber-Millionen Sonnen stehen Mit ihren Morgenröten An meinem Himmel. Steht und starrt, ihr Gewaltigen, Und deckt eure Augen vor mir Und meinem ewig-wirkenden Schicksal Wie vor dem Blut Erschlagener, Die ihr zerschmettert mit euren Blitzen, Weil sie mächtiger waren als ihr, Welten schufen und Himmel wölbten! Zermalmt auch mich, ihr Götter! Hier steh ich unter euren Gewittern. Zermalmt meine Wände. Und meine Blitze schleißen den Himmel Wie hauendes Eisen den Panzer Und umgittern die schlotternden Schatten Eurer Glieder, Welten gebärend. Wie sie mein Wille zeugte. Zermalmt mich, Götter! Hier steh ich unter euren Gewittern, Ich! Ein Mensch — und doch — Ein Gott! 4. Liebe Auch in den Liebesliedern begegnen wir da und dort Goetheschen Klängen. — Unvergeßlich ist mir aus dieser Gruppe eine Zeile, köstlicher als das ganze Gedicht, dem sie entnommen ist: „Mein Herze stürmte wie ein Maigeselle . . Ist das nicht der ganze Kerl, wie er leibt und lebt? — Im übrigen begnüge ich mich hier mit der Wiedergabe zweier Gedichte, geschrieben in der Erinnerung an ver gangene Tage des Glücks. Die Wochen sind verrauscht wie Töne einer Geige, Die ihre Melodien in den Abend streut. Ich trinke eines süßen Nachklangs letzte Neige Und lebe singend so vom Gestern zu dem Heut. Mir liegen noch im Blut die heißen Sommertage, Wo zwischen Nainfarndolden wehte rot ihr Kleid, Und ihre schönen Augen wie aus einer Sage Mir leuchteten wie blauer Himmel weit und breit. Mir nahen deine feinen Züge Aus dem Gewirr der Träume vor. Mir ist, als ob der Wind hertrüge Ein heimlich Flüstern an das Ohr,