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Aus den Heimatvereinen stauplverrammlung Ser „Zaxonia" Großschönau, 13. Septvr. Zur Hauptversammlung der „Saxonia" am heutigen Dienstag abend in Hoffmanns Gastwirtschaft hatten sich die Mitglieder so zahlreich ilngefunden, daß das Gesell schaftszimmer gut gefiitlt war, ein, wie auch der Vorsitzende, Schul leiter Werner, in seiner Begrüßung hervorhob, gewiß seltener Be such für eine Hauptversammlung. Der Schriftführer, Oberpostmeistcr Zschiesche, erstattete zum 1. Punkt der Tagesordnung den Jahres bericht über das 79 Bereinsjahr, welches sich wieder einer stetigen Aufwärtsentwicklung zu erfreuen hatte. Die Mitgliederzahl ist von 344 aus 382 gestiegen, sodaß die „Saxonia" nunmehr dec au Mitglicderzahl größte Verein Großschönaus ist. Durch Tod verlor der Verein die Mit glieder Albert Rösner, Oberlehrer Trautzsch und William Jork. Ihr Andenken wurde geehrt durch Erheben von den Plätzen. Ver zogen sind 9, freiwillig ausgetreten 6 und neuetngetreten sind 56 Per sonen. Von den 382 Mitgliedern sind 6 Ehren- und 2 korrespon dierende Mitglieder. Die Vereinsgeschäfte wurden in neun Vorstands- Sitzungen erledigt. Die im Winterhalbjahr gebotenen zwölf Vorträge, Filme und anderen Veranstaltungen waren von insgesamt 4850 Per sonen besucht. Im Sommerhalbjahr wurden acht Wanderungen unter nommen, an denen sich durchschnittlich 30 Mitglieder beteiligten Einer Anregung der „Saxonia" folgend, tagte am 25 Juni die Lausitzer Heimatschrtststeller-Bereinigung in Großschönau. In der „Oberlausitzer Heimatzeitung" und in mehreren Tageszeitungen ist dicfcr Veranstal tung gedacht und der gute Rus unseres Heimatortes als „gastfrei", als „gewerbefleißig" und als „sauber" verbreitet worden. Erneuert worden ist aus Anregung des Ehrenmitgliedes und Ortschronisten Mat die Anzeichnung der Wasserhöhe von 1887 am Geschäftshause der Firma C. G. Fährmann, und am Strompfeiler über der Mandau am Eteinmühlcnweg ist von Herrn Mai die Jahreszahl 1860 angebracht worden. Die Wegebezeichnungcn sind durch Aufstellen der großen Wegetafel am Bahnhof den Wanderlustigen vor Äugen geführt. Im Freien selbst wurde die grüne Marke durch die „Folge" nach der Lausche zu, und vom Hutberg nach dem Warnsdorfer Spitzberg an gebracht. Der gelbe Weg muß wegen Schwierigkeiten, welche die Zittauer Forstverwaltung macht, anders gelegt werden, als ursprüng lich geplant war. Die blaue Marke wird in den nächsten Tagen an gebracht werden. Das Krumbholz-Muscum ist wieder wesentlich ver bessert und durch mehrfache Geschenke wertvoll bereichert worden. Der dringend notwendige Führer durch das Museum soll im kommenden Winter in Bearbeitung genommen werden Der Berichterstatter schloß seine aufmerksam entgegen genommenen Ausführungen mit der Bitte an die Änwesenden, für den Verein neue Mitglieder zu werben. Der Lesezirkelwart Paul Ritter teilte mit, daß vier Zeitschriften („Ober lausitzer Heimatzeitung", der „Kosmos", die „Mitteilungen des Säch sischen tzeimatschutzes" und die Halbmonatsschrift „Deutschland") in mehreren Exemplaren gehalten werden und daß sich am Zirkel 110 Mitglieder beteiligten. Für 30 Mitglieder der Photogruppe wurde „Die photographische Rundschau" und „Die Photographie für Alle" gehalten. Der Kassierer, Lehrer Köhler, war mit dem Erfolg seiner Tätigkeit nicht sonderlich zufrieden, da ihm von den vielen Ein nahmen in Höhe von 5367,57 Mk. nicht ein entsprechender Gewinn verblieben ist. Die Gesamtausgaben betrugen 4888 Mk. In dieser Summe sind gleich wie bei den Gesamteinnahmen die mit anderen Vereinen gemeinsam übernommenen Veranstaltungen „Brüderhöfe" und Beethoven-Feier mit enthalten. Die Museumskasse schließt ab mit einem Kassenbestande von 72,47 Mk und die Dcreinskasse mit 233.80 Mk. Das Gesamtoermögen der „Saxonia" beträgt 490,26 Mk. Die Borträge im Winterhalbjahr erbrachten eine Einnahme von 1272.80 Mk. und verursachten eine Ausgabe von 1418,50 Mk., sodaß die Bereinskasse einen Zuschuß von 145,70 Mk. leisten mußte. Die Rechnungsführung ist vom Lehrer Bitterlich und Kaufmann Alwin Würfel geprüft und für richtig befunden worden, sodaß ersterer die Entlastung des Kassierers beantragte, die mit Dankesworten an den Kassierer sür seine viele Mühewaltung von der Versammlung aus- gesprochen wurde. Eatzungsgemäß schieden aus dem Vorstand aus der erste Vorsitzende, Schulleiter Werner, der Kassierer, Lehrer Köhler, der stellv. Schriftführer, Kaufmann Pilz, der Wait sür Ortskunde, Musterzeichner Dreß ler, der stellv. Wart sür Natur kunde, Gcschästsgehilfe Karl Apelt, und die Beisitzer Buchbinder Heinrich Linke und Insttzrendant Väurich. Diese ausscheidenden Vorstandsmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt und nahmen die Wahi an. — Für das Winterhalbjahr hat die „Saxonia" eine besonders wertvolle Bortragssolge aufgestellt. (Winterplan folgt be sonders.) Im Hinblick daraus, daß die Einnahmen zu den Bor- sriigen die Ausgaben für die Redner nicht decken, schlug der Vor stand vor, den Mitglicdsbeitrag vierteljährlich von 1,— auf 1,25 Mk. zu erhöhen. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. — Der „Saxonia" sind Gemälde vom Maler Schenau angeboten worden zum Preise von 2500 Mk. Die „Saxonia" sucht freundliche Förderer ihrer Bestrebungen und bittet zum Ankauf der Gemälde um frei willige Gaben. Hiermit hatte die Hauptversammlung ihren Abschluß erreicht. — Nach einer Pause ließ der Vorsitzende vor dem geistigen und leiblichen Auge der Zuhörer die zweitägige Autofahrt der „Saxonia" ins Erzgebirge an der weißen Wand erscheinen und erntete damit herzlichen, wohlverdienten Beifall, zumal er es verstand, seinen Vortrag humorvoll etnzuleiten durch ein im Hühnerhos bclauicktes Gespräch in der Spatzcn-Familte und des Dialogs der Spätzin mit der Schwälbin und auch die trefflichen Aufnahmen des Lichtbildners Bornstein so anschaulich umrahmte, daß vielleicht die nächstjährige Reise ins Riesengebirge mit zwei Postautos unternommen werden muß.— Zum Schluß des Abends wurden noch einige gute Farben photographien gezeigt, die der Lehrling Hofsmann ausgenommen hatte. Ebersbach. Der rührige Ebersbacher Humboldtverein ha* einen außergewöhnlich glücklichen Griff damit getan, daß er die erste Veranstaltung des neuen Winterhalbjahrs der hohen Kunst widmete und sich dabei auf die breiteste Öffentlichkeit stützte. Das mit aller ersten Kräften bestrittene große Konzert, mit dem er am I. Oktober in dem geräumigen Kretschamsaale seine diesjährigen Darbietungen eröffnete, wurde zu einem bedeutenden Ereignis sür die ganze Stadt. Trotzdem fast jede Ortschaft in der näheren Umgebung gleichzeitig äußerst zugkräftige Ablenkunqsgelegenheiten bot — so gastierte in Neugersdorf die berühmte Kapelle der Dresdener Staatsoper — hatten die Ebersbacher einen Massenzulauf von nah und fern zu verzeichnen, so daß der große Vortragsraum bis auf wenige Plätze der vorderen Reihen besetzt war. Das Konzert wurde von Licsel, Käthe und Hans von Schuch und dem Kapellmeister Dr. Lhitz von der sächsischen Landesoper bestritten und wurde zu einem Erleb nis, wie sie in der Lausitz nicht zu den Alltäglichkeiten gehören. Die drei Geschwister von Schuch, deren jedes von dem berühmten Elternpaar die unbedingte Musikalität geerbt hat, gestalten den künstlerischen Ruf der Familie zur Tradition. Liesel, der gefeierte Stern der Dresdener Oper, ist ja in der Lausitz keine Fremde mehr und scheint erfreulicherweise gern zu uns zu kommen Käthe da gegen, die ehemalige tzofopernsiingerin in Dessau, und der Cello- oiriuos und Hochschullehrer Hans von Schuch, die sich ebenfalls in Dresden niedergelassen haben, sind dem Berichterstatter zum ersten Male begegnet. Auch sie sind Künstler von ganz hervorragenden Qualitäten, ebenso wie Dr. Chitz, der als schlechthin vorbildlicher Begleiter am Flügel auch bereits in der Lausitz sich des höchsten An- sehens erfreut. Das vierblättrige Kleeblatt sang und spielte so hin reißend, daß die Beifallsstürme wie Erdbeben durch den Saal gingen uno der Seismograph aus den Fugen zu gehen drohte. Selbstredend wurde den Künstlern eine Zugabe nach der anderen abgerungen. Jeder von den drei Solisten steuerte zu dem wundervollen Abend einen Höhepunkt von besonderem Glanze bei. Bei Käthe war es die gewaltige .Liebesseier" von Weingartner, bei dem Cellisten die berückend schöne Wiedergabe der „Einsamen Quelle" von Richard Strauß, in dem wir den „Neutöner" absolut nicht wiedererkennen. Er gibt hier süßesten Wohllaut der klassischen Schule in Verbindung mit geradezu verblüffend - plastischer Tonmalerei, woran Cello und Klavier gleichmäßigen Anteil haben. Aber noch darüber strahlte Liesel von Schuch mit dem blendend gesungenen Koloratur-Konzert- walzer-Werk lO von Luigi Venzano, an den nur ganz überragende Gesangskräste herantretea dürfen, in deren erster Reihe die Sängerin unbedingt steht. Aber der durchschlagende Erfolg all dieser Gaben wäre ohne die geniale Mitwirkung des Herrn Dr. Chitz nicht möglich gewesen. — Der letzte Teil der mit erlesenem Geschmack zu» sammengestellten Vortragsfolge bedeutete eine Huldigung sür einen ausgezeichneten zeitgenössischen und sächsischen Dichterkomponisten, unscrm lieben Freund Franziskus Nagler, seines Zeichens Kirchenmusikdircktor zu Leisnig. Die beiden Schwestern sangen mit unübertrefflicher Vortragskunst und liebenswürdiger Schelmerei sllns Lieder aus seinem entzückenden Zyklus „Selige, fröhliche Kinderzeft", die damit, wenn wir recht unterrichtet sind, erstmalig öffentlich zu Gehör gebracht wurden. Eins (der „Ringelreihen") mußte wieder- holt und ein sechstes, das neckische „Has und Häsin", zugegeben werden. Diese Nummer gestaltete sich zu einem glänzenden Triumph für den Dichterkomponisten, die beiden Sängerinnen und den brillanten Be gleiter am klangvollen Försterstiigel. Der Humboldtverein zu Ebers bach ist zu dem prachtvollen Auftakt für seine Winterveranstaltungen aus ehrlichem Herzen zu beglückwünschen, vor allem auch dazu, daß seine Mitglieder ihm bei so hochwertigen Kunstdarbtetungen nicht die Gefolgschaft versagen, wie es leider bei anderen Lusatia» vereinen mitunter zu beobachten ist! Bruno Reichard.