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Menschen mit ihren riesenhaften Lichtmaschinen mitleidig die schwache Sonne, die eigentlich nur noch als Wärme spenderin recht geschätzt ist. Der Mond aber, wenn er etwa sich noch blicken lassen kann, ist nichts als ein lächerliches Anschauungsobjekt für kleine Kinder, und die Äuglein der Sterne sind erblindet. Der Staat setzt in angemessenen Abständen Nächte an, wo die Lichttürme nicht in Betrieb gesetzt werden, wo es endlich einmal richtig dunkel ist, wo alle Menschen laut Retchsgesetz schlafen müssen, wo plötz lich der gute alte Mond und die schüchternen Sternchen wieder am schwarzen Himmel stehen und öahtnziehen wie einst, in einer gemütlicheren Zeit. Nun, mein Freund, wie gefällt dir dieses kleine Zu kunftsbild? Du schüttelst den Kopf? Du möchtest so nicht leben? Hm, ich möchte es, offen gesagt, auch nicht. Du meinst, man müßte erst einmal gegen finstere Nächte auf geistigen Gebieten kämpfen, erst ungeheuer viel Dunkelheit aus den Köpfen der Menschen beseitigen, ehe man mit dem äußeren Licht so verschwenderisch umginge! Das ist wohl wahr,- laß uns hoffen, daß man Wege finden wird, die auch zu innerer Erleuchtung führen. Was aber die irdische Nacht betrifft, so bin ich noch immer ihr stiller Verehrer gewesen und halte dafür, daß die Dichter sie nicht ohne Recht als trostspendende und allbarmherzige Wohltäterin gepriesen haben. Aber vielleicht werden wir mit unserer Meinung bald höchst unmodern sein, vielleicht bleibt uns dann nichts weiter übrig, als in ein abgelegenes Gebirge jenseits der Hellen und kalten Zivilisation zu flüchten und uns an wahrhaft dunklen Nächten zu' erquicken und zu berauschen! Dr «Morrtz Dr kleene Baul, dar weeß ne vill, wenn Lährer Stook woas wissn will. Nuh hoat a itz an Uffsoatz brucht, doas hätt dr Lährer ne gebucht. Dar Uffioatz, nuh, dar woar ne schlajcht, kee Fahler hinne, oallz woar rajcht! — „Den Aussatz hast du nicht gemacht, den hätl'st du selbst so nie gebracht!" Suh meent'n Baul sei Lährer nuh und gilt uff Baul scnn Ploatz druffzu: „Wer hat den Aufsatz denn erdacht?" — „Dr Boater hoat mein abm gemacht!" — „So, so, — Der Vater ganz allein, na, aber, das kann doch nicht sein?" — „Nu, nee. doas sitt mern doa oh oa, doaß ich'n derbei gshulsm hoa!" — I. W. Dreßler. Im Herbst in der oberen Schleuse Bon Alfred Montag Die Edmundsklamm gesehen zu haben, ist heute für den Besucher der Sächs.-Böhm. Schweiz etwas Selbstver ständliches, daß wir aber in unserer Hinteren Sächs. Schweiz eine Klamm haben, die mindestens ebenso romantisch ist und durch ihre Länge und prächtige Vegetation bedeutend großartiger wirkt, ist leider noch zu wenig bekannt. Ganz besonders aus unserer schönen Lausitz ist der Besuch der Schleuse noch viel zu gering und doch ist gerade von hier aus die Wanderung ganz abwechslungsreich zu gestalten. Auf drei markierten Wegen können die Schleusen erreicht werden, ab Taubenheim den sogenannten „Grünen Punkt weg" nach Schluckenau und zur Pirskenbaude, von hier am Plissenberg vorüber auf die Hemmehübler Straße, dann ins Weißbachtal, auf die Khaatalstraße, an der Böh mischen Mühle vorbei den herrlichen Fußweg zur Boot station. Von Sohland aus kann man entweder über Rosen hain und Schluckenau zum Pirsken gelangen und genau wie oben weiter gehen oder man wandert die Dorfstraße aufwärts entweder über die Friedrich-August-Höhe und der roten Strichmarke weiter oder den oberhalb des Kinder heims nach der Schweizerkrone führenden Weg entlang. In Großschönau i. B. gelangt man hierbei auf den direkt vom Mönchswalder Berg über Neuschirgiswalde, Wehrs dorf, Hainspach nach den Schleusen führenden, mit einem roten Dreieck bezeichneten Weg. Dieser Weg führt von Großschönau durch Felder und Wiesen nach den sog. Fünf linden bei Obernixdorf,- dann seitwärts am Bahnhof Obernixöorf vorbei. Auf der Höhe wird man durch einen prächtigen Rundblick auf den Gebirgskamm belohnt, Lausche Hochwald, Tannenberg, Rosenberg usw. zeigen sich unfern Blicken. Sollte man hier die Markierung verlieren, so schadet es nichts, denn der Weg führt unbedingt ins Weiß bachtal. Durch das Unwetter des Sommers hat dieses ro mantische Tal leider gelitten, doch ist man überall mit Wegausbesserungsarbeiten beschäftigt. Nachdem wir ein Stück die bekannte Khaatalstraße abwärts gewandert sind, führt der Weg an der Böhmischen Mühle links ab, über zwei zerstörte, jetzt im Bau begriffene Brücken, danach aufwärts. Links am Hang entlang gehts nun den Fußweg nach der Bootsstation mit schönem Blick ins Tal. Bald stehen wir an der Bootsstation der oberen Schleuse, ein einzigartiges Bild. Das tieföunkle Wasser widerspiegelt die Felsszenerien, die einfache Holzhütte des Gasthauses, die schmucken Boote und die am Fels hängenden hohen Fichten. Je nach der Leistungsfähigkeit erreicht man die Bootsstation ab Bahnhof Sohland in 4—5 Marschstunöen. — Die Bootsfahrten werden vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz unterhalten, und es gibt wirklich kaum etwas Schöneres, als ruhig auf der spiegelnden Wasser fläche hinzugleiten, ab und zu eine besondere Sehens würdigkeit bewundernd, wie die riesigen Straußenfarne jdie leider dies Jahr durch die Überschwemmung bedeu tend gelitten haben) oder das merkwürdige Felsgebilde des schlafenden Schafes, dann an der Schleuse selbst die Menschenkunst betrachtend, die diese Anlage schuf, um mit Wasserkraft die mächtigen Stämme durch das ganze Kir- nitzschtal bis in die Elbe bei Schandau zu flößen — und Sann die Strecke zurückzufahren bis zur Bootsstation. Wer nun müde ist, kann von hier ab dem grünen Drei eckzeichen nach durch die Dachshöhlen nach Hinterherms dors wandern sca. 45 Min.), von da unter diesem Zeichen weiter auf die Nixdorfer Straße am Gasthaus Hantsch- berg vorüber nach Ntxdorf-Mitte und nun auf der Groß schönauer Straße nach dem Schützenhaus Großschönau und von da in die Stadt hinein. Dort kann man nun entweder auf der roten Strichbezeichnung nach Sohland oder auf dem roten Dreieckswege nach Wilthen wandern, eine sicher lich sehr lohnende Tagestour. Wer aber noch länger mar schieren kann, der versäume nicht, die Bootsfahrt nur ab wärts zu genießen und dann im Tal weiter zu gehen. Die Schönheiten hier sind viel reichhaltiger als in der Edmundsklamm. Nach kurzem Marsch führen rechts Stu fen zum Hermannseck empor, oben angekommen bietet sich auf schmaler Felsnase ein schöner Blick. Interessant ist der Abstieg durch eine ganz enge Schlucht, Wvlfsschlucht im wahrsten Sinne des Wortes, für Wanderer mit bedeuten der Leibesfülle absolut unpassierbar! Nach einiger Zeit führt der Weg Stufen abwärts an die Kirnitzsch, von hier leitet er ganz am Rande der Schlucht hin, äußerst roman tisch, immer wieder neue Bilder bietend, bis wir schließ lich auf die Kirnitzschtalstraße kommen, um hier erst in der Kirnitzschschänke oder dem dahinter liegenden billigeren „Hirsch" Einkehr zu halten. Rund 1)4 Stunde dauert der Weg von der Bootsstation bis hierher. Nunmehr gehen wir die Straße ein Stück abwärts, bis auf der rechten Seite Stufen aufwärts führen, es ist der sog. Hühner-