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äi2 Hberlauflher Helmatzettung Är.Sö Wenn der erwähnte Hainewalder Flurzipfel nicht schon ab- gegrenzt gewesen wäre, wären unsere Südstreifen sicher auch länger ausgefallen, da das Gelände teilweise dazu geradezu einlud. Stellen wir einmal die Hufengrößen nach dem alten Flurbuch von 1835 zusammen, so lassen sich für die Südflur etwa 40 Acker als Grundmaß feststellen, die Streifen der Nord- flur weichen vielleicht etwas von diesem Grundmaß ab. Auch in der Restsiedlung °) Waltersdorf beträgt das Grundmaß etwa 40 Acker. In der folgenden Tabelle liegen auf der nach Leutersdorf gewandten nördlichen Flurseite die Streifen 1—11. No.9 ist der Ortsteil Wiesenthal. Auf der südlichen Flurseile liegen von der Oderwitzer Flurgrenze bis zur Quellmulde Nr. 12—23. Letztere umfaßt Streifen 24 und 25. Zur Hufe 18 ist an der Hainewalder Grenze entlang ein Grenzsaum von 12 Ackern später dazu gerodet worden. Die Spitzkunnersdorfer Hufen betragen: No. Endparzelle Größe in Ackern Beziehung zum Grundmaß von 40 Ackern 1 855-6 38'/» 1 -1'/» A. 2 904-6 71 IV«-1 A. 3 4 909 939,Biehbigt 61 9'/, 70'/, I'/»-s-I A. '/, A.j IV. 5 940-2 6«'/. IV- 6 999-1000 46 IV. 7 1002, 1006 49 1V.-I «. 8 1041—2 39 1 -1 A. 9 1043, 356-7 80'/» 2 -j- -/, A. 10 362-4 70? 1»/. 11-12 Rittergut 13 485 40 I 14 498 32 '/«-j-2 A. IS 19 V,-s-1 A.; I» '/,—1 A. 17 18 549 4 36'/,; 40V. Vi» 1 -4 A. 1 IS 20 »47 557 32 28'/, 60'/, V«-s-2 A.1 '/«-s-1V- A.f 1V»-s-V»A. 21 652 58 IV,-2 A. 22 702 37 1 -3 A. 2S 703-S 58 1'/»—2 A. 24 778 SO 1'/, 25 7V2, 849 844 851, 855 124 3 -s-4 A. Nach dem alten Flurbuch gehört der Pfarre als Widemut (widem - widmen, ut, od, at Besitztum; vergleiche dazu z. B. Allod, Demut, Zierat) der Streifen No. 19 zu V« Hufe. Es sieht so aus, als wenn die erste Siedlung nicht gleich eine Kirche besessen hätte — was auch zu einer Restsiedlung paßt —, da die Widemut auf dem später erst gerodeten südlichen Land liegt und im Gegensatz zu den gewöhnlichen Pfarrgütern (zu 1—2 Hufen) recht gering ausgestattet ist. Immerhin hat unsere Kirche für die wahrscheinlich noch jüngere Restsiedlung Leuters dorf einige Bedeutung besessen, da dieser Nachbarort alte kirch liche Beziehung zu unserem aufweist. Die Gemeinde besitzt nach dem Flurbuch lediglich öffentliche Dorfwege und einige Hausgrundstücke innerhalb des Dorfes, aber wie jedes Dorf muß sie ursprünglich eine sog. Allmende, einen Biehbigt auf gewiesen haben, und dieser ist der schmale Streifen No. 4 auf der Nordflurhälfte gewesen. Er war nur V« Hufe groß, ver mutlich weil zuerst die Südflurhälfte als allgemeine Weide- fläche noch in Frage kam. Nach Ausmessung der Südflurhälfte ist er aber wohl in Streifen No. 17 fortgesetzt worden, daraus weist auch der dort anliegende Flurname Galgenwiese, also die alte Richtstätte des Galgens. Bon den übrigen eingetragenen Flur- namen weisen „das Kalmus-Gewände" auf sumpfiges Gelände (calmus -- Schilf), der „Queckborn" auf einen lebendig spru- delnden Brunnen (mhd. keck, kick - lebendig), der „Leichenweg" auf die bereits genannte kirchliche Perbindung mit Leutersdorf, das „Hähnel, der Hain, die Eichwiese, Lindenwiese" auf das einstige Waldbild (Hain, Hahn -- Hag, Grenzbusch, Wald einfriedigung), „die Kohlwtese, der Brandbusch" auf Wald- rodung und „die Schaftrebe" erinnert daran, daß früher nach der Ernte die Hofherrschaft das Recht hatte, ihre Schafe auf di« bäuerlichen Hufen zu treiben. Ob der herrschaftliche Hof gleich bei Dorfgründung angelegt worden ist, ist nicht feststellbar. Man kann nach dem Fluraufteilungsplan allerdings vermuten, daß er aus Hufenstreisen zusammengelegt worden ist. Er besitzt jedenfalls das Land, das sich am besten bestellen läßt. Mög licherweise ist sein Streifen auch im Anschluß an das ältere Oderwitz unter allen Hufenstreifen zuerst angelegt worden, im Gegensatz zu ähnlichen fächerartigen Quellreihensiedlungen, wo die Flurausteilung gewöhnlich von der Quellmulde auszu gehen pflegte. ') Bergl. Oberlausitzer Heimatzeitg. 1927, No. 5, Seite 71. Herr Dr. Elsner-Dresden teilte mir mit „soviel mir bekannt ist, die zweite, in deren Besitz das Gut war; die erste hieß von Lottwitz- Das Gut gehörte zur Burg Tsllenstetn i. Bö." 2) Etwa 1220 erfolgte schon die erste kirchliche Organisation der Landgemeinden und die Errichtung von Slädien. ') In der prähistorischen Zett schon gab es solche Waldflächen- grenzcn als sichere Schutzwchre vor feindlichen Angriffen, sie machen es erklärlich, daß zwischen den damaligen Wohngefilden kein Ver kehr entstehen konnte, und daß deshalb die Einzelkulturen während langer Zeitpcrioden so gleichartig bleiben konnten. <) 3m Neuen Laus. Magazin, Bd. 102, S. 50 ff. Die Land messer haben sicher auch Flächenmaße berücksichtigt. Bergl. dazu Mcttzen, Siedlungen und Agrarwesen I, 96—106. °j Strahwalde war auch eine Restsiedlung, der Name bedeutet struppichter Wald nach mittelhochdeutsch struppe -- Busch, gestruppe — Gebüsch. Aber es kann auch „Wald mit einer Streuwiese" vor liegen, da schon in Oberdeutschland, Franken, Hessen und Thüringen Streu zu Stra wurde. Von der Lausitz bis ins Meißner Hochland Fünf Bilder von einer Wanderung Von Martin Weise, Dresden Der sterbende Berg Seit Jahren rückt man dem Berge zu Leibe. Von allen Seiten greifen riesige Kabelkrane in den Himmel, schwingen Drahtseile über tiefe Löcher und über Fichten, deren Tage und Stunden gezählt sind. Hunderte von flei ßigen Händen, Steinbrechern und Steinmetzen sind hier am Werk, um den Berg zu öffnen. Noch trägt er den stolzen Namen „Klosterberg",' aber wie lange noch! Er stirbt langsam dahin, aus vielen Wunden blutend, ein Lazarus der Berge. Das Erz der Lausitz fördert man aus ihm zu Tage, den glitzernden, harten Granit. In vielerlei Gestalt wird er zurecht gehauen, von Maschinen geschliffen, zerstückelt, zermahlen, um in langen Güter zügen hinaus ins Reich zu rollen, um auf Schiffen über die Meere zu fahren, den Menschen zu dienen. Er bringt ein gewaltiges Opfer, der Berg. Noch stehen wir auf seinem Gipfel und schauen in den blauen Spätsommertag weit ins Lausitzer Lantz Noch schlagen die dunklen Fichten über uns zusammen, singen Vögel in den Büschen, doch wie lange wird dies alles noch sein! Im Westen wandern die „sieben Berge" hinter dem Butterberg bei Bischofswerda nach der Lessingstadt Kamenz. Nach Norden dehnt sich das Land zwischen Bauernbüschen und Hügeln nach dem Kloster Martenstern und in die wendische Heide. Und unten im Tal reihen sich die Häuser von Demitz-Thumitz, wachsen Siedlungen aus der brau nen Ackererde, die den Steinbrechern des sterbenden Ber ges Heimstatt geben sollen. Der Weg nach Nenkirch Langsam windet sich die Straße von dem Berg ins Tal. An dem Hang verblüht die Heide zwischen dicken Birkensträußern, deren Blätter sich schon goldgelb färben. Was sind die Spinnen hier oben fleißig gewesen. Von Heidestengel zu Heidestengel haben sie ihre feinen Schleier gewebt, als wollten sie die scharlachrote Heide schützen vor des Menschen gieriger Hand. Stoppelfelder wechseln mit Heide und Wald. Am Hange kuscheln sich die ersten Häu-