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durchführen kann, dafür gab er genügend Beweise. So wanderte er im Sommer 1926 in der guten Verkleidung als Vagabund durch die Lande und scheute sich nicht, in engsten Verkehr mit den Fecht- und Walzbrüdern unserer Tage zu treten. Dieses Opfer erheischende Unternehmen war nicht nur als rein schriftstellerische Quelle wertvoll, aus der inzwischen das sehr unterhaltsame Werk „Vaga bundenfahrt" entsprang, sondern auch vom Stand punkt psychologischer Betrachtung, den Blasius nicht min der zu beachten weiß. In seinem stillen, herrlich gelegenen Heim am hohen Ufer der Elbe in Schandau schafft rastlos unser Dichter an neuen Werken. Aber er findet auch noch Muße zu kleine ren Arbeiten, die wir in ihrer langen Reihe hier unmög lich anführen können. Mit Oskar Schwär gab er 1926 im Berlage von Kommerstädt u. Schobloch in Dresben- Wachwitz einen sehr geschmackvoll und inhaltsreich aus gestatteten Kalender für die Sächsisch-Böhmische Schweiz und Dresden unter dem Titel „Elbland" heraus. Richard Blasius ist kein Dichter, der des Ruhmes oder nur des klingenden Erfolges wegen schreibt. Seine Werke lassen alle erkennen, daß sie nicht vom Dichter ge wollt sind, sondern daß ihn sein Inneres dazu treibt. Das dürfte wohl die beste Anerkennung sein. Aber er läßt sich nicht von ihr berauschen, er schafft still und fleißig weiter und — das sei nicht vergessen — ist für jede offene, sach liche und ehrliche Kritik dankbar. Er verschnupft nicht, wenn das Wort des Kritikers nicht gut in seinem Ohre klingen kann, aber er beachtet es. Das hat ihm nicht selten genützt. Und wenn er sich selbst für einen Oberlausitzer Granitschädel ausgibt, so dürfen wir darauf nur stolz sein, denn er hat uns bewiesen, daß diese Granitschädel nicht schlecht sind. Hervfttteder Ls kerbstet — und der Wind webt kükl, das Sonnengold des Sommers kiel, des lakres scbönsts Zell entrann: O Mensckenkerz, willst trauern dann? Vie Wolken ziekn am Simmelszett — ganz düster scbout ringsum die Wett, ves Simmels Stau scheint ewig lern: 0 Mensckenkerz, wo blieb dein Stern? Vie Siätter fallen sturmzerzaust, der Nordwind durch dis Sassen braust, gespensterkast der Nebel ziekt: O Mensckenkerz, wo blieb dein Lied? Vock raff' dich auf zu rüst gem lun, last Bangigkeit und falsches Nukn, dann Kat das Leben einen Sinn: O Mensckenkerz, du spürst Sewinn! Venn über allem Lrdenlsid tkront Lottes Lieb' in Lwigksit. Nach dunkler Nacht und Winterpsin weckt er den Lenz und Sonnenschein. Max Schuster. * * * ver Landmann pklügt. Ls dampst das §sld, Vie weißen Nsbslschwaden fliegen. Purpurn und golden glükt die Welt. O Lust, du willst den Lod besiegen! O Schaukelt, deine Bamms lobt! Lickt gibst du, Lickt mit vollen Sanden! Seitzt das Vergeben, beißt das Lod, wenn Slut und Leben sich verschwenden? ver Landmann käst im Schreiten ein und atmet tiek in sel'gen Zügen. Sings M kerb lau und Sonnenschein, das ist ein gottgesegnet' pflügen. Walpurga Saifxrth Ls webt der kalte Stoppelwind, die Nasen sind verblichen, dis Vöglein fortgewandert sind, ver Sommer ist entwichen, llm Waldesrand die vsbelkrau spinnt dünne Schleier trüb und grau, rings wird es still und kerbstlicb. Oer Sirke kaklss Sold verwebt, leis seufzt es in den Zweigen, des Sommers satte Pracht zsrgskt, der Serbst beginnt den Zeigen, plus grauer Lukt dringt nur ksrvor der vebelkräken keißrer Lkor, rings wird es still und kerbstlicb. ttuk meinem Saupt auch zeigen sich des Serbstes graue §äden, das Serz ist nicht mekr sommerlich, kein Slucken KM, kein Seien, ver Sommer ist gar schnell verblükt, und frostig's übern Nücken ziekt, rings wird es still und einsam. E. Msrlch, Nauklrch. Stätten der Toten Hoyerswerdas Gewidmet denen, die da starben, und ihnen, die da trauern. Fürwahr, so lange Menschen auf dieser Erde wandeln, nimmt einen besonderen Teil kultureller Betätigung ein die fürsorgenöe Liebe für ihre Entschlafenen: von den vor geschichtlichen Zeiten an, da die Flammen der Leichen verbrennung von den Höhen des Lausitzer Landes auf stiegen, bis zu den Bestattungsformen unserer Gegenwart, wenn die Särge upter Blumen und Trauerweisen dem Schoß der Erde übergeben werden oder die Einäscherung im stimmungsvollen Raum -es Krematoriums erfolgt. Einen Blick in diese Zeitspanne unserer heimatlichen Ver hältnisse mögen diese Zeilen gewähren. Jene bis zur Höhe des ehemaligen Netdaer Weinberges I ansteigende Flur stellt einen Urnenfriedhof ältester Bewohner unseres Ortes bar. Ein ausgedehntes Gräberfeld ist hier bis zum Beginn unserer Zeitrechnung entstanden. Schon im 16. nnd 19. Jahrhundert ist es auS- gebeutet worden. „Urnen wurden gefunden, die teilweise Füße wie hohe Becher hatten, auch kleine Teller." Billen dorfer Typen wechseln mit Gefäßen der mittleren Bronze zeit vom Vuckelurncn-Typus. Viele Fundstücke sind leider nicht mehr vorhanden. Doch in den Museen größerer Städte entdecken wir noch manches Kleinod unseres hei matlichen Bodens: in Leipzig, Dresden, Bautzen, Görlitz irnd auch im Hntberg-Museum bei Kamenz. Die neueren Grabungen, die vor dem Kriege durch Herrn Professor Feyerabend-Görlitz mehrfach unternommen wurden, bestä tigen das aus den alten Nachrichten gewonnene Bild voll kommen: Die Belegung des vorgeschichtlichen Friedhofes Weinberg-Neida erstreckt sich von 1590 v. Ehr. Geb. an bis in die letzten Jahrhunderte vor der Zeitenwende. Ein zweites ausgedehntes Gräberfeld wurde vor dem Weltkriege im nahegelegenen „Bürgerwäldchen" entdeckt. Die durch Buckel verzierten Gefäße weisen uns auf die mittlere Bronzezeit, den sog. „Alteren Lausitzer Typus". Wenden wir nun den drei Friedhöfen Hoyerswerdas aus geschichtlicher Zeit unsere Aufmerksamkeit zu. Nur wenige Zeugen alter Denkmalskunst bietet der inwendige Gottesacker. „Friedliche Stadt! Nach alter Sitte hast du noch dein Kirchlein stehn in des stillen Hofes Mitte, wo zur Ruh dieToten gehn. Sonntags wallet die Gemeinde beim Geläute da heraus-