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Bürger von Dresden und Meißen auffbringsn, undt dec Stadt zu Hülffs überschicken laßen. Diese Dhede, so wie Fabricius in seinen originibus (alten Geschichtsbüchern) Meldung thut, sich umb ganz geringeÄrsachen entsproßen undt der Stadt großen Schaden gebracht, ist hernachsr undt folgendes Wahres beygelegt, iedoch der eine Silvius setzet, beyde Red- lingsführer (Rädelsführer) drüber decollirt (enthauptet) worden, die Stadt aber in des Hertzogen Schutz, undt biß anheeo, bey dem Haufe Sachsen, ver blieben. Was großen Schaden diese Stadt Nnno159S,do die Kirche, Rahthäuser, undt allo vornehme Gebeudo undt fasten die ganzeStadt durchFsuers verwar- losung zu gründe gangen, endpfangen, ist leider noch alzu neu, undt billich zu botrauren " (H. 6t., Archiv, Loc. S82S). beladen, undt mit Tüchern bedeckt, iedoch mit Kriegsleuthen erfüllet, des Morgens vor Tage voranhin geschickt, so die Tohr, so lange auffhalten sollen, biß das die andern Reuttern folgen, undt also der Helle Hausse, ohne widerstandt eingelaßen werden möchte, welcher Kriegspoßen ihnen Wohl angangen, die Stadt überwältiget, die fürnembsten Häuser geplündert, undt derDürger^lOmeistenRathsPersohnen gefenglichenhinweggeführet, undt auffn Schloß Hutterstein, über 10 Monden mit groser beschwer end- halten worden, unter denen 9 im Gefängnüs mit tode abgangen, die andern Sich hoch Rantzonan müßen (freikaufen). Älß solcher feindtlicher Einfall, undt Tyrannische be- angstigung, HertzogGörge und dem Bischoff Kundt gethan, haben sie . wohl durch ihren Befehlhabern Daltzor (Balthasar) von Grentzwigk und Herr Görzen vonÄngecn Rittern, alßbaldt eine anzahl "Jetzige Gesamtansicht von Bischofswerda R»M HUst Illlll U Zur 700-Jahrfeier Bischofswerdas am 3.—7. September 1927 Von Otto Flösset Ihre Nachbarinnen haben längst gefeiert. Sie haben leicht Festen gehabt. Bautzen im Kranz seiner Tore und Türme hat schönen alten Festschmuck. Kamenz' Kirchen stehen voll goldener Altäre, frommer Heiligenbilder und geschnitztem Gestühl. Stolpens Burg weiß zu erzählen von Ritterhelden und glänzenden Hoffesten. In Puls nitz geht Rietschel durch beschauliche Gassen. Bischofs werda hat nichts von allen dem. Siebenhundert Jahre steht es als Wächter an der Straße, die vom Elbeland zur Lausitz führt. Siebenhundert Jahre ist Kriegsvolk, sind Schweden und Kroaten, Franzosen und Kosaken die Straße gezogen. Und alle haben schicksalsschwer an die Tore der Stadt geschlagen, Eisen und Feuer auf ihre Dächer ge worfen und die Pest in die Häuser gejagt. Was ließen sie der Stadt! Siebenhundert Jahre steht die Stadt? Es ist kaum mehr als hundert her, da lag sie in Brandschutt, die ganze Stadt samt Markt und Gassen. Es waren teure Zeiten, die Leute konnten noch eben notdürftig sich eine Hütte bauen. Zu Mehrem reichte es nicht. So ist es ge kommen, daß sie nnn ohne Schmuck und Zier dasteht. Ihrem Bischof hat sie treulich gedient, allzeit. Er auch gab ihr den Namen und Signum. Hinter den letzten Häu sern im Walde stehen Steine am Wege. Sie tragen als Zeichen Schwert und Stab auf der moosgrünen Brust. Erzählen aus Tagen, da sich hier Meißen von Böhmen schied. Bischofswerda war meißnisch, dahinter kam die Lausitz, Böhmer Land. Hier gab es ander Maß und Münze. Grenzhündel, o ja, die hat es oft gegeben. Hie Meißen — hie Böhmen! Das war gewohnter Kriegsruf. Man möchte es der Stadt nicht ansehen heute, daß sie einst große Ge schichte gemacht. Als der Glanz des Meißner Stuhls vor dem Licht der Kanzel zu Wittenberg zu verblassen begann, war das Land zwischen Stolpen und Bischofswerda letztes bischöfliches Bollwerk. Die letzten Kämpfe zwischen Kur hut und Mitra sind hier ausgesuchten worden, und die Politik des Meißner Landes wurde zu Stolpen und Bischofswerda gemacht wie die Kursachsens zu Dresden. In Bischofswerda war es, wo die Fäden gelegt wurden, in denen sich das Meißner Hochstist sing. Allerdings war es dabei unbewußt Werkzeug in der Hand der sächsischen Fürsten. Herzog und Bischof waren einander nicht Freund. Jener hatte die böhmische Münze in Bischofswerda ver boten, dieser ließ sie zu, weil hier an der Grenze Handel mit Böhmen gar nicht anders möglich war. Dieser hatte jenem einen Streich damit gespielt, daß er im bischöflichen Wurzen eine Garnbleiche errichtete, womit die herzog lichen Städte Chemnitz und Rochlitz geschmälert wurden. Jenen ärgerte, daß der Bischof seinen Hof zu Meißen nicht fertig baute,' dieser wiederum sagte: „Es soll der Hertzog vor seiner eigenen Tür kehren," denn er habe Dohna und Döbeln verfallen lassen. Jeder wartete auf Gelegenheit, dem andern eins anzuhaben. Vornehmlich der Herzog. Zweimal bot sich ihm Gelegenheit, beide Male in Bischofs werda.