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270 Hberlauflher Helmatzeitung Nr. 18 Was man vor ZOO fahren über Mschosswsrda- seine Stadikirchs und deren Erbauer- Bischof Benno von Meißen- berichtete Non Siegfried Störzner, Dresden or mir liegt eine alte, vergilbte Handschrift. Nur wenige Blätter umfaßt sie. Aber über halbe Seiten gehen die schier endlosen, reich mit Fremdwörtern durchschossenen Sätze. 300 "Zähre oder etwas mehr mag es her sein, daß ein Anbekannter hier nisdergeschrieben, was wohl eine Lhronik von Bischofswerda werden sollte. Mit der Erbauung der Stadtkirche durch Bischof Benno und eini- genHistörchenausdemLebendiesesWunder- täters beginnt der Bericht. Stolpen wird als Grün dung eines bischöflichen Sommersitzes erwähnt. Dann müht sich der Lhronist, die Namen der beiden Städte zu erklären. Es folgen die Schilderungen der Schreckens tage, da die Hussiten Anno 1429 in Bischofswerda hausten, und der Handstreich gegen die Stadt Anno 1500. Mit der Erwähnung des großen Brandes von 1590 bricht plötzlich mitten auf einem Dogen der Bericht ab .... Ein Fragment ist es, aber ein wertvolles, und es sei drum hier wiedergegeben, was der unbekannte Lhronist uns zu erzählen weiß. Dorausgeschickt sei nur noch, daß die Historie sich eingangs an Hieronymus Emsers Lebens beschreibung des Bischofs Benno anlehnt. Der Meißner Kanonikus Emser war bekanntlich einer der streitbarsten GegnerLuthers. Anjere Heimat, das Meißner Hochland, interessiert dieser Mann vielleicht noch besonders, da er lange Seit auf Schloß Hohn stein als Gast der Herren von Schleinitz weilte. Dieses altsächsische Adelsgeschlecht besaß einst u. a. die Herrsch asten Hohn st ein, Tollen st ein, Hains pach und Schluckenau, die man deshalb auch als das SchleinitzerLändel bezeichnete. Ein Johann vonSchleinitz wurde 1518 als Johann VII. Bischof von Meißen. Er war mit Herzog Albrecht im heiligen Lande gewesen und genoß als herzoglicher Rat, Ober- Hofmarschall und Gesandter außerordentliches Ansehen. Johanns Brüder hatten für den Herzog Georg dis pol nische Prinzessin Barbara gefreit und als Kuppelpelz Hohnstein samt der ganzen Pflege erhalten. Don Hohnstein aus widmete Hieronymus Emser 1515 dem Meißner Dompropst Ernst von Schleinitz eine Abersetzung des Handbuchs eines christlichen Soldaten von Erasmus von Rotterdam. Auf den hochgelehrten Emser geht nun unser Bischofswerdaer Lhronist zurück, wenn er in der Einleitung schreibt: „Non dieser Stadt (Bischofswerda) Grigine (Ent stehung) undt Ahrsprung berichtet uns Hyeronimus Embserus, der berühmbte OsnonicusIVIisnensis (Meißner Stiftsherc), im VitskennOnis (Leben Bischof Bennos), undt geben solches auch die alten monuments episcopstus (Geschichtsbücher des Bistums), daß solche (Stadt) ermehlter (genannter) Bischoff Benno, der Geburth ein Grossen von Woldenburg (Waldenburg), aus Sachsen und der XI. in der Grdnung, ungefehr umb dasIahr Lhristi 1070 anlegen laßen, do eszuvornnur ein kleines undtgeringesMarckfleckengewesen, undt bloß Werda geheißen haben soll. Andt habe Ihme darfür Ursache undt anlaß ge geben, daß zur Seit, da er seines Ampts gepflogen, undt als ein Provisor (päpstlicher Verweser) undt treuer Hirth, sich seiner befohlenen Kirchen anzunehmen, in seinem gantzen Diocesi (Kirchensprengel) herümb gezogen und Visitation gehalten, sey ihme des Grthss in der Kirchen, do er selbst eigener Person das Dolck exami- nirt undt Sie im Lhristlichen Lhatolischen Glauben unter richtet, ein Helles Licht erschienen, mit einem sol chen Glanz, daß er fasten drüber erstummet, undt alles Dolck erschrocken, welche er aber, als er Sich hinwieder ermahnet (ermannet), getröstet, undt dieses auf Sich, undt den das Dolck, solches vor eine große Gnade Gottes anzunehmen, undt also gedeutet, daß Gott des Grthes, wie bey den Kindern Israel im Tempel zu Jerusalem selb stendig (anwesend) sehn, undt ihme einen wahren Gottes dienst anrichten wollen, derowegen ein ieder darbey das seine thun. Er wolle den Anfang machen, diesen Grth alß, do ihme die Heylige Dreyfaltigkeit, in gestalt eines Hellen Lichts erschienen, sein vermögen anlegen, dahin eine andre Kirche und größer Gottesdienst zu erbawen. Denn dan die Leutlsin nicht alleine solchem Marck- flecken, undt eingspfarten, besonders auch die ganze Pfläge Niscana oder Nissana (Gau Nisan) treulich gefolgst, undt nicht alleine außm Grundt (von Grund auf) eine vornehme Kirche undt Gotteshaus erhoben, beson- dern weiln auch allerhandtHeiligthumb (Reliquien) durch den Bischoff von fernen Grthen dohin (in die neue Bischofswerdaer Kirche) verschaffet worden, gleichsamb eine Walfarth undt alß ein großer Lonkursus (Susammenlauf) angestellet, also daß in kurzer Seit der Marckflecken zur Stadt gediegen (emporgeblühet), an Gebenden und Narungen zugenom men, undt dem Bischoff zu Ehren hernach Dischoffswerda genant. Non der Seit an der Bischoff offtermahls des Grthes inbesondecen auff den hohen Festagen gewesen, undt selbst eigener Person, dem Dolcks doselbsten geprediget, und Meß gehalten, auch seine sonders Andacht und Lust doselbsten angestellet, wie den er mehlter (genannter) Bischoff meistentheils zumStolpen, so Er auch erbauet, undt davon den Nahmen eines Herrensitzes L (von) Stushlpen erlangt haben soll (stolp Stufe), seine R e s i d e n tz nach der Seit gehalten, da er Anno 1088 vom Pabst Elements III. hinwidsr restituirt (als Bischof wieder eingesetzt), als er das Jahr zuvorn von Ihme, weil Er Sich zu deßen Feindten da- mahls, verbanden (im Banne befindlichen) Ke Yser Heinrichen dem Dierdten gehalten, und deine beygepflichtet, Degradirt (abgesetzt), auch Sich mit dem Marggraffen von Meißen, der Grenze halben aller Dinge nicht vergleichen können, wie Er den von Marggraffen Heinrichen einsmahls in solcher Dis-