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Eigenartige rosettenförmige Absonderungs- Erscheinungen und deren Ursachen im Basalt des Steinberges bei Ostritz Von Dipl.-Ing. M. Doalh, Monlangeologe, Freiberg (Sa.) Im Mürz ü. I. waren in den großzügigen Ausschlüs sen der Ostritzer Basaltmerke W. Rudolph am Steinberge eigenartige Gebilde angefahren worden, von denen seiner zeit schon in dieser Zeitung berichtet wurde. Vom Verfasser dieses Artikels wurden zur Klärung der merkwürdigen geologischen Verhältnisse verschiedene Untersuchungen an gestellt, deren Ergebnisse nachstehend erörtert werden sol len. Eine eingehende rein wissenschaftliche Bearbeitung wird vom Verfasser an anderer Stelle erscheinen. Eins kann dieser kleinen Abhandlung schon vorweg genommen werden: die rosettenförmige Anordnung der Vasaltsäulen und die Natur des Einschlusses, der sie ver ursachte, verdienen wahrlich festgehalten zu werden, denn das Ganze bildet eine geologische Seltenheit, wie wir eine zweite ihrer Art in Sachsen nirgends wieder finden. Das Ganze wäre deshalb wert, als Naturdenkmal festgehalten zu werden. Leider sind die geologisch wertvollen Stellen bereits dem rasch fortschreitenden Steinbruchbetrieb zum Opfer gefallen. Wenn wir uns im folgenden mit den geologischen Verhältnissen unseres Phänomens vertraut machen wol len, müssen wir uns zunächst über die Natur des Steiu- berggesteius, den Basalt, klar werden. Der Basalt, der in der Umgebung von Ostritz wie in der Südlausitz überhaupt weit verbreitet ist, gehört zu den Gesteinen, die einst glühendflüssig „als Magma" aus dem Erdinueru quollen, wie wir es noch heute am Vesuv, dem Aetna und an anderen Vulkanen erleben können. Lange schon liegt aber die Zeit zurück, in der in unserer Heimat feuerspeiende Berge von den riesigen, im, Erdinuern ver borgenen Kräften zeugten. Es war ungefähr zur Zeit als die Wälder versanken, aus denen im Laufe von Jahr millionen unsere Braunkohlen gebildet wurden, die heute in den ausgedehnten Werken von Hirschfelde abgebaut werden und die noch bei Berzdorf a. d. E., Reutnitz und an anderen Orten der Lausitz in der Erde schlummern. — Und doch befand sich die Lausitz uur am Räude eines rie sigen Eruptionszentrums, das weitverbreitet von viel großartigeren und mannigfachen Ausbrüchen vulkanischer Natur zu erzählen weiß, dem böhmischen Mittelgebirge, das in weitem Umkreis von den viel einfacheren vulka nischen Bergen der Lausitz umsäumt wird. Es ist klar, daß die verschiedenen und weit verbreiteten Ausbrüche nicht das gleiche Magma geliefert haben wer den, ja es wird sogar bei ein und demselben Ausbruch mit der Zeit sich ganz allmählich die Zusammensetzung des Magmas geändert haben. In der Tat kann der Fach mann vornehmlich mit Hilfe des Mikroskopes mehrere Gesteinssorten auseinanderhalten. Auch hem Laien unter schiedlich erscheinen Basalt und Monolith (Klingstein), die beide der gleichen Eruptionszeit angehören. Man kann aber auch die Basalte selbst wieder weitgehend gliedern. — So werden z. B. in der Lausitz hauptsächlich nach ihrer Zusammensetzung Nephelinbasanit, Nephelinbasalt, Nephe- lintephrit nnd Trachybasalt unterschieden. Vorherrschend sind in der Südlausitz die Nephelinbasanite in Form oli vinführender Feldspatnephelinbasalte, auf denen auch der Bruch der Ostritzer Basaltwerke am Steinberg angesetzt ist. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Natur unse res Basaltes — es sei weiterhin kurz der Name Basalt gebraucht, obwohl nur die Bezeichnung Nephelinbasanit richtig ist — insbesondere aber auch für die Klärung unse res geologischen Kuriosums wie nicht zuletzt für die wirt schaftlichen Betriebsverhältnisse ist die Frage nach der Zu gehörigkeit unseres Basalts zu einer Decke oder zu einer Quellkuppe. Wir müssen nämlich zu unterscheiden ver suchen, ob der Basalt des wallartig aufragenöen Stein berges einst eine Ausbruchstelle selbst war, oder ob der Steinbergbasalt einem Strome angehört, der dadurch ent stand, daß die glühendflüssige Magma über den Krater rand trat und auf dem Untergründe Sahinfloß. Es ist von weittragender Bedeutung, daß einige kennzeichnende Merkmale die Deckennatur des Steinbergbasaltes er weisen. Das Gestein führt nämlich reichlich flaschengrünen Olivin, der schon mit bloßem Auge sichtbar ist,' die schwarze Hornblende fehlt. Nun hat schon I. Hazard auf den be deutsamen Unterschied in der mineralogischen Zusammen setzung der Lausitzer basaltischen Eruptivgesteine aufmerk sam gemacht, nach welchem die Basalte der Deckenergüsse reichlich Olivin führen und hornbleudefrei sind, während die Gesteine der Zufuhrkanäle und Ausbruchsstellen horn- blendercich sind und kaum Olivin enthalten. Dieses Unterscheidungsmerkmal weist also darauf hin, daß der Steinbergbasalt einem Decken erguß angehört und nicht eine Stelle ist, an der das glutflüssige Magma der Erde ent quoll. Wir haben aber noch einen weiteren Beweis für die Deckennatur des Steinbergbasaltes: die Säulen st el- lung. Durchgängig ist das Gestein in 5—Oseitige Säulen gegliedert, die einen mittleren Durchmesser von 2—3 Zenti metern haben. Diese Säulengliederung des Basaltes ist durch Klüfte bedingt, die infolge Schrumpfung beim Ab kühlen des Magmas entstanden, eine Erscheinung, die der Bildung ähnlich gestalteter Rißfiguren beim Eiutrocknen von Schlamm entspricht. Die Erfahrung hat nun eine ge wisse Gesetzmäßigkeit in der Stellung der Basaltsäulen gezeigt,- denn im allgemeinen stehen die Basaltsäulen je weils senkrecht zur abkühlenden Grenzfläche gegen das Nebengestein bczw. zur Oberfläche des Magmaergusses. Ganz im Einklang damit stehen die Basaltsäulen des SteinbergeS in der Hauptsache senkrecht. Damit ist auch die Säulenstclluug Beweis für die Decken natur des, Basalts. Als Eruptivzentrum, an d,em das Magma der Erde entquoll, dürfte der rund einen Kilo meter südwestlich vom Steinberg sich erhebende kegelför mige Knorrberg zu betrachten sein. Die Unterlage des Basaltes wird von typischem lau- sitzer Bivtitgranit gebildet. Er ist am Nordwestende des Steinbruches in unmittelbarem Zusammenhänge mit dem Basalt gut aufgeschlossen. Trogartig unterlagert dssr Bio titgranit den Basalt, sodaß man den Eindruck hat, daß das Magma einst in einem Tale vordrang. An seinen mit 30—40 Grad einfallenden Flanken stehen die Basaltsäulen in ganz charakteristischer Weise durchaus senkrecht zur Unterlage, also zur Abkühlungsfläche, und ganz allmählich gehen sie in eine senkrechte Stellung über. Der Granit trennt eine 2—3 Zentimeter starke, lettige, dunkle Ge steinslage vom Basalt, sodaß man annehmen muß, der Grauit ist zur Zeit des Magmaergusses von einer vege tationsbedeckten Bodenschicht überzogen gewesen. — Zu sammenfassend halten wir fest, daß der Steinbergbasalt einem Deckenerguß angehört und daß die Säulenstellung des Basalts jeweils von der Lage der benachbarten Ab wicklungsflüche beeinflußt wird. 40 Meter vor dem randlich unter dem Basalt ein fallenden Granit ist etwa 23 Meter unter der heutigen Oberfläche des Basaltes und — nach der Grenzzone zwi schen Granit und Basalt zu urteilen — etwa 3 Meter über dem Liegenden des Basaltes ein Einschluß von etwa 30 bis 40 Zentimeter Durchmesser angefahren worden. Eine auf dem Einschluß aufgefahrcne Strecke hat ihn in einer Länge von etwa 10 Meter festgestellt. Rings um den Ein schluß befindet sich ein Kranz eines Hellen, umgewandel ten Gesteins, der ungefähr 40 Zentimeter stark ist, sodaß im Basalt ein angenähert kreisrundes, schlauchförmig ge-