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Ölgemälde des Begründers der Wehrsdorfer Kirche an gebracht, des Wolf Rudolf non Ziegler und Klipphausen. — Eine Gemeinde, welche ihre Wohltäter ehrt, ehret sich selbst! Das Ende des großen Teiches in Burkersdorf Die Südlausitz ist arm an stehenden Gewässern. Schaut man von einem Heimatberge hinab, so sieht man nur selten diese Augen der Landschaft auflcuchten. Früher war das anders. Fast jedes Bauerngut hatte einen größe ren oder kleineren Teich in der Nähe, den es als Vieh tränke oder zn Feuerlöschzwecken benutzte. Mit Anlegung der Wasserleitungen auch auf den Dörfern ist letzterer Zweck hinfällig geworden. Auch die Fischzucht scheint nicht mehr so ertragreich zu sein, daß sie das Schlämmen der Teiche lohnte. Die Mühlteiche sind seit Einführung von Dampf und Elektrizität ebenfalls überflüssig geworden. So sind immer mehr Teiche zugeschlittet worden, nachdem sie mehr oder weniger verschilft und versumpft waren. Im Interesse des Landschaftsbildes ist dies zu bedauern. — So müssen wir auch deu blauen Fleck, den der große Teich in Burkersdorf auf der Karte der Südlausitz bildete, mit Grün überziehen. Der Teich ist verschwunden. Einst war der sogenannte Große Teich das Wanderziel von Natur freunden aus Zittau und Umgegend, die stille Naturreize zu schützen wußten. Wie ein kleiner See lag er in der Landschaft. War auch sein Wellenschlag nicht hoch, so zeigte der Teich doch fast immer Bewegung. Glucksend schlugen die Wellchen an den Damm und gaben zusammen mit dem leisen Singen des Schilfes, dem Rauschen der Bäume und dem Rufen der Vögel eine eigenartige Musik. Eingerahmt war der Teich von mächtigen Eichen, und seinen Hinter grund bildeten die bewaldeten Großhennersdorfer Berge. — Der Große Teich umfaßte ein Gebiet von rund 100 Morgen, also eine Fläche wie die eines mittleren Bauern gutes. Wenn auch ein Teil davon (etwa ein Drittel) ver schilft war, so lag doch eine große Wasserfläche frei da. Den Dorfknaben erschien sie ungeheuer weit, wenn sie sich den Fischkahn am Ufer „ausborgtcn" und zur stillen Insel hinüberruderten. Reich war das Vogelleben in früheren Jahren am Teiche. Bis in die 80 er Jahre des vorigen Jahrhunderts belebten ihn große Scharen von Möven. Ältere Leute in Burkersdorf erzählen, daß der damalige Inspektor des Rittergutes, zu dem der Teich gehörte, ganze Körbe von schmackhaften Möveneiern sammeln ließ. Da durch wurden später die bei uns seltenen Vögel vertrie ben. Das „Kiewitt" des Kiebitzes erscholl aber weiter. Auf dem Wasser ruderten das große und das kleine Wasser huhn, die scheue Wildente entschwand im Röhricht und manchmal ließen sich auch Reiher blicken. — Jeden Herbst fand als Ereignis für die ganze Umgebung von Burkers dorf der Fischzug statt. Manch Zentner Karpfen ist da auf der großen Valkenwage, die am Damm ausgestellt ward, abgewogen worden. Was nicht gleich an Ort und Stelle verkauft wurde, kam in großen Bottichen zu den Fisch händlern nach Zittau. Die Dorfjugend beteiligte sich leb haft beim Fischen und hielt dann für sich eine „Nachlese". Mit all dieser Herrlichkeit ist es nun vorbei. Wohl steht der alte trntzige Damm noch mit seinen uralten Eichen. Nicht mehr sammelt er aber im Becken zu seinen Füßen die Wasser, die ihm die Großhennersdorfer Berge zuschickten. Eine grüne Fläche breitet sich statt der blauen vor ihm aus. Schon 1913 wurde mit dem Ablassen des Teiches be gonnen. Verschilfung, Durchlässigkeit des alten Dammes, Unrentabilität der Fischzucht und das Bestreben, neues Kulturland zu gewinnen, waren wohl der Grund dafür. Nur Tümpel und Sumpflöcher blieben außer dem großen Sammel- und Abflußgraben zurück. Der Weltkrieg unter brach die Entwässerungsarbeiten. Eine wüste, verwilderte Fläche lag nach ihm da. Da ließ der Besitzer des ganzen Gebietes, der Herr von Sandersleben, die Abzugsgräben erneuern und durch einen breiten Zeutralgraben das ent zogene Wasser dem Kemlitzbache zuführen. Große Teile der früheren Teichfläche wurden in i^en letzten Jahren auch mit Drainagesträngen zur besseren Trockenlegung durchzogen. Mit dem Dampfpfluge wurde dann der alte Teichgrund tief aufgerissen, umgelegt und später bepflanzt und besät. Kommt der Wanderer heute zum „Großen Teiche", so sieht er ein gänzlich verändertes Bild. Der flachste Teil des ehemaligen Teiches ist schöne Wiese geworden. Da hinter breiten sich ein paar Felder mit Gemenge (Hafer, Wicken, Schoten) aus. Daran schließt sich eine Korbweiden kultur an. Und hinter dieser leuchtet weiß ein reifendes Haferfeld hervor. Den Hinteren Teil des Teichgebietes hat man mit Laub- und Nadelhölzern zu bepflanzen ver sucht. Während die Eschen und ein Teil der Birken gut fortgekommen sind, scheint den kleinen Fichten der Boden nicht recht zu behagen. — Die eigentlichen Teichpflanzen treffen wir nur noch an der Innenseite der Entwässerungs gräben an. Da rauschen noch Schilf, Rohrkolben, Frosch löffel n. a. Daneben rücken aber auf der erhöhten Außen seite der Gräben Distel, Weidenröschen, Huflattich, Habichts kraut und andere Nichtwasserpflanzen an. Auch das Vogel leben hat sich geändert. Wohl ist der Kiebitz noch nicht ganz verschwunden, andere Wasser- und Sumpfvögel erblickt man aber höchst selten. Habicht, Sperber und Bussard ziehen über dem veränderten Gebiete ihre Kreise, scharf nach Beute spähend. Am Abend aber verlassen Kauz und Käuzchen ihre Schlupfwinkel auf den Eichen des Dammes und benützen das frühere Teichgebiet als Jagdrevier. Aus dem nahen Wäldchen kommen sichernd Rehe und lassen sich eine Weile das junge Gemenge schmecken. So verschwand die alte Welt des Großen Teiches und eine neue der Bodenkultur ist entstanden. Unsere engere Heimat ist aber damit wieder um ein romantisch ursprüng lich schönes Stück Landschaft ärmer geworden. Das Paradies der KinderzeiL Wenn mick mit Kampf und Not das Leben, Wenn es mit Leid mied Kart bedrängt, Wenn sieb vergiftend in mein Streben, ver Stocket der Verzweiflung senkt — Wie denk' ick okt an jene Lags, vis sonnig mir und kold gemait! Nukstsigt, wie Wunderland der Sage: Vas Paradies der Kinderzeit, va wutzt ick nickts von kast'gem Jagen Nack einem trügsriscken Ziel, va gab's kein kleinückes Verzagen vei kröklicker «Zenossen Spiel, Nickt nagt es an dem Kerzen quälend -- Im Sonnengolde, lickt und well, erglänzt, von reinem Sluck erzäklend, Vas Paradies der kinderzsit. Vie Stunde kam, zur engen Pforte Lrat ick kinaus mit sckwankem §utz; Und weiter ging's von Ort zu Orte, Vock Kall dünkt mir der Mensckengrutz: IZetäubend brauste rings ikr Jagen — Sei stark, mack dick zum Kampf bereit! Und ungekört verkallt' mein Klagen Ums Paradies der kinderzsit. Vock Lenk' ick keut der Stunden wieder, ves Knabenspiels in §lur und Kain, Nus Muttermund der süßen Lieder, vis ick erlausckt im vämmersckein — Oibt mir, vom Zauberbann umsponnen, Erinnerung ein treu' Oslell, Und wieder weil ick voller Wonnen Im Paradies der kinderzsit! Srick Sackse, vautzen.