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ni, oas wenn's puchte? Die Elsa hoat wull'n Schlüssel vergassen?" Es schlürfte jemand durch die Stube. Dann wurde die Tür geöffnet. Der alte Weber, eine lange, hagere Gestalt mit spärlichen, langen Haaren, die Brille an den geröteten Augen, stand mit der kleinen Petroleumlampe in der Hand da. „Elsa, bist Du's?" Und er trat einen Schritt zurück, damit sie hereinkommen könne. Als statt ihrer ein junger Maün freundlich grüßend aus dem Dunkel auf die Schwelle trat, erschrak der Alte so, daß er zusammenzuckte, die Tulpe von der Lampe sprang und am Boden zerschellte. „Ach, jemersch hätte! Sie senn's, Johann!" rief er dann und rückte mit der Lampe, deren gelbe Flamme sich aufschlängelte und den Hausflur mit stinkigem Rauch zu erfüllen begann, zurück an den Brotschrank. Elsa hatte so fort einen Besen aus der Ecke genommen und kehrte die Scherben beiseite. Die Stubentür öffnete sich. „Vater?" „Ja, ja, Mutter, do hoan mir Moalier gehoat!" Die kleine, krumme Frau guckte heraus und war eben falls über die Anwesenheit von drei Personen erschrocken. „Nu woas, nee, woas hoaste ok Nee, doas is ju goar dr Johann!" Mehr brachte sie nicht heraus. „Ja ja, ich bin an allem schuld!" lachte Johann, schloß die Tür und schüttelte den beiden Alten herzhaft die Hand. „Ich hab den Vater so erschreckt, weil ich wie ein Geist aus der Nacht geredet habe." Auch die Alte lachte mit dünner Stimme. „Ja nu, hihi, wenn's ok ni gefährlicher is!" Und die kleine Frau ergänzte: „Scherben breng Glick, heeßt's. — Ja, nu kumm Sie ok immer a bissel rei!" Diese Einladung erfolgte allerdings in zaghaftem Tone, die gute Frau hatte erst ihren Mann und Elsa mit einem schnellen Blick gefragt, ob sie's wagen solle. Die niedrige Stube wurde durch eine über dem Web stuhl hängende Petroleumlampe matt erhellt. Die Mutter hatte -sich das Spulrad neben den Stuhl gerückt, damit sie auch ein wenig Licht mit davonkriegte. Garnstaub, Ruß und unangenehmer Schlichtgeruch erfüllten den Raum. Die Liebschern brachte einen Schemel herzu, wischte ihn schnell mit der Schürze ab und lud den Gast efn, sich zu setzen. Elsa legte Jackett und Schau! ab und lehnte sich nach her an den Tisch, als ob sie der Besuch nichts anginge. Ihre Wangen waren gerötet, sie befand sich in Verlegen heit, denn es würde etwas kommen, worauf sie garnicht vorbereitet war. Jetzt sprachen sie von dem Ereignis, das das Dorf beschäftigte, von der Stiftung neuer Kirchen glocken durch die Gutsherrschaft. Die beiden Alten lobten den frommen und opferfreudigen Sinn des „Herrn". Jo hann zeigte auch lebhaftes Interesse, er erzählte, daß die Glocken jetzt aus einem etwas anderen Metall gegossen würden, uüd dann von den Vorgängen des Glockengusses, worüber er einmal eine ausführliche Schilderung gelesen hatte. Daun erhob er sich plötzlich und fuhr, zu Elsa ge wendet, mit strahlenden Augen fort: „Na, wer wird das erste Paar sein, dem die Glocken läuten werden? — Viele werden uns hoffentlich nicht vorangehen!" Elsa errötete und ihre Augen glänzten feucht. „Wissen Sie, Johann," begann der Weber nach einer kurzen Pause, „es is vun Ihnen gutt gemeent. Aber mir wullen ni, doaß Sie a Feindschaft mit Ihren eegen Eltern geraten. Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser. Und wenn Sie bann ne honn, wird's kee Glick gähn. Ja, ich hoa Achtung vir Ihren ehrlichen Willen. Und nahm' Sie 's uns ahlen Leuten ni tebel, mir meen's ja mit bee- ben ok zun besten!" Die Frau hatte ihm zugenickt, Elsa wartete, jetzt mußte es endlich kommen! Johann aber trat auf die beiden Alten zu. „Ja, Ihr meint's gut. Und auch mein Vater meint's gut. Und also war's Zett, daß sie kommen, die neuen Glocken, sonst hät ten wir uns mit den alten begnügen müssen. — Ja ja, macht Euch so sacht bereit!" fügte er, über die drei er staunten Gesichter ergötzt, fröhlich hinzu. „Johann, Dein Vater? Hat er — — Erzähle doch!" „Dulde, gedulde Dich fein!" sagte er. - Dann erzählte er's. Und da war es auf einmal hell in der Stube, wunderbar hell. In aller Augen spiegelte das Licht herzlicher, jubelnder Freude. „Und das hast Du solange bei Dir behalten können, mein Liebster?" neckte Elsa, als Johann ging. „Armer Mann, das muß ja furchtbare Marter gewesen sein!" „So muß man's machen. Merke Dir's für später, wenn einmal der Weihnachtsmann die Kinderschar über raschen soll!" Sie gab ihm einen leichten klatschenden Schlag auf die Wange, er küßte sie und sprang hinweg. Weinen, lachen, weinen mußte das Mädchen, daß sein Herz ihm nicht zersprang in dieser Nacht. Und die Alten reckten dem lieben Gott die dürren, runzeligen Hände ent gegen und stammelten Dankesworte, fromme Worte reiner Kindereinfalt. 2. Und so wurde am Ostertage die Hochzeit gehalten. Während der Braut und ihrer Mutter im Vorgennß des nahen Glückes, dem sie feierlichen Einzug bereiteten, bei jeder Arbeit immer ein seliges Lächeln im Gesichte stand, der Brautvater beim ruhigen bedächtigen Wirken von einem beschaulichen Lebensabend träumte, schien im Bäckerhause die Freudensonne nie ganz ungetrübt und rein. Ehregott kroch wie ein gereizter Hund an den Wän den hin. Sprach man ihn an, so gauzte er, und man war froh, wenn er in der Trittgrube stand, da kam man am wenigsten mit ihm zusammen. Was ihn so verdroß, war die Plötzlichkeit und Schnelligkeit, mit welcher die Heirats frage erledigt worden war, es sah ja aus, als hätten die Gerüchte, die umliefen, tatsächlich ihren Grund. Mehrere Kunden büßte er ein, es waren Bauern mit mannbaren Töchtern. Vor allem aber gab es ihm zu großen „Drasch". Der Maurer tünchte Hausflur und einige Zimmer frisch. Im Hofe hackte der alte Richter das Reisig auf, denn ein mächtiger Ha»fen Kiefernbuschholz bildete keine Zierde für ein Hochzeitshaus. Dann rumpelten tagelang die Bürsten der Scheuerfrau. J/n der Wohnstube ratterte Frau Alwines Nähmaschine, Tische und Stühle lagen gewöhnlich voller Stoffe und Schnitte. Und gar das große Kuchenbacken! Osterkuchen für's Dorf, Kuchen für den Laden, Kuchen für die Hochzeit. Dann Hub das Scheuern wieder an. Der alte Meister, Frau Alwine, Johann, der Lehrbub kamen ein paar Wochen lang vom frühen Morgen bis in den späten Abend nicht aus dem Schweiß. Die Scheuerfrau und die Nähterin standen ihnen bei. Die Tage huschten nur so hin, und man kam mit der Arbeit Picht zu Ende. (Fortsetzung folgt.) Me sr«tne Ikr wucbssi, altersgraue Mauern, zu stolzem IZau vor vielen Kundert sjakrsn. Sesckleckter werdet ikr nock überdauern, so, wie ikr salü Sesckleckter von euck iakren. Ikr trankst in euck auck der §reuds Laut, an euren Wänden koste Saitenton, daraus die Glockenblume freudig blaut und Immergrün dem Sänger sproßt als Lokn. Lluck kerbes Menscbenlsid durcbdrang den Stein, das bittre Lränen weinte sckmerzdurcbwackt, ikr sckloßt es still in euren Karten Sckrein und seukzi nur leicbt in lauer Mondesnackt. L. Mecich, A«Mrch.