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auch die Auffahrt zu dem ehemaligen Reichenbacher Schlosse zu suchen) und schließlich auf die auf den Markt führende „Badergasse" übergeht. Also nicht von Westen her, sondern von Norden aus erreichte die „Hohe Straße" den Reichenbacher Markt. Von hier ist sie nicht nach Südosten, sondern in östlicher Richtung weiter gegangen. Durch die langgestreckte „Görlitzer Straße" hat sich die „Hohe Straße" dann dem Orte Oberreichenbach zu gewendet. Altere Leute wußten vor Jahren noch viel davon zu erzählen, wie seiner Zeit des öfteren (vor dem Bau der Landstraße) 6—12spännige Frachtwagen die Badergasse hinauf nach dem Markt und dann die Görlitzer Straße hinaus ihren Weg genommen haben. In Oberreichenbach bezeichnet die Heutige Straße den weiteren Verlauf, nach Abzweigung der neuen „Königs hainer Straße" läuft neben der Staatsstraße fast parallel eine hohlwegartige Vertiefung hin, in der sich gleich beim Kreuzen des „Goldbaches" die Reste einer uralten Brücke, der sogenannten „Napoleonsbrücke", befinden. Auch weiter hin, vom „Rittergute Oberreichenbach" nach der „Kanone" und Markersdorf ist die Hohe Straße immer ein Stück nördlich der heutigen Straße gegangen. In der Nähe des „Oberhofes" fand man am 11. Juni 1800 beim Roden einer „Lehde" in 2 Gefäßen 64 Stück silberne Brakteaten von der Größe der „Speziestaler" und einem Gewicht von je „12 bis 18 Aß". Seit jenem Münzenfund, über dessen Ver bleib wir leider bisher nichts erfahren konnten, heißt das betreffende Flurstück „Silberfleckchcn". In dem vormaligen Straßenzug nördlich des „Gasthauses zur Kanone" stellte. Verfasser dieses gelegentlich einer Nachgrabung im Jahre 1910 ein altes Straßenpflaster fest. Bei dem be kannten „Duroc - Denkmal" in Markersdorf trifft die „Hohe Straße" mit der dermaligen Landstraße zusammen. Postkutsche, Lokomotive und Kraftwagen und Hoch über der Stadt der Postflieger, das sind die Verkörperungen der Verkehrsmittel von Urvätertagen zur Gegenwart. O. Sch. «ntern» Lindenvaum Don Wilhelm Filcbsr, Aittau. Lin Vöglein sang im Lindenbaum So ganz versteckt, man sak es kaum. Ick riek dem lieben Vöglein zu: „kick, könnt ick singen so wie du!" Und unisrm Lindenbaums traut Satz Sans mit Liess, seiner Dräut. Lr kützts sie. Vom Lippenscblag Slog's Vöglein kort bin in den Sag. ttm andern Log, in aller §rük, Song's Vöglein seine Melodie Scbon wieder in dem Lindenbaum, Ms !cb erwacbte aus dem Lraum. „Lieb' Vöglein, singe immerzu, Latz dicb nickt stören, körest du? ven Sans stört aucb nickts. wenn er ist Seim Liefe! und es kerzkast kützt! Ein historischer Trauertag der Lausitz Zur Erinnerung an die Zerstörung Zittaus im siebenjährigen Kriege am 28. Juli 1757 Das Bombardement Zittaus ist eine unnötige Barbarei. Fr. d. Große. So urteilte der alte Fritz, als er die Zerstörung Zit taus durch die Österreicher erfuhr. Besiegelt wurde Zit taus tragisches Schicksal durch die Schlacht bei Kolin. In dieser machten die sieggewohnten preußischen Bataillone zum ersten Male Kehrt und überließen den Österreichern l unter Feldmarschall Daun das Schlachtfeld. Mit 100 000 ! Mann folgte dieser den weichenden Preußen in der Rich- : tung Zittau. In einem großen Bogen umschlossen die I Österreicher die von 6 Bataillonen Preußen besetzte Stadt. Da der preußische Kommandant von Dirike die Kapitula tion ablehnte und „Zauderer" Daun für einen Handstreich gegen das Häuflein Preußen trotz seiner 100 000 Mann nicht zu haben war, nahm das Verhängnis seinen Lauf. Unter dem Feuer der österreichischen Geschütze und Haubitzen sank Zittau binnen wenigen Stunden in Schutt und Asche. Von diesem Schlage hat sich die infolge ihres blühenden Handels wohlhabend gewordene Stadt niemals wieder ganz erholt. Noch heute nach 170 Jahren zeugen ein zelne unbebaute Brandstellen in der inneren Stadt von jenem Schreckenstag. Unendlich viel ist seither geschrieben und gedruckt wor den. Es fehlt auch heutzutage nicht an grübelnden „Histo rikern", die Zittaus Zerstörung gewissermaßen als verdient htnstellen, da sich dieses den verbündeten Österreichern gegenüber „llntreu" erwiesen habe, und was derartige Be hauptungen mehr sind. Am unverdächtigsten aber sind die Aussagen jener, die als Augenzeugen den Unter gang Zittaus miterlebten, wohl ihre Habe verloren, doch das Leben retteten. Aus den Schilderungen eines dieser Unglücklichen ist zu entnehmen, daß schon am 22. Juli von den Österreichern eine Anzahl Kanonenschüsse auf die Stadt abgegeben worden waren, die allgemeinen Schrecken ver breiteten. Am Morgen des 23. Juli gegen 10 Uhr setzte das Bombardement mit aller Heftigkeit ein. „Denn es wurden," so schreibt der Augenzeuge in seinem hinter lassenen Bericht, „vop den am Frauen- und böhmischen Tore errichteten Batterien feuerverbreitende Ladungen in die Stadt geworfen. Gefeuert wurde aus 32 Geschützen und 10 Haubitzen. Auf drei Granaten und vier Kanonen kugeln folgte jedesmal ein glühendgemachtes Brandgeschoß. Jetzt lag es klar zutage, daß die feindliche Wut nicht nur auf die Besatzung, sondern auch auf die Stadt selbst und deren Einwohner gerichtet war. Das von altersher üb liche Hissen einer roten Feuerfahne auf dem Johannis turm beim Ausbruch des ersten Brandes hielten die Öster reicher für ein Zeichen des Entschlusses zur äußersten Ver teidigung. Das Feuer der Geschütze wurde immer stärker und wurde besonders auf die Türme der Stadt gerichtet. Auch sonst wurde die Verwüstung nun allgemein. Bebend und zitternd wollten sich die unglücklichen Einwohner nicht aus den Häusern wagen und doch drohten diese mit Ein sturz. Unter lautem Schluchzen, Geschrei und Händeringen wagten es endlich die meisten, auf die Gassen zu laufen. Kleine Kinder umschlangen die Lenden der Väter, zärt liche Mütter trugen Säuglinge oder hilflose Kleine auf ihren Armen, indeß die größeren sich weinend an ihre Schürze schmiegten. Aber wo. sollte die trostlose Schar hin? Plötzlich kam eine Kugel und riß hier den Vater, dort die Mutter, dort das Kind von der Seite ihrer Lieben. Neuer Schrecken fuhr in die zerstreuten Haufen. Sie eilten dem Webertore zu und wurden hier auch von der Besatzung hinausgelassen. Kein Österreicher hinderte sie hier, denn zu aller Erstaunen war dieses Tor von den Öster reichern nicht eingeschlossen. Es war auch von den Preu ßen nur schwach besetzt und diente zum ungehinderten Verkehr zwischen der Besatzung und dem preußischen Lager im nahen Herwigsdorf. Das Offenlassen dieses Tores läßt die Vermutung zu, daß es den Österreichern hauptsächlich um die Verwüstung der Stadt zu tun war. Ein Teil der unglücklichen Be wohnerschaft kroch in die Keller und hoffte, da sicher zu sein. Aber Rauch und Qualm drangen durch die Keller löcher und der Schutt verschloß diese, sperrte zugleich auch die Luft ab. Die Geängstigten wollten heraus, aber sie konnten nicht, weil die Türen verschüttet waren. Sie waren also lebendig begraben. Die baldige Erstickung durch den Qualm war vielleicht noch ein Glück für sie. Es sind ihrer an der Zahl 73 erstickt aus den Kellern herausgezogen worden, meistens Personen von Stand und Vermögen,