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Nr. 13 Gbevlausiher He!matze!tung 203 Am 1. Juli 1857, vor nuumehr 70 Jahren, fand die feierliche Einweihung unter zahlreicher Beteiligung der umwohnenden Bevölkerung statt. Das war ein Fest, wo die wenigsten der Umwohner fehlten. Noch hente leben in Niederneukirch und anderen Orten Leute, die der Feier damals als Kinder beiwohnten und sich noch mit Stolz dieses Tages erinnern. In einer Entfernung von zwanzig Schritten wurde östlich vom Turm ein hölzernes Nnterkunfts- und Ein kehrhaus für die Bergbesucher errichtet. Seine Lebens dauer war aber sehr kurz; denn wenige Zeit darauf wurde es iu einer Nacht von ruchlosen Menschen in Braud ge steckt. Vollständig brannte es nieder. Aber noch in dem selben Jahre wurde ein massives Berghaus mit drei Stuben und einer Küche errichtet. Alle Besucher lobten den neuen Turm. Jeder der Be sucher, der den Turm besteigen wollte, mußte vorher, wie das hente auch noch der Fall ist, für die Unterhaltung des Turmes und für die Rückzahlung der Anteilscheine einen bestimmten Betrag entrichten. Noch im Herbste des Jahres 1856 wurden 05 Taler Tnrmgeld eingenommen. Die Be sucherzahl stieg. 1857, dem Jahre der Turmeinweihung, wurden 329 Taler Eintrittsgelder eingenommen. Seit der Einweihung des Turmes sind nun siebzig Jahre verflossen. Tausende von Heimatfreunden haben ihn besucht. Und in der Tat, es ist jedem, der bei klarem Wet ter auf den Battenberg kommt, zu empfehlen, sc« Turm zu besteigen. Au klaren Tagen kann man ein sehr groß Teil unsrer Heimaterde überschauen. Die Blicke schweifen vom Kolmberge bei Oschatz bis znm Riesengebirge und vom böhmischen Mittelgebirge bis zur nvrdsüchsischen Tief ebene. All dieses Land liegt ausgebreitet vor den Angcu des Beschauers. Nach dem Urteile des Neustädter Pfarrers Götzinger soll eine Laudflüche von iveit über 400 Qudrat- meilen zu übersehen sein, also eine Fläche, die bedeutend größer ist als unser Freistaat Sachsen. Im Laufe der siebzig Jahre ist wohl auch manches Un wetter über den Berg und seinen Turm gezogen. Wohl mancher Wettersturm hat ihn umbranst. Manchmal wohl hat ihn auch der Blitz getroffen. Aber trotzalledem ragt heute noch der trotzige Valtenbergturm! 2 tägige Reise der Saxonia Großschönau am 11. und 12. Juni 1927 Schon vor einigen Wochen wurde in den diesjährigen Wanderplan der Saxonia eine Reise ins Erzgebirge ausgenommen, die von den Teilnehmern zur Ost-Sachsen- fahrt erweitert wurde. Einige Reiselustige sparten darauf — der eine 3, der andere 5 und ein dritter 10 NM. monat lich — in ein Reisesparbuch, das Herr Buchbindermeister Linke führte. 31 Personen nahmen teil. Ein Fahrplan in großen Zügen ward ausgestellt. Sonnabend, den 11. Juni, morgens dreiviertel 6 Uhr waren alle beim Postamt ver sammelt und verstaut. Nachdem Herr Bornstein den von zarter Hand geschmückten Aussichtswagen der Reichspost auf der Platte festgehalten hatte, begann die Fahrt unter Führung des Vorsitzenden und des Kassierers der Saxonia fahrplanmäßig um 6 Uhr. Zunächst ging es über Spitzkunnersdvrf, im Tale des Landwassers aufwärts über die Wasserscheide in das lieb liche Spreetal, das in Sohland wieder verlassen wurde. Hinter Steinigtwolmsdorf nahm uns der deutsche Wald auf. „Wald und Flur im schnellen Zug kaum gegrüßt — gemieden, und vorbei wie Traumesflug schwand der Dörfer Frieden." Ein sonniger Frühlingsmorgen, das köstliche junge chrün der Bäume und die Sänger in den Wipfeln ver setzten uns in Feiertagsstimmung. „Schwager ritt auf seiner Bahn stiller jetzt und trüber, und die Rosse hielt er an, Nach einer 51 Kilometer langen Fahrt, mitten im Walde hielten wir 8,30 Uhr in der H o h iv a l d s ch e n k e, wo der bestellte Kaffee schon lieblich duftete. Der Tanzplan bei Sebnitz betrachtete sich neugierig die kleine Schar, die sich Bewegung verschaffte. Nach dreiviertelstündigem Aufenthalt schoß der gelbe Bogel über Neustadt nach Stolpen dahin. Eine reich liche Stunde ward der Burg gewidmet. Ein Herr vom Gebirgsvercin Stolpen übernahm die Führung. Auf dem 317 Meter hohen, steil aufsteigenden Basaltberge ist schon im Jahre 1121 das Schloß erbaut worden. Hier verbrachte die Maitresse Friedrich August des Starken, Reichsgräfin von Cosel, von 17l6 bis zn ihrem Tode im Jahre 1785, also 49 Jahre, ihre Gefangenschaft. Nachdem sie sich über 9 Jahre der Gunst des Kurfürsten erfreut hatte, schien sie angeblich staatsgeführlich zu werden. Sie hatte ein Atter von 85 Jahren erreicht. Zahlreiche Dinge der Burg er innern noch heute an sie, die eine der schönsten und geist reichsten Frauen ihrer Zeit war. Da sind eine Anzahl von ihr gestickter Wappen, Zeichnungen und Bilder aus ihrem Leben und eine von ihr stammende Vermögensaufstellung vorhanden. Doch zurück zur Gegenwart. Zahlreiche kleine Ort schaften, die sich zu unseren Füßen ausbreiten, liegen im herrlichsten Sonnenschein. 10 Uhr ist's, und die Fahrt geht weiter über die Elbe nach Pirna. Vor dem Sonnen stein wird gehalten, um einen Blick auf die belebte Stadt und den majestätischen Elbstrom zu tun. Am linken Elb- ufer kommen wir nun an den großen Industrieanlagen vorüber und biegen links zum Großsedlitzer Park ein. Dieser wird eingehend besichtigt. Die herrlichen Sta tuen sind stark verwittert und die Sandplätze ungepflegt und vom Unkraut überwuchert. Für ihre Pfege scheint in unserer materiellen Zeit kein Geld vorhanden zu sein. Nun führt uns der Weg ins Müglitztal. 12,15 Uhr landeten wir in Weesenstein und fanden im Bahn hofshotel den Tisch für uns geschmückt und gedeckt. Nach dem wir uns gestärkt hatten, ging es im Tale der Müglitz, deren Wasser durch die Zinuwäsche rot gefärbt ist, auf wärts über Geising nach Zinnwald. In einer Höhe von 800 Meter bogen wir an der tschechischen Grenze scharf rechts nach Altenberg um. Diese kleine Stadt mit 1800 Einwohnern war der Hauptvrt des sächsischen Zinnberg baues. Im Osten der Stadt schritten wir auf schmalem Fußpfad au der „Großen Pinge", einer 1624 einge stürzten Zinngrube, vorüber. Ganz deutlich konnte man an den Bruchstellen die ehemaligen Stollen erkennen. Leider fing es an zu regnen. In aller Eile machten wir daher dem 823 Meter hohen Geisingbcrge nur einen flüchtigen Besuch und kehrten an der höheren Lehranstalt für Verkehrsbeamte vorüber zu unserem Wagen zurück. Jedenfalls hatten wir einen Begriff von dem typischen breiten Rücken des Erzgebirges mit seinen Siedlungen und ausgedehnten Hochflächen bekommen. Da das Unwetter zunahm, fuhren wir bei strömendem Regen durch Rehefeld nach Frauen stein, wo über nachtet werden sollte. Wir fanden gastliche Aufnahme im Hotel zum goldenen Stern, etliche in Privatquartieren. Ein dichter Nebel verhinderte an diesem Abend wie am nächsten Morgen, daß wir Franenstein in seiner Gesamt heit schauen konnten. Am Sonntag, den 12. Juni, besichtigten wir das Schloß und verließen um 8 Uhr morgens den Marktplatz von Frauenstein. Nach einem Abstecher zur Sommerfrische Kipsdorf kamen wir durch die Stadt Dippoldis walde zur Talsperre Malter. Diese 1913 erbaute Sperre bot mit einem Mal ein ganz anderes Bild. Segel-,